Seelenstriptease auf der Platte: Ötte so persönlich wie noch nie

Neuss · 2015 war ein hartes Jahr für Christian Otte alias Ötte. Gleich zu Beginn die Diagnose: "verschleppte Lungenentzündung". Wie schlecht es um den Neusser stand, wissen viele seiner Anhänger bis heute nicht.

 Ötte zeigt sich auf seiner neuen Platte nachdenklich und melancholisch.

Ötte zeigt sich auf seiner neuen Platte nachdenklich und melancholisch.

Foto: Foto: A.Jorns

Es folgte die Auflösung seiner Band und schließlich schieden gleich mehrere wichtige Menschen aus dem Leben. Was der 51-Jährige in dieser Zeit durchgemacht hat, verarbeitete er — wie sollte es auch anders sein — mit der Musik. Herausgekommen ist "In stillen Momenten", eine Platte, die ihn von einer ganz anderen Seite zeigt. Ötte ganz persönlich, nachdenklich, hautnah.

Und das ist nicht das einzige Novum. Erstmals bietet der Familienvater seine Musik auf Vinyl-Schallplatte an. "Das wollte ich schon immer machen — jetzt habe ich mir den Traum erfüllt", freut sich der Sänger. Damit liegt Ötte voll im Trend. "Merkwürdig, dass die anderen auch auf diesen Zug aufgesprungen sind und es mir gleichtun", scherzt die Neusser Bekanntheit.

Fakt ist, dass Ötte bereits seit einem Jahr an "seinem Baby" arbeitet. "Ich war zu Beginn des Jahres einfach down. Erst die Krankheit, dann das mit der Band — das tat schon weh. In solchen Zeiten werde ich aber auch richtig kreativ. Also habe ich mich mit der Gitarre hingesetzt und komponiert", erzählt der Musiker.

Entstanden sind Songs, die perfekt in die heutige Zeit passen. "Den Song ,Bei Regen in Paris' hatte ich eigentlich für eine verstorbene Freundin geschrieben. Kurz darauf passierten die Terroranschläge in der französischen Hauptstadt. Das hat mich selbst ein bisschen erschrocken", gibt Ötte zu. "Eigentlich wollte man eine schöne Zeit in der Stadt verbringen und dann wird man herausgerissen — darum geht es in dem Stück und dann passierte das im November", so der Musiker nachdenklich.

Noch persönlicher wird es in der Ballade "Abendbaum" die Ötte seinem verstorbenen Vater gewidmet hat. Ein Lied, das Ötte noch nie live performt hat, obwohl er es bereits vor einigen Jahren geschrieben hatte. Am 27. Februar soll die Premiere erfolgen, dann wenn der Musiker seine Release-Party im Kulturkeller gibt. "Ich weiß nicht, wie ich dabei reagieren werde, aber ich lasse es einfach wie immer auf mich zukommen. Egal, was passiert, ich bleibe echt und authentisch, einfach so, wie ich bin", sagt der Sympathieträger.

Für den Abend sind die Karten bereits fast vergriffen — wer bei dem Konzert dabei sein will, sollte sich beeilen. "Ich habe mir dazu einiges einfallen lassen. Vom Sternenhimmel im Hintergrund bis zur altmodischen Stehlampe habe ich auf jedes Detail geachtet", versichert der Musiker. Die Besetzung wird wie im Album runtergefahren, Gitarre, Stimme, Piano — mehr nicht.

Ötte von einer ganz anderen Seite eben. Das kommt so gut an, dass bereits über die Hälfte der gefertigten Schallplatten innerhalb von nur zwei Tagen verkauft wurden. Eine CD liegt bei, für all jene, die keinen Plattenspieler besitzen. Und auch hier gilt: die Sammlerstücke sind limitiert.

Wer unbedingt reinhören muss, kann sich die Musik auch separat auf CD, als Download oder USB-Stick bestellen. Alle Infos dazu gibt es im Netz: www.oettesolo.net.

(Kurier-Verlag)
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