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Ehrenamtler klagen: „Flüchtlinge bekommen zu wenig Arbeit“

Ehrenamtler klagen: „Flüchtlinge bekommen zu wenig Arbeit“

Neusser Unternehmer und Flüchtlingshelfer schlagen Alarm: Offenbar werden kaum Flüchtlinge an feste Arbeitsstellen vermittelt. Knackpunkt sollen fehlende Arbeitsgenehmigungen sein, die von der Arbeitsagentur ausgestellt werden.

Eine Demo ist geplant.

Stephan Thönnessen, ehemaliger Koordinator der Neusser Flüchtlingshilfe, beobachtet eine besorgniserregende Entwicklung. "In den vielen Gesprächen mit Ehrenamtlern und Multiplikatoren ist aufgefallen, dass wir in Neuss nur extrem wenige Fälle kennen, wonach ein Flüchtling erfolgreich an eine feste Arbeitsstelle vermittelt wurde. Zeitweise ist in dem Bereich offensichtlich gar nichts passiert", so Thönnessen. Bei diversen Treffen und Diskussionsrunden habe sich dieses Bild bestätigt. Hauptproblem sei hierbei die Vermittlung in dauerhafte Beschäftigungen.

Auch Stadtverordnete Waltraud Beyen, die täglich mit Zugewanderten in Kontakt steht, bestätigt das Problem: "Leider habe ich ebenfalls keine Erfolge in der Jobvermittlung zu vermelden. Das muss besser werden", so die Ratsfrau.

Christoph Löhr, Pressesprecher der Arbeitsagentur NRW sagt, dass in Nordrhein Westfalen schätzungsweise 10.000 bis 12.000 Stellen erfolgreich an Flüchtlinge vermittelt wurden, genaue Zahlen für Neuss seien nicht bekannt und schwer zu ermitteln. "In den vergangenen Jahren mussten wir aufgrund der starken Zuwanderung unsere gesamte EDV (Elektronische Datenverarbeitung, Anm. d. Red.) umstellen. Hinzu kommt, dass die Asylbewerber unterschiedliche Aufenthaltsstatus haben", so der Pressesprecher.

Dennoch werden laut Arbeitsagentur Flüchtlinge, die gestattet oder anerkannt sind, in Neuss genauso vermittelt wie andere Bewerber auch. Noch bis Mitte vergangenen Jahres war das anders: Da mussten zuvor Arbeitsmarktzulassungen von der Arbeitsagentur ausgestellt werden — ein Prozess, der sich ziehen konnte. Doch auch ohne diese Hürde scheint es nicht zu laufen. Die Neusser Politik reagiert. Ratsfrau Marita Richter (SPD) beteiligte sich bereits an einer ersten Demo. "Man sollte weiter denken: Spracherwerb durch Arbeit", findet auch Beyen (CDU). Am Montag, 6. Februar, 17 Uhr, plant Thönnessen erneut eine Demonstration vor der Arbeitsagentur, Marienstraße 42. "In anderen Städten klappt es doch auch", so der Ehrenamtler.