Konverter-Standort: Moormann übt Kritik an Dormagens Bürgermeister

Kaarst · Bürgermeister Franz-Josef Moormann ist stinksauer auf seinen Dormagener Amtskollegen: Erik Lierenfeld hat während einer Infoveranstaltung des Netzbetreibers Amprion in Gohr deutlich gemacht, dass es aus seiner Sicht gute Argumente für den Bau des Stromkonverters auf der Kaarster Dreiecksfläche gäbe.

 Bürgermeister Franz-Josef Moormann (l.) kämpft gegen den Kaarster Konverter-Standort — auch bei Landrat Petrauschke (r.). Dass Moormann dabei keine Empfehlungen für andere Standorte als Ablenkungsmanöver nutzt, ist für ihn mehr als „nur“ Ehrensache.

Bürgermeister Franz-Josef Moormann (l.) kämpft gegen den Kaarster Konverter-Standort — auch bei Landrat Petrauschke (r.). Dass Moormann dabei keine Empfehlungen für andere Standorte als Ablenkungsmanöver nutzt, ist für ihn mehr als „nur“ Ehrensache.

Foto: Foto: Rolf Retzlaff

„Ihre Äußerungen weise ich zurück und fordere Sie zu einem Widerruf Ihrer Empfehlungen auf. Bitte unterlassen Sie in Zukunft Bewertungen dieser Art“, heißt es in einem Schreiben des Kaarster Stadtchefs an Lierenfeld. Und auch die Kaarster CDU findet deutliche Worte.

Politik, Verwaltung und Bürgerschaft – alle sprechen sich gegen den Bau des Konverters auf dem Areal zwischen A 57, L 30 und Bahnlinie aus. Da ist es schon befremdlich, wenn der Bürgermeister aus der benachbarten Kommune, die als zweiter möglicher Konverter-Standort gehandelt wird, Empfehlungen für den Kaarster Standort ausspricht. „Die Suche nach einem geeigneten Standort für einen Konverter trifft auf eine komplexe Ausgangslage. Es stehen fragen der Energiewirtschaft, des Umweltschutzes, der Wirtschaftlichkeit von Infrastruktur in einem entwickelten Industrieland, aber auch Fragen der Verlässlichkeit staatlicher Planungen und des Respekts vor der kommunalen Selbstverwaltung deutlich im Raum“, so Moormann in seinem Schreiben an Lierenfeld. „In dieser Situation eine öffentlich breit diskutierte Themenstellung auf einfache Schlichtantworten zu reduzieren, entspricht nicht der Bedeutung der Angelegenheit.“ Die Stadt Dormagen sei berufen, das Gemeinwesen, die freie Selbstverwaltung und die öffentliche Verwaltung „in ihrem Gebiet“ zu regeln und zu entscheiden, führt Moormann Paragraf 2 der Gemeindeordnung an. Es gehöre nicht zu den Aufgaben der Stadt Dormagen, sich mit der Nutzung von Flächen im Stadtgebiet Kaarst zu befassen. Moormann: „Bereits mehrfach habe ich – auch im persönlichen Gespräch – Sie eingeladen, Aussagen und Bewertungen zu Flächen im Gebiet der Stadt Kaarst nicht vorzunehmen. Nach meiner Auffassung sind Sie als Bürgermeister der Stadt Dormagen dazu deutlich nicht aufgerufen.“

Ingo Kotzian, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Kaarst, bezeichnet Lierenfelds Aussage als „ein weiteres, trauriges Kapitel in der inzwischen zur Farce gewordenen Suche nach einem Konverter-Standort.“ Kotzian findet deutliche Worte: „Herr Lierenfeld plappert brav die Meinung seines SPD-Landtagsabgeordneten und Kreistagsabgeordneten Thiel nach. Beide glauben zu wissen, dass es gute Argumente für einen Standort in Kaarst gibt. Wir in Kaarst wissen es besser, denn wir kennen unsere Heimatstadt deutlich besser als die Herren in Dormagen und Grevenbroich.“

Lierenfeld brachte den Abstand des geplanten Kaarster Konverters von 1,3 Kilometer zur geschlossenen Wohnbebauung als Argument für die Dreiecksfläche an. Das sieht Kotzian ganz anders: „Die stets ins Spiel gebrachten 1.300 Meter sind mehr als zweifelhaft und reduzieren sich bei einer realistischen Standortbetrachtung auf circa 900 Meter. Das wären ganze 100 Meter mehr als in Gohr. Dass aber nach diesen 900 Metern mehr Menschen dicht beieinander wohnen als ganz Gohr Einwohner hat, wird verschwiegen.“

(Kurier-Verlag)
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