Grünen-Kandidatin für Kaarst „Wenn ich gewinnen sollte, färbe ich meine Haare grün“

Kaarst · Ihre Haare sind blau, vergangenes Jahr um diese Zeit machte sie ein Auslandssemester in Ungarn und am Tag nach der Wahl geht es für sie erst einmal zum Zahnarzt. Susanne Badra ist die jüngste Bundestagskandidatin im Wahlkreis für Jüchen, Korschenbroich, Meerbusch und Kaarst.

Etwas Besonderes, wie sie sagt.

"Der Grund, weshalb ich überhaupt mit der Politik angefangen habe, war die Flüchtlingskrise", erzählt Grünen-Bundestagskandidatin Susanne Badra gegenüber dem Stadt-Kurier. Dabei habe sie großen Respekt vor Angela Merkels Flüchtlingspolitik. "Es war menschlich die beste Entscheidung und hat entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen", so Badra und fügt etwas später hinzu, "es kann nicht sein, dass nur, weil zu viele Flüchtlinge kommen, ein Land für sicher erklärt wird, in dem wir selbst Soldaten stationiert haben. Wir müssen bedenken, dass unser Wohlstand aus dem Krieg in anderen Ländern resultiert, weil wir dort zum Beispiel Waffen transportieren. Die Flüchtlinge sind wegen uns hier." Deshalb engagiere sie sich selbst seit zwei Jahren ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. Daher könne sie sich auch eine Koalition zwischen CDU und Grünen vorstellen. "Wir sind schließlich auch etwas konservativ", sagt die 26-Jährige.

Im Vordergrund der grünen Politik stehe jedoch, die die Digitalisierung und Europa sowie die Klimamaßnahmen und die Gerechtigkeit in Deutschland durchzusetzen. Daher sei eine Koalition mit jeder Partei außer der AfD möglich, mit der diese Themen erreicht werden können. Ein Thema, das auch die Gemeinde betrifft.

"Wir müssen aus der Braunkohle raus, aber ich sehe auch das Problem der Arbeitsplätze", meint Badra, "daher müssen wir bei einem Ausstieg Rahmenbedingungen schaffen. Wir müssen die Mitarbeiter früh umschulen, sodass sie am Ende der Braunkohle einfach für die erneuerbare Energie eingesetzt werden können. Außerdem müssen wir uns jetzt schon überlegen, was mit dem ,Loch' passiert. Ich kann mir vorstellen, an dieser Stelle ein Gewerbegebiet zu errichten, ein Wohngebiet wird es sicher nicht.

In Kooperation mit der Hochschule Niederrhein können Absolventen mit Ideen von Start-Ups-Unternehmen dort bauen." Zudem habe sie durch Freunde in Jüchen erfahren, dass der ÖPNV stärker ausgebaut werden sollte. "Ich stelle mir hier zum Beispiel die Möglichkeit von Car-Sharing vor", meint sie. Ansonsten sei sie immer offen für Vorschläge, die sie in den Bundestag einbringen kann. "Unsere Generation ist zu wenig im Bundestag vertreten", sagt sie. So würden vor allem jüngere Menschen gezielt zu ihr kommen. Nur die ältere Generation würde komisch auf ihre Haaren gucken. "Das ist mir aber egal", lacht Susanne Badra, "ich arbeite in der Stadtverwaltung Kaarst und färbe mir alle paar Monate die Haare. Blau war dieses Mal meine Wahl, weil ich in Festivalstimmung war." Bei einem Einzug in den Bundestag, will sie ihre Haare grün färben. Dabei steht die Planung für den Tag nach der Wahl schon längst fest. "Da hab ich einen Zahnarzttermin", verrät Susanne Mervat Badra.

Cem Özdemir habe sie noch nicht persönlich getroffen. "Was ich von Kollegen gehört habe, soll er mutig, innovativ, weltoffen und ehrlich sein", so die Beamtin, "eigentlich hatten wir geplant, ihn in den Wahlkreis zu holen, aber wegen vieler Termine hat er es nicht geschafft. Auch der Personalmangel bei den Grünen im Rhein-Kreis habe dafür gesorgt, dass sie es erst jetzt geschafft habe die Plakate aufzuhängen. Dabei hatte sie die Wahl zwischen einen Jeansoverall, einem Carhartt-Shirt mit der Aufschrift "Smart at heart" und einem Jumpsuit. "Ich habe mich für den Jeansoverall entschieden. Wobei viele sagen, dass ich auf dem Plakat anders als in der Wirklichkeit aussehe", lacht sie, "aber ich bin halt wie ein Chamäleon, ich sehe immer anders aus."

(Kurier-Verlag)
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