Alterspräsidentin Heide Broll schenkt Reiner Breuer was von Felipe Gonzalez

Neuss · Sie hat sich rechtlichen Rat eingeholt und ist gut vorbereitet. Alterspräsidentin Heide Broll (FDP) wird am Freitag im Rahmen der Ratssitzung den neuen Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) vereidigen und ihm die Amtskette umlegen.

 Im Tarnanzug für Deutschland sein Leben riskieren: Dirk Aßmuth soll FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl werden.

Im Tarnanzug für Deutschland sein Leben riskieren: Dirk Aßmuth soll FDP-Spitzenkandidat für die Landtagswahl werden.

„Ich werde auch eine Rede halten und vor allem das Fotografie-Verbot im Rat auflösen und die Pressefreiheit wiederherstellen“, sagt Heide Broll dem Stadt-Kurier.

Die CDU hatte mit ihrer Mehrheit Journalisten verboten, während der Ratssitzung Fotos anzufertigen. „Ich gehe davon aus, dass wir in Neuss die Freiheit wieder herstellen, zumal ab sofort die Ratssitzung ja im Internet nachzuhören ist“, schließt sich Broll der Meinung von Bundestagspräsidentin a.D., Rita Süßmuth, an, die den Stadt-Kurier unterstützte, das Fotografie-Verbot zu kippen.

Heide Broll gehört – anders als einige ihrer Fraktionsmitglieder – dem linksliberalen Flügel an. Sie unterstütze Felipe González Márquez. Von Dezember 1982 bis Mai 1996 war er Ministerpräsident von Spanien und von 1974 bis 1997 Generalsekretär der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei PSOE. Lange vor der Wahl überreichte sie Reiner Breuer einen Wahlkampf-Button des spanischen Demokraten und dokumentierte so ihre Unterstützung, während sich ihr Parteichef und Teile der Fraktion mit der Unterstützung von Thomas Nickel (CDU) ins Abseits katapultierten.

Die Partei der ehemaligen Vorsitzenden Broll ist zerstritten. Sie mag zum Beispiel Dirk Aßmuth nicht. Dieser trägt gerne Tarnuniform, findet Angela Merkels Flüchtlingspolitik zu lasch und wird ihren Schützling Laschet im Wahlkampf 2017 massiv angreifen: Der national denkende FDP-Kämpfer Dirk Bodo Aßmuth soll als Spitzenkandidat der Liberalen die CDU Neuss das Fürchten lehren und ihr rechts denkende Wählergruppen abgreifen. Für viele Alt-Neusser ist die CDU unwählbar. Homo-Ehe, islamischer Halbmond und Gender-Gaga ist mit Aßmuth nicht zu machen. Dirk Bodo Aßmuth ist gerne Soldat und Patriot. Der rechtgläubige Katholik kommt zwar nicht bei Heide Broll, aber bei vielen konservativen Neussern gut an. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und erzielte als Kandidat der AfD ein gutes Ergebnis. Damals gab es noch keine große Flüchtlingsproblematik und die CDU strauchelte noch nicht ganz so arg in der Wählergunst. Falls die FDP Aßmuth als Landtagskandidaten aufstellt, hat er gute Chancen, ins Parlament einzuziehen und könnte zudem dem oder der CDU-Kandidaten (Kandidatin) mächtig in die Suppe spucken. Gesetzt bei der Union ist Schützenlust-Leutnant Dr. Jörg Geerlings, doch Kräfte um den der Parteirechten zugeordneten Sebastian Rosen wollen offenbar Jutta Stüssgen ins Rennen schicken, die als Novesia die Herzen der Neusser Jecken eroberte, aber völlig zu Unrecht als politische Leichtmatrosin gesehen wird.

Dirk Bodo Aßmuth hingegen hat Erfahrung. Er war bereits für die SPD tätig, wechselte dann mehrfach die Partei, um bei der FDP anzukommen, wo sein einstiger Arbeitskollege bei 3M und bester Freund Manfred Bodewig Fraktionschef ist. „Die FDP wird ihn wohl aufstellen“, sagt FDP-Zugpferd Dr. Hermann-Josef Verfürth, der mit einem Sensationsergebnis dafür sorgte, dass die CDU das Landtagsmandat an die SPD abgeben musste. Ein ähnlich gutes Ergebnis trauen viele nun auch Aßmuth zu, der über seine Netzwerke offen Themen anpackt, die polarisieren.

Doch nicht die Thomas-Nickel-Fans der FDP haben am Freitag das Sagen, sondern Alterspräsidentin Heide Broll, deren Rede mit Spannung erwartet wird. Gerüchte, dass man sie stoppen wolle, sind verklungen.

(Kurier-Verlag)
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