„Das Weihnachtsgeschehen bricht mit allen Vorstellungen – und das ist gut so!“

Neuss · Am morgigen Sonntag, Heiligabend, feiern Millionen Menschen auf der ganzen Welt die Ankunft Jesu Christi. Anlässlich dazu hat Pastor Hans-Günther Korr, Leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Neuss Nord und stellvertretender Kreisdechant des Dekanates Neuss/Kaarst, für die Stadt-Kurier-Leser ein paar Gedanken niedergeschrieben.

 Pastor Hans-Günther Korr hat ein paar Gedanken zum Weihnachtsfest verfasst.

Pastor Hans-Günther Korr hat ein paar Gedanken zum Weihnachtsfest verfasst.

Foto: Foto: Violetta Fehse

In der Heiligen Nacht hört man sie auf dem ganzen Erdkreis: die Weihnachtsgeschichte vom Evangelisten Lukas, dieser uns allen so besonders vertraute und liebgewonnene Text, der jedes Jahr auf's Neue anrühren kann. Automatisch verbinden wir damit bestimmte Bilder, die sich etwa durch Krippenausstellungen aller Art eingeprägt haben: der Stall oder die Höhle, inmitten einer romantischen Natur, die Heilige Familie und die Hirten mit weißen und neuerdings auch mit schwarzen Schafen, die Engel am hohen Himmelszelt und der aufgegangene Stern, der den richtigen Weg anzeigt.

Wie ernüchternd ist es dann, wenn man diesen Text von der Menschwerdung Gottes heute in der Stadt des Geschehens, in Bethlehem, meditiert. Von Romantik weit und breit keine Spur.

Die Geburtskirche, ein Publikumsmagnet inmitten von Pilgerströmen und unzähligen Touristen — ob wohl alle die Bedeutung erkennen, warum die Eingangstür zur Hälfte zugemauert ist und warum sich der Mensch klein machen muss, will er beim weihnachtlichen Geschehen ankommen? Die Hirtenfelder, von denen aus die Sperranlagen zwischen Israel und Palästina zu sehen sind. Wir oft hörte ich an diesen Orten den Ausruf von Menschen: "Hier soll es gewesen sein? Hier soll die junge Frau aus Nazareth in Galiläa Gottes Sohn zur Welt gebracht und Gott ein menschliches Antlitz gegeben haben? Hier sollen die Engel den Frieden verkündet haben (wo bleibt er eigentlich gerade in diesem Teil der Erde?) und hier sollen sich Hirten und Könige gleichermaßen vor einem Kind niedergekniet und es angebetet haben? — Hier soll das alles gewesen sein — Ich habe mir das ganz anders vorgestellt...!"

Das Weihnachtsgeschehen bricht mit allen Vorstellungen von Gott und Mensch — und das ist auch gut so! Gott wird ein Mensch, wie Du und ich! — Gott will uns nicht nur ganz nahe sein, er will einer von uns werden, mit dem ganzen Sein eines Menschen — mit allen Freuden und allen Schmerzen, mit allem Glück und allem Leid. Weihnachten sagt uns: Gott steckt in unserer Haut. Wir sagen oft: Ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Gott hätte das auch sagen können — Aber er hat es eben nicht getan." Er ist ganz einfach "mit uns". Auf hebräisch heißt das: "Immanuel" — so hatten ihn schon die Propheten angekündigt. Weil er der Gott mit uns ist, hat unser Leben Sinn und Zukunft.

Das Weihnachtsgeschehen lädt uns jedes Jahr auf's Neue ein, diesen Gott, der für jeden von uns Mensch geworden ist, zu betrachten, anzunehmen und ihm Einlass zu geben in unsere irdische Welt. Das Kind in der Krippe: sein Name ist Jesus — Gott hilft. Was für eine befreiende Zusage in einer vielleicht dunkler gewordenen Welt.

Ich wünsche allen ein von Gott gesegnetes Weihnachtsfest. Pastor Hans-Günther Korr

(Kurier-Verlag)
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