Blockheizkraftwerk gebaut: So will ein Kaarster Verein die Not in Afrika lindern

Kaarst · Peter Holzapfel (61) wartet darauf, endlich in den Flieger in Richtung Afrika steigen zu können, ist bereit, sein bisheriges Leben auf den Kopf zu stellen: Seit 1956 betreibt er eine Kfz-Werkstatt in Vorst, jetzt möchte er mit eigenen Händen helfen, die Not in dem zweitgrößten Kontinent der Erde zu lindern.

 Manfred Stranz, Peter Holzapfel und Manfred Schmidt (v.l.) wollen mit dem selbst gebauten Blockheizkraftwerk und der Jatrophapflanze in Afrika Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Manfred Stranz, Peter Holzapfel und Manfred Schmidt (v.l.) wollen mit dem selbst gebauten Blockheizkraftwerk und der Jatrophapflanze in Afrika Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Foto: Foto: R. Retzlaff

Holzapfel ist Zweiter Vorsitzender des im Sommer gegründeten Vereins „Kaarster Afrika-Hilfe“, der mit einem außergewöhnlichen Projekt Hilfe zur Selbsthilfe leisten will.

Das Konzept hört sich einfach an: Aus der Jatrophapflanze, die selbst unter trockensten Bedingungen wächst und gedeiht, wird Öl gewonnen, mit dem ein einfaches Blockheizkraftwerk (BHKW) betrieben werden kann. Das wiederum dient der Stromversorgung. Aus den Nüssen und Schalen der Pflanze wird Presskuchen hergestellt, der zum Betreiben einer Biogasanlage verwendet werden kann. Auch entsteht so Humus zum Düngen. Der Clou: Das Blockheizkraftwerk hat Peter Holzapfel selbst entwickelt und gebaut. Materialkosten: rund 6.000 Euro. Normalerweise kostet solch ein Gerät weit über 30.000 Euro – und es ist derart hoch technisiert, dass die Menschen in Afrika kaum damit umgehen können. Das ist bei Holzapfels BHKW anders: „Alles ist auf elektromechanischer Grundlage gebaut“, macht er deutlich, dass hier einfachste Technik verwendet wurde. Das erste Kraftwerk hat er vor fünf Jahren zusammengeschraubt. „Das hat mir fast die Wand abgerissen“, erinnert er sich schmunzelnd. Jetzt – nach fünf weiteren Kraftwerken – ist die Technik ausgefeilter – aber immer noch so einfach, dass im fernen Afrika auch selbst daran geschraubt werden soll. Die „Kaarster Afrika-Hilfe“ hat bereits Kontakte unter anderem zu Projekten in Nigeria, Kenia und Uganda geknüpft. „Alle leiden unter Energie- und Wassermangel“, weiß Manfred Stranz, Geschäftsführer des Vereins. Und da wollen die Kaarster ansetzen, denn mithilfe des Stroms aus dem Kraftwerk können zum Beispiel Brunnen gebaut werden und deren Pumpen betrieben werden, Schulen können versorgt werden. „Und was haben die Menschen in Afrika davon, wenn ihnen ein nagelneues Röntgengerät ins Krankenhaus gestellt wird, dann aber die Stromversorgung nicht gewährleistet ist?“, fragt der Vereinsvorsitzende Manfred Schmidt. Mit dem Jatropha-Kreislauf soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Mann vor Ort wird Peter Holzapfel sein, der bereit ist, mehrere Monate als Projektbetreuer in Afrika zu verbringen. Er hat sich auf mehreren Reisen selbst ein Bild von den widrigsten Lebensumständen auf dem Kontinent gemacht. Mit seinem Blockheizkraftwerk und einer kompletten Werkstatt im Seecontainer ausgerüstet will er den Menschen am Victoriasee Starthilfe geben, ihnen zeigen, wie sie mit der Technik umgehen und wie sie selbst zur Reparatur fähig sind. „Wir könnten die Jugendlichen von der Straße in die Werkstatt holen“, erklärt Schmidt. So will der Verein langfristig jungen Menschen berufliche Zukunftsperspektiven in ihrem eigenen Land bieten. Schmidt war bereits einige Male aus beruflichen Gründen in Afrika. In den Slums von Mombasa habe er erkannt, unter welchen ärmlichen Verhältnissen ein Großteil der Menschheit lebe. „Die Menschen dort wissen heute nicht, woher sie morgen etwas zu essen bekommen sollen!“

Und da soll das Jatropha-Konzept samt Blockheizkraftwerk greifen, wobei diese Maßnahmen durchaus auch einzeln in Anspruch genommen werden können. Dabei benötigt der Kaarster Verein dringend Unterstützung: So könnten Studenten aus Deutschland mehrmonatige Praktika beim Verein absolvieren. Erste Gespräche mit dem Verein „Ingenieure ohne Grenzen wurden bereits geführt – Maschinenbaustudenten wären für den „Job“ in Afrika hervorragend geeignet.

„Wir wollen versuchen, über unsere Kontakte kleine, lokale Projekte zu entwickeln und abzuschließen. Dabei ist es unser Anliegen, das jeweilige Projekt zu kennen und weitgehend zu steuern“, erklärt Stranz. Das eingesetzte Geld soll möglichst zu einhundert Prozent vor Ort eingesetzt werden. Durch Eigenengagement sollen hohe Verwaltungskosten vermieden werden.

Weitere Informationen über die „Kaarster Afrika-Hilfe“ und deren Projekte gibt es bei Peter Holzapfel, Alt Vorst 20, Tel. 66 63 50 und 0162/49 70 373 sowie auf Facebook (nach Kaarster Afrika-Hilfe suchen).

(Kurier-Verlag)
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