1. Neuss

Sie wollen Ängste abbauen: 75 Moslems reinigen Straßen in Neuss

Sie wollen Ängste abbauen: 75 Moslems reinigen Straßen in Neuss

Geschäftiges Treiben auf den Neusser Straßen am Neujahrstag. 75 Mitglieder der Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat waren früh unterwegs, um die Wege von Silvester-Überbleibseln zu befreien.

Während andere Neusser tief und fest schliefen, sammelten die Helfer Verpackungen von Böllern, Raketen und Co. ein. "Wir wollen aktiv werden und etwas Positives in der Stadt schaffen, in der wir so gerne leben", berichtet Zaheer Ahmad, Generalsekretär der kleinen muslimischen Gemeinde in Neuss. Seit sieben Jahren ist die Truppe immer am Neujahrstag mit Greifzangen und Müllbeuteln unterwegs. Ziel der Aktion ist es unter anderem, Vorurteile abzubauen.

"Mein Nachbar muss keine Angst vor mir haben, weil ich Moslem bin", macht Ahmad deutlich. "Indem wir auf die Straße gehen und für das Gemeinwohl aktiv sind, zeigen wir, dass wir Teil dieser Gesellschaft sind, dass wir nahbar sind und man jederzeit gerne in Kontakt mit uns treten kann", erklärt der Familienvater das Prinzip.

Das kommt bei den Anwohnern gut an. "In der Regel sind die Straßen menschenleer, wenn wir frühmorgens mit unseren Aufräumarbeiten beginnen. Doch es ist schon einmal vorgekommen, dass uns eine ältere Dame spontan mit Plätzchen bewirtet hat — als Dank für die Arbeit", berichtet der Moslem. Auch in den sozialen Netzwerken überschlagen sich die positiven Reaktionen.

Jahr für Jahr kommen immer mehr Helfer, die bereit sind, bei der Aktion mitzumachen. In diesem Jahr waren es 25 Ehrenamtler mehr als 2018 — der jüngste von ihnen elf und der älteste 70 Jahre alt. Besen, Müllsäcke, Handschuhe, Greifzangen und Schaufeln hat die Gruppe von der AWL Neuss bekommen. "Außerdem ist immer mindestens ein Vertreter dabei und unterstützt uns", freut sich Ahmad. Diesmal waren die Helfer auf der Furth und in der Innenstadt unterwegs — natürlich mit Genehmigung des Bürgermeisters Reiner Breuer. Am Ende waren circa 45 Säcke voll mit Silvester-Müll. "Das klingt viel, aber wir bemerken, dass immer weniger geböllert wird. Als wir vor sieben Jahren angefangen haben, lag viel mehr Müll auf den Straßen", berichtet der Generalsekretär. Genug zu tun gäbe es aber immernoch, sodass die Truppe in jedem Fall im kommenden Jahr weitermachen will.

Doch erst einmal folgen weitere Aktionen, wie der Wohltätigkeitslauf im September. Der Erlös wird dann an die gemeinnützigen Organisationen Lebenshilfe, Initiative Schmetterling, Balu und Du sowie an Humanity first gespendet. "Wir würden gerne noch mehr tun, aber uns fehlen dafür Räumlichkeiten, in die mehrere Menschen passen", berichtet Ahmad.

Wer helfen kann, Anregungen hat oder mit der weltoffenen Gemeinde in Kontakt treten will, meldet sich bei Zaheer Ahmad unter der E-Mail: amj.neuss@gmail.com.

(Kurier-Verlag)