Bewegender Abschied: Bürgermeister Moormann packt seine Siebensachen

Kaarst · Das war eine Veranstaltung mit reichlich Gänsehaut-Feeling: Bürgermeister Franz-Josef Moormann wurde mit zahlreichen Reden, künstlerischen Beiträgen und einem Großen Zapfenstreich verabschiedet.

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Der Neusser Bürgermeister Herbert Napp wollte seine offizielle Abschiedsveranstaltung erst 50.000 Euro, dann 30.000 Euro kosten lassen. Als es Kritik hagelte, sagte er ganz ab — traurig. Die Stadt Kaarst hat am Montag gezeigt, wie's geht — nämlich mit jeder Menge Herzblut: Hunderte Gäste waren ins Rathaus gekommen, um dem scheidenden Bürgermeister Franz-Josef Moormann noch einmal die Hand zu schütteln. Dabei gab es tolle Gänsehaut-Momente und der bestens aufgelegte Stadtchef bewies einmal mehr seine Qualitäten als Entertainer — vor allem als er seine Siebensachen packte...

"Jetzt kann ich es ja sagen, mir kann ja nichts mehr passieren: Ich bin ein versehentlich schwarzer Sozi...", gab Moormann schmunzelnd zu. Dennoch sang ihm die CDU-Ratsfraktion ein selbst gedichtetes Ständchen mit dem Titel "Ich bin Bürger und ein Meister..." Und das war nicht die einzige kreative Aktion: Das Blasorchester der Gesamtschule Kaarst-Büttgen spielte auf, die "Kleene Schnute" bot zwei kurze Theaterstücke, Susanna und Wolfgang Weber gaben Chansons zum Besten, Kim Hannah überzeugte mit ihrer wunderschönen Stimme. Illustre Redner gaben sich das Mikro in die Hand. Ansgar Heveling (MdB) nannte Moormann einen "Lehrmeister politisch-demokratischer Arbeit". Er stelle das Ideal eines rheinischen Bürgermeisters dar. Lutz Lienenkämper (MdL) ernannte ihn zum "Meister der Verwaltungskunst", der Menschen zusammen geführt und Gemeinschaft hergestellt habe. Sebastien Leprêtre , Bürgermeister der französischen Partnerstadt La Madeleine, sprach von "kostbaren Jahren gemeinsamer Freundschaft". Anneli Palmen erkannte als Rednerin für das Fünferbündnis an, dass sich Moormann "größtem Respekt und größter Beliebtheit" erfreue. Und auch sie hat lobende Worte: "Er hat sich nicht gescheut, bei neuen Erkenntnissen Entscheidungen zu kippen."

Der Kaarster CDU-Chef Lars Christoph erinnerte sich an die gemeinsamen Anfänge im Jahr 1999: Moormann habe den damals 19-Jährigen sehr unterstützt. Bewegend auch der Vortrag von Sven Ladeck, Vorsitzender der Kaarster Jungen Union: "Ohne Herrn Moormann hätte ich die Liebe zur Politik nie entdeckt — und das geht vielen Kaarstern in meinem Alter so. Wir betrachten uns als die ,Generation Moormann', die wieder Spaß an der Politik hat!" Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Ingo Kotzian lobte wie bereits einige seiner Vorredner Moormanns Ehefrau Maria und die Familie, ohne deren Rückhalt Moormann nicht derart für Kaarst hätte wirken können.

Schließlich betrat die Hauptperson des Abends die Bühne: "Ich habe meine Rede da unten inner Tüt — und da bleibt die auch!", legte Moormann gewohnt spontan los. Er packte seine Siebensachen — sehr zum Vergnügen des Publikums. Aus dem Sparkassen-Beutel ("Sparkasse ist gut, Sparkassen-Stiftung ist gut, Stadtwerke Kaarst sind gut!") holte er eine Feuerwehr-Mütze: "Die habe ich einfach so bekommen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Das darf nur ein Bürgermeister..." Dann folgte ein Mini-Nutzfahrzeug, das er zu Dienstbeginn vom Bauhof-Team geschenkt bekam. "Ihr seid die Hände und Füße der Stadt", dankte er seinen tatkräftigen Mitarbeitern. Nummer drei war ein Pfadfinderschal, überreicht zum 50-jährigen Bestehen der Kaarster Organisation ("Dabei war ich immer KJGler..."). Als viertes Andenken präsentierte Moormann ein Büchlein von Gisbert Baltes, unter anderem mit dem rheinischen Grundgesetz. "Das sind elf Artikel, ich kenne aber den zwölften: Dat kriß du alelen nit op de Reih". Weiter zeigte Moormann einen Zollstock, den er von einem Bürger geschenkt bekommen hatte, einen Rosenkranz, dem ihm ein Mann aus dem Libanon oder Syrien bei der Brunneneröffnung in Büttgen zugesteckt hatte und eine Marionette, die ihm Ralf Köllges aus Berlin geschickt hatte. "Als Dankeschön für einen schönen Abend im Büttgener Festzelt, wo ich auf der Bühne ,Eine Insel mit zwei Bergen...' angestimmt und schließlich das ganze Festzelt mitgesungen hatte."

Schließlich gab er seinen Zuhörern, unter denen natürlich zahlreiche Ratspolitiker und Verwaltungsmenschen waren, noch etwas Ernstes mit auf den Weg: "Hört nicht auf, die Menschen ernst zu nehmen. Die Menschen sind die Stadt, und wir müssen alle Menschen in unserer Stadt begrüßen."

Nach all den Reden ging es vor dem Rathaus weiter: Die Schützen aus allen Kaarster Ortsteilen waren zum Großen Zapfenstreich aufmarschiert — einmalig in der Geschichte der Stadt Kaarst und ein deutliches Zeichen für die Beliebtheit des ehemaligen Bürgermeisters. Die Stadt Kaarst hat sich von ihrem Ersten Bürger würdig verabschiedet — ein kleines Dankeschön für 16 Jahre aufopferungsvollen Engagements um seine Stadt Kaarst.

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