Keine Entschlammung+++Künstliche Schwellen abbauen Nordkanal: Der Sondermüll bleibt auf dem Grund liegen

Kaarst/Neuss · Es gibt gute und schlechte Nachrichten in Sachen Nordkanal: Ein vom Umweltministerium in Auftrag gegebenes Gutachten empfiehlt dringend Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation des Gewässers und NRW-Umweltminister Johannes Remmel stellte Fördermittel in Höhe von 40 bis 80 Prozent in Aussicht.

 NRW-Umweltminister Johannes Remmel wurde vor zwei Jahren beim Ortstermin am Nordkanal von Grünen-Chef Christian Gaumitz und dem Kreisumweltausschussvorsitzenden Hans-Christian Markert (v.l.) empfangen.

NRW-Umweltminister Johannes Remmel wurde vor zwei Jahren beim Ortstermin am Nordkanal von Grünen-Chef Christian Gaumitz und dem Kreisumweltausschussvorsitzenden Hans-Christian Markert (v.l.) empfangen.

Foto: Rolf Retzlaff

Andererseits wird dies kaum Auswirkungen auf die Grundwasser-Situation haben — es werden also auch in Zukunft Keller in Kaarst volllaufen. Von Entschlammung war gar keine Rede — und das bringt Ratsherr und Umweltausschuss-Vorsitzenden Josef Karis (FWG) in Rage: "Im Nordkanal lagert Giftmüll — das ist unverantwortlich!"

Minister Remmel ließ es sich nicht nehmen, das Gutachten persönlich in der Kaarster Rathausgalerie Vertretern der Stadtverwaltungen aus Kaarst, Neuss und Korschenbroich vorzustellen. Er machte deutlich, dass das Gutachten als Grundlage weiterer Planungen und Diskussionen dienen solle. Das Gutachten schlägt eine bessere Anbindung des Kanals an den Jüchener Bach vor, damit Fische und andere Wasserorganismen den Lebensraum besser besiedeln könnten. Auch sollte der geradlinig verlaufende Nordkanal eine Aufwertung durch das Anbringen von Totholz und Wasserpflanzen erfahren. Zudem sollten die drei künstlichen Schwellen auf Neusser Stadtgebiet schrittweise abgesenkt werden; sie wurden gebaut, um den freien Abfluss stark zu bremsen und so auf Neusser Stadtgebiet — zum Beispiel am Stadtpark — einen breiteren Wasserspiegel zu bekommen. Und so fragte dann auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke: "Haben wir dann in Neuss ein Rinnsal?" Gutachter Uwe Koenzen verwies auf die derzeitige Situation des Nordkanals auf Kaarster Gebiet: "So würde es dann auch in Neuss aussehen." Zurzeit habe der Kanal in Kaarst eine Fließgeschwindigkeit von 0,2 bis 0,5 Meter pro Sekunde, in Neuss sei der Kanal zu einem "langgezogenen Teich" verkommen.

Der Kaarster CDU-Chef Lars Christoph zeigte sich nach den Ausführungen enttäuscht: "Wir hatten die Hoffnung, mit dem Gutachten auch in Sachen Entschlammung weiter zu kommen — doch die wird jetzt offenbar zu den Akten gelegt." Gerd Oberkirchen vom Umweltministerium konterte: "Es ist nicht Aufgabe des Gutachtens, eine Entschlammung des Nordkanals möglich zu machen." Klaus-Dieter Pruss, Vorsitzender der Bürgerinitiative Grundwasser Kaarst, zeigte sich zufrieden: "Die Schwellen wurden damals ohne Genehmigung gebaut und können auch ohne Genehmigung entfernt werden. Das Ergebnis ist gut, auf natürliche Weise kann das Sediment abgetragen werden." Ein wunder Punkt, der sowohl bei einigen Kaarstern als auch Neussern für Diskussionen sorgt. Josef Karis weiß zu berichten, dass Industrieanlagen in den 60er und 70er Jahren unter anderem Arsen in den Nordkanal gepumpt hätten. Laut eines von ihm bereits 1999 in Auftrag gegebenen Gutachtens lagere auf dem Grund des Nordkanals Giftmüll der Klasse Z2. "Laut den europäischen Rahmenrichtlinien ist das Sondermüll, der in einem Fließgewässer nicht liegen darf", weiß der Umweltausschussvorsitzende.

Auch der Neusser CDU-Ratsherr Sebastian Rosen, Mitglied des Nordkanal-Verbands, mahnte an, weiter über eine Entschlammung nachzudenken: "Dann könnte auch das Jröne Meerke wieder an den Nordkanal angebunden werden." Zudem handele es sich um eine historisch wertvolle Wasserfläche, die es gebührend darzustellen gelte. Der Kreisumweltausschussvorsitzende Hans-Christian Markert appellierte an den Nordkanal-Verband, die im Gutachten aufgeführten Maßnahmen "jetzt anzupacken und Taten folgen zu lassen". Die Kaarster Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus machte deutlich, dass man sich jetzt mit dem Rhein-Kreis und den Neusser Kollegen beraten müsse, man die finanziellen Belastungen ausloten müsse und untersuchen lassen müsse, welche Auswirkungen die im Gutachten beschriebenen Maßnahmen auf die Kanal- und Seenlandschaft habe.

Das komplette Gutachten zur ökologischen Zukunft des Nordkanals finden Sie unter http://www.flussgebiete.nrw.de/index.php/Hauptseite.

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