Ungerechte Verteilung von lernbehinderten Kindern in Neuss alarmiert Eltern Neusser Multikulti-Schul-Chaos: Gewalt gegen Kinder, Lehrer sind überfordert

Neuss · Unterrichtsstörungen, Streitereien, körperliche Übergriffe — an der Geschwister-Scholl-Grundschule staut sich der Ärger. Kein Einzelfall! In der Hauptschule Weißenberg hatten sich zwei junge Mädchen von erwachsenen Männern schwängern lassen, weil sie sich dem Horror in der Schule entziehen wollten.

 Die Geschwister-Scholl-Grundschule scheint am Limit zu sein. Überfüllte Inklusionsklassen machen Schülern und Lehrern das Leben schwer. Waltraud Beyen will helfen.

Die Geschwister-Scholl-Grundschule scheint am Limit zu sein. Überfüllte Inklusionsklassen machen Schülern und Lehrern das Leben schwer. Waltraud Beyen will helfen.

Foto: Foto: Violetta Buciak

Sie waren die einzigen Mädchen ohne Migrationshintergrund in der Klasse. Täglich wurden sie nach eigenen Aussagen gemobbt und bedroht.

Im Fall der Derikumer Grundschule schalteten sich jetzt die Eltern ein. Mit einem Brandbrief an Bürgermeister Reiner Breuer und weitere Vertreter der Neusser Schullandschaft machten sie ihrem Ärger Luft und fordern bessere Bedingungen. "Vermehrt kommt es in der Klasse 4a seit einigen Monaten zu Arbeitsverweigerungen, Einschüchterungen, Drohungen und Beschimpfungen jenseits aller Gossensprache", heißt es in dem Schreiben. Justine Gerarts, Schulpflegschaftsvorsitzende und Elternteil erklärt, warum sie und andere Betroffene den Brief in Umlauf gebracht haben: "Meine Tochter kam irgendwann nach der Schule nach Hause und klagte, dass sie in der Klasse Kopfhörer anziehen müsse, weil sie sich sonst nicht konzentrieren könne — so laut sei es im Unterricht. Da schrillten bei mir die Alarmglocken", so die besorgte Mutter.

Seitdem die Geschwister-Scholl-Grundschule zusätzlich zur Schwerpunktschule für die sprachliche Förderung neu zugewanderter Kinder gemacht worden ist, herrscht hier das Chaos. Eine Grundschullehrerin zum Stadt-Kurier: "Als Frau werde ich von manchen muslimischen Jungen nicht akzeptiert. Sie behandeln mich sehr schlecht". Stadtverordnete Waltraud Beyen hatte schon früh vor den Folgen des Konzepts gewarnt: "Das Problem ist, dass der Anteil der Bürger mit Migrationshintergrund hier ohnehin schon sehr hoch ist. Dann wurde die Grundschule zuvor auch noch zur Inklusionsschule erklärt und jetzt noch mehr Kinder mit Förderbedarf — das ist zu viel." Denn besonders in diesen Ballungsgebieten sei das Problempotenzial hoch.

Am Beispiel der Klasse 4a habe sich die Atmosphäre in der Schulklasse stetig verschlechtert. Laut Aufrechnung der Eltern kommen aktuell auf zwölf Regelschüler acht Schüler mit Förderbedarf. Zu diesen gehören einige, die eine überwiegende 1:1-Betreuung durch die Sonderschullehrer benötigen. Demgegenüber wurden die personellen Ressourcen nicht aufgestockt.

"Wir waren stolz, an dem Projekt Inklusionsschule teilhaben zu dürfen, aber jetzt sind wir alle an unsere Grenzen gekommen", so Gerarts. Die Geschwister-Scholl-Grundschule am Limit? Rektorin Florence Geerlings betont: "Wir tun alles uns Mögliche, um den Schulalltag bestmöglich zu gestalten. Wenn es wie zuletzt zu personellen Engpässen kommt, wird das schwierig. Für die betroffenen Eltern habe ich deshalb vollstes Verständnis", so Geerlings.

Die Eltern der pressierten Kinder fordern jetzt Handlungen seitens Politik und Verwaltung. Eine gerechtere Verteilung von Schülern mit Förderbedarf sei das Ziel. Bürgermeister Breuer, der bereits auf das Schreiben geantwortet hat, sind jedoch die Hände gebunden. "Die Bildung von inklusiven Klassen und die Zuweisung von Kindern zum gemeinsamen Lernen fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt Neuss als Schulträger; es handelt sich vielmehr grundsätzlich um eine innere Schulangelegenheit in Verantwortung der Schulaufsichtsbehörden des Landes, hier die des Rhein-Kreises Neuss", so Breuer.

Dennoch wolle die Stadt Neuss das Anliegen der Eltern mit dem Schulamt für den Rhein-Kreis Neuss erörtern. Bis dahin regiert weiter die Gewalt. Die ehemalige Hauptschülerin aus Weißenberg hat jetzt ihren Freund, den Vater des Kindes, verprügelt, grün und blau geschlagen. Die Polizei rückte mit einem Kommando an. Gewalt — ja, so hat sie es in der Neusser Schule gelernt. Ihr wurde das Baby weggenommen, beide sind obdachlos. Kosten für die Sozialämter und Jugendämter: Mehrere Tausend Euro.

(Kurier-Verlag)
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