1. Neuss

Die wohl mächtigste Neusser Politikerin Helga Koenemann: Breuer redet zu viel!

Die wohl mächtigste Neusser Politikerin Helga Koenemann: Breuer redet zu viel!

Helga Koenemann(CDU) führt gemeinsam mit Michael Klinkicht (Grüne) und anderen Parteien ein Bündnis im Rat, das mehr Macht hat als Bürgermeister Reiner Breuer (SPD). Jetzt empfing die mächtigste Lokalpolitikerin die Stadt-Kurier-Redaktion in ihrer Rechtsanwaltskanzlei in der City.

: Frau Koenemann, der Streit mit Reiner Breuer ist beigelegt, sie treffen sich jetzt wieder mit dem Bürgermeister im Ältestenrat?

Koenemann:

Nein, wir treffen uns freitags ohne die teure Verwaltungsrunde und besprechen die Dinge, die für Neuss anstehen. Wir nennen das Treffen „jour fixe“.

Stadt-Kurier:

Macht er seine Arbeit gut? Geht es voran?

Koenemann:

Ich nenne nur ein aktuelles Beispiel. Ein Unternehmer hat vertrauensvoll bei der Stadt vorgesprochen. Es geht um ein Neubauprojekt eines Nahversorgers in Gnadental. Herr Breuer hat Namen und Anliegen veröffentlicht. Nachdem der Bürgermeister die Vertraulichkeit der Gespräche zur Weiterentwicklung des Eternit-Geländes gebrochen hat, ist der Ruf der Stadt als Wirtschaftsstandort gefährdet. Ich bin mir mit CDU-Parteichef Dr. Jörg Geerlings einig: Nachdem UPS den Umzug seiner Geschäftsleitung nach Monheim angekündigt hat, zeigt die Diskussion um das Eternit-Gelände, dass der Bürgermeister endlich seine Arbeit machen muss, um Arbeitsplätze in Neuss zu halten und zukunftsweisende Projekte durch Indiskretionen nicht zu gefährden. Das spricht sich in der Wirtschaft rum. Welches Unternehmen will nach Neuss kommen, wenn der Datenschutz nicht gewährleistet ist?

Stadt-Kurier:

Es geht um den EDEKA-Markt Nießen. Das ist ja schon seit der EXPO Real in München seitens der Stadt bekannt gemacht worden.

Koenemann:

Der Unternehmer muss sich jetzt bei seinen Stammkunden rechtfertigen und hat viel Erklärungsbedarf. Das ist doch nicht gut. Die Firma Etex möchte neben einem neuen Nießen-Nahversorgungszentrum für Gandental korrespondierend mit dem geplanten Alexianer-Areal mehrere hundert Wohnungen schaffen. Ich verstehe nicht, warum Breuer dies torpediert, Arbeitsplätze und den Wohnungsbau gefährdet. Wenn der so weiter macht, werden wir in seiner Amtszeit nicht eine einzige Wohnung neu bauen.

Stadt-Kurier:

Er will das Alexianer-Gelände weiter als Flüchtlings-Zentralstelle betreiben...

Koenemann:

... er hat als Fraktionschef der SPD mit uns gemeinsam den Anwohnern versprochen, dass es sich um eine Übergangslösung handelt. Wir wollen eine dezentrale Lösung für Flüchtlinge. Wenn er das Alex betreibt, ist dies schlicht und einfach Wortbruch.

Interview: Frank Möll

(Kurier-Verlag)