1. Neuss

Christkind aus Puppentheaterreihe gestrichen

Zu religiös? : Neusser Politiker wollen Christkind streichen

Steht nach St. Martin auch das Christkind zur Debatte? Im gestrigen Kulturausschuss ließ das traditionelle Puppentheater die Emotionen hochkochen. Statt wie gewohnt "Wir warten aufs Christkind" sollte es umbenannt werden in "Vorweihnachtliches Figurentheater".

Das wollte die CDU nicht mittragen.

Es ist eine gute Tradition: Kinder warten auf die Bescherung am Heiligen Abend und stimmen sich bei Musik und Puppenthater auf das Christkind ein, das ja in der Nacht zum 25. Dezember zu uns kommt. Eines vorneweg: Ab kommendem Jahr wird das beliebte Puppentheater wieder seinen gewohnten Namen tragen - ohne Streichung des Wortes "Christkind". Dafür haben Martin Flecken, Ursula von Nollendorf und Joachim Goerdt (CDU) gekämpft. Sie wollen nicht, dass junge SPD-Abgeordnete Verrat am Jesuskind üben. Die CDU wurde von der erfahrenen SPD-Kulturexpertin und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Anni Brandt-Elsweier unterstützt

In der Kulturausschusssitzung vom 24. November kritisierte der kulturpolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion Joachim Goerdt die Umbenennung der Reihe durch die Kulturverwaltung in "Vorweihnachtliches Figurentheater", die die Reihe für Kinder anderer Kulturen angeblich interessanter machen solle. In der DDR hatte man bereits Engel in "Flügelgruppe" umbenannt und den Schokoladen-Nikolaus zum "Hohlkörper" getauftt. Politisch korrekt wollen scheinbar auch einige junge SPD´ler sein. Scheinbar...

Der Kulturausschuss diskutierte eingehend; Bilder und Gerüche adventlichen Tannengrüns, gebackener Plätzchen und heißen Kakaos rief der alte Titel bei manchem Kulturausschussmitglied wach. Mit breiter Mehrheit folgte der Kulturausschuss letztlich dem Antrag der CDU-Stadtverordneten Ursula von Nollendorf: ab 2016 heißt die Reihe wieder "Wir warten auf´s Christkind"!

Nur in diesem Jahr bleibt es bei der unchristlichen Version.

Aber wieso überhaupt umbenennen? SPD-Ratsherr Michael Ziege klärt auf: "Ich habe mich hinterher zu dem Thema unterhalten und finde es ok, wenn das Christkind im Namen vorkommt, aber dann lasst bitte die Teilnehmer auch das Christkind sehen", kritisiert der Neusser. "Aber Christkind nur im Namen und wir sehen dann den Weinachtsmann, nicht das Chrsitkind oder den Nikolaus, ist halt nicht gerade sinnvoll", erklärt Ziege.

"Statt darüber in Ruhe zu diskutieren wird hier lieber Symbolpolitik gemacht und dann auch noch falsche Behauptungen bezüglich der Abstimmung. Das Problem ist, dass damit nur die Diskussion zum Thema St. Martin auf diese Veranstaltung projiziert wurde. Dann sollte man lieber insgesamt sagen, dass wir unsere christlichen Figuren schützen wollen und die biblischen Geschichten erzählen wollen. Ostern und Weihnachten ist mehr als nur Geschenke, genauso St. Martin", klärt Ziege auf.

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Auch SPD-Fraktionschef Arno Jansen erlaubt sich einen Seitenhieb gegen die schwarz-grüne Koalition: "Ich finde ,Vorweihnachtliches Figurentheater' eine recht technokratische und für Kinder wenig ansprechende Bezeichnung für ein Puppentheater in der Adventszeit. Meiner Kenntnis nach —und dies wurde mir soeben vom Vorsitzenden des Kulturausschusses bestätigt — hat nur eine Person gegen den Antrag auf ,Rückbenennung' gestimmt. Diese sachkundige Bürgerin (Jennifer Olpen) ist Mitglied der Grünen und damit Teil der schwarz-grünen Koalition, der auch Herr Flecken und Herr Goerdt angehören. Advent kommt bekanntlich vom lateinischen Wort ,adventus' für Ankunft. Es ist hohe Zeit, dass die Wahrheit Ankunft in der CDU-Fraktion findet und man nicht unter Verstoß gegen das 8. Gebot versucht, den Streit in der eigenen Koalition zu kaschieren!"

"Wer sich verteidigt, klagt sich an", kontert der Ratsherr und engagierte Katholik Thomas Kaumanns hingegen die Argumentation der SPD. "Aber jetzt sollten wir friedlich sein und uns gemeinsam auf das Christkind freuen!"