Starb der 19-jährige Rumäne im Kaarster See, weil er Nichtschwimmer war? Einsatzleiter DLRG Neuss: „Zu wenige Kinder können vernünftig schwimmen“

Neuss · Erneut gab es einen tödlichen Badeunfall im Kaarster See. Ein 19-Jähriger rumänischer Abstammung wurde am Sonntag leblos aus dem Wasser geborgen und verstarb kurz darauf im Krankenhaus. DLRG-Einsatzleiter Lutz Seebert weiß: "Es können viel zu wenige Kinder vernünftig schwimmen."

 Im Kaarster See kam es innerhalb von wenigen Wochen zu zwei tödlichen Badeunfällen.

Im Kaarster See kam es innerhalb von wenigen Wochen zu zwei tödlichen Badeunfällen.

Foto: Fotos: Thomas Broich/Violetta Fehse

Auch bei dem 19-Jährigen soll es sich um einen Nichtschwimmer gehandelt haben. "So habe ich es zumindest aus meinem Umfeld gehört", sagt Seebert. Auf Nachfrage des Stadt-Kurier bei der Polizei gibt es dazu keine Bestätigung. "Die Ermittlungen dauern weiter an", sagt Sprecherin Daniela Dässel.

Derweil reißen die Diskussionen um den Kaarster See nicht ab. Erst Anfang Juli verunglückte ein vierjähriger Junge in dem Gewässer. "Der See sollte geschlossen werden", heißt es in diversen Facebook-Gruppen. "Blödsinn", sagt Seebert. "Es handelt sich um ein sehr sicheres Gewässer, das begradigt wurde und ruhig ist, es gibt keine Strömungen und keine kalten Wasserzonen", sagt der Neusser Experte. Stattdessen nennt der 60-Jährige andere Faktoren, die zu Badeunfällen führen.

"Oftmals überschätzen Menschen ihre Schwimmfähigkeiten und gehen trotzdem in tiefe Gewässer — ein fataler Fehler." Zusätzlich sei der heiße und trockene Sommer ein Grund dafür, dass besonders viele Menschen Abkühlung im Wasser suchen. "Dabei vergessen viele, dass es dem Kreislauf zu schaffen macht, wenn man gleich ins kühle Nass springt. Besser ist es, sich langsam an die neue Temperatur zu gewöhnen und dann ruhig zu schwimmen", rät Seebert. Unbewachte Seen oder gar Flüsse sollten unbedingt gemieden werden. "Gerade im Rhein sind die Strömungen so stark, dass sie einen erwachsenen Mann mitreißen können", so der Einsatzleiter.

Erst vor wenigen Wochen zogen die Kräfte der DLRG drei Kinder aus dem Rhein, die am Ufer in Himmelgeist von einer Welle überrascht wurden. "Das war knapp. Wären wir nicht zufällig in unmittelbarer Nähe gewesen, hätte es größere Probleme gegeben", berichtet der Neusser. Zu 14 Einsätzen wurden die Kräfte der DLRG in diesem Jahr bereits gerufen — und die Sommerferien haben gerade erst begonnen. Im vergangenen Jahr zählten die Rettungsschwimmer 19 Einsätze für die gesamte Saison. "Das zeigt, wie viel wir zu tun haben. Ist der Sommer schön, ist automatisch mehr los", weiß Seebert. Eine Hilfe wäre, wenn die Badeverbote beachtet werden und wenn Kinder vernünftig schwimmen lernen würden. Weil bundesweit mehr und mehr Bäder schließen, sei das zu einem echten Problem geworden. "Auch bei der DLRG sind die Kurse bis zum Herbst restlos ausgebucht. Das zeigt, wie hoch der Bedarf ist", so Seebert. Daneben bemühen sich die Stadtwerke, der Stadtverband Sport und der Ausschuss für den Schulsport im Rhein-Kreis Neuss im Rahmen des Projekts "Jedes Kind muss schwimmen lernen" um ein Ende des Trends. "Ziel ist es", so Stadtwerke-Bäderleiter

Alexander Bride, "alle Grundschüler mit dem Wasser vertraut zu machen und sie Sicherheit gewinnen zu lassen. Schließlich sollen möglichst alle von ihnen die Seepferdchenprüfung erfolgreich absolvieren."

(Kurier-Verlag)
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