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Knöllchen-Wahnsinn in Neuss

Politesse steht selbst im Halteverbot und ahndet Falschparker : Knöllchen-Wahnsinn in Neuss

Neusser mit Pkw haben es aktuell schwer. In der Stadt-Kurier-Redaktion häufen sich die Beschwerden über besonders ambitionierte Politessen. Auch sonntags und spätabends werden fleißig Strafzettel verteilt.

Selbst nahm es eine Mitarbeiterin mit der Straßenverkehrsordnung nicht ganz so ernst.

Knöllchen-Wahnsinn in Neuss

Cem Dürbin konnte seinen Augen nicht trauen, als er abends von seiner Arbeit nach Hause kam. Gegen 19.30 Uhr war im Neubaugebiet Allerheiligen eine Politesse an mehreren Fahrzeugen zugange. Sie selbst hatte ihren Pkw im Halteverbot abgestellt. Grund genug für den Familienvater, die Frau anzusprechen. "Ich finde, das geht gar nicht. Sie hat in ihrer Position doch eine Vorbildfunktion", so der 39-Jährige. Nach kurzer Diskussion ist die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes weggefahren — ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Denn die Parkplatzsituation im Neubaugebiet macht den Anwohnern ohnehin zu schaffen. Durch Bauarbeiten sind hier mehrere Stellplätze blockiert. Zudem kommen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes laut Anwohnern in immer kürzeren Abständen zur "Kontrolle".

Dazu sagt Bürgermeister Breuer: "Im Neubaugebiet Allerheiligen sind derzeit bis auf einen einzelnen Parkplatz, der durch einen Container belegt ist, keine bestehenden Parkplätze gesperrt. Aktuell befinden sich zusätzliche Parkplätze an den neu entstehenden Quartiersplätzen in der Fertigstellung." Eine Aussage, die für Unmut sorgt. Laut Anwohnern sind mindestens fünf Stellplätze blockiert.

In einem anderen Punkt gibt Bürgermeister Breuer den Bürgern recht: "Die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung verfügen zwar zur Durchführung ihrer hoheitlichen Aufgaben über verschiedene Sonderrechte im Straßenverkehr. Das Parken im Halteverbot gehört nicht dazu, das verbietet schon alleine die Vorbildfunktion. Wie jeder andere Verkehrsteilnehmer auch, dürfen die Mitarbeiter aber in den verkehrsberuhigten Bereichen außerhalb der Parkflächen halten — nicht parken —, wenn der fließende Verkehr nicht behindert wird, und dabei Verwarnungen erteilen."

Nicht nur in Allerheiligen häufen sich die Probleme. Besonders in der Neusser City stöhnen die Anwohner. War man hier bisher zumindest sonntags noch vor Knöllchen sicher, hat das nun offenbar ein Ende. Breuer dazu: "Dass sonntags auch Verwarnungen erteilt werden, ist nicht neu — die Straßenverkehrsordnung wird ja sonntags nicht außer Kraft gesetzt. Sind Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung im Rahmen von Sonderdiensten unterwegs, werden selbstverständlich auch grob verkehrswidrige Situationen überprüft und geahndet. Zusätzlich ist aber auch die Kreispolizeibehörde an den Wochenenden zur Überwachung des ruhenden Verkehrs präsent." Immerhin gibt es da auch die andere Seite der Bevölkerung: "Die Verwaltung bekommt nahezu täglich Beschwerden über ordnungswidriges Parken in Allerheiligen aus der Anwohnerschaft selbst, ebenso durch die Mitarbeiter der Abfallentsorgung", weiß Breuer.

Das Thema Parkplätze in Neuss dürfte auch weiterhin für reichlich Diskussionen sorgen.

(Kurier-Verlag)