Sind die Quirinus-Reliquien echt? Lebhafte Experten-Diskussion +++ SPD-Chef Jakubassa löste eine Lawine aus

Neuss · Riesen-Diskussion um den Heiligen Quirinus von Neuss. SPD-Chef Benno Jakubassa zweifelte im Stadt-Kurier die Echtheit der Reliquien an. Ein Aufschrei geht durch die Stadt! Jakubassas Telefon steht nicht mehr still.

 Rolf Lüpertz, bekannter Neusser Stadtführer, meint: „Es ist egal, dass wir die Echtheit der Knochen nicht beweisen können. Es geht darum, an sie zu glauben!“ SPD-Chef Benno Jakubassa hatte im Stadt-Kurier die Echtheit der Reliquien bezweifelt. Es folgte eine hitzige Debatte.

Rolf Lüpertz, bekannter Neusser Stadtführer, meint: „Es ist egal, dass wir die Echtheit der Knochen nicht beweisen können. Es geht darum, an sie zu glauben!“ SPD-Chef Benno Jakubassa hatte im Stadt-Kurier die Echtheit der Reliquien bezweifelt. Es folgte eine hitzige Debatte.

Foto: Fotos: Hanna Loll, Rolf Lüpertz, Frank Möll

Auch Stadt-Führer Rolf Lüpertz ist aufgeregt. Er kennt sich mit der Neusser Stadtgeschichte so gut aus, wie kaum ein zweiter – der Experte erklärt, warum es gar nicht wichtig ist, wessen Knochen im Schrein liegen.

„Bei der Aussage Jakubassas ,Ich möchte nicht wissen, wem die Stadtväter da bei der Quirinusprozession hinterherpilgern’, kann ich nur den Kopf schütteln“, macht der Vorstand des Neusser Verkehrsvereins seinem Ärger Luft (nachzulesen ist der Artikel unter www.stadt-kurier.de, einfach nach „St. Quirin“ suchen). „Auch beim Turiner Grabtuch kann niemand mit Sicherheit sagen, dass es echt ist – und darum geht es auch gar nicht“, findet der Neusser Geschichtenerzähler, „es geht darum, einfach daran zu glauben.“ Um seine Ansicht zu untermauern, erzählt der Experte einige Anekdoten aus der Stadtgeschichte: „Im Krieg im Jahr 1474/1475 bei der Belagerung durch Karl den Kühnen trugen die Neusser die Reliquien immer an den Ort, an dem es gerade brenzlig wurde. War dort beispielsweise ein Feuer, fing es plötzlich an zu regnen – wo die Bürger die Reliquien hinbrachten, sie brachten Glück.“

Als später die feindlichen Soldaten zerstörerisch in das Quirinusmünster ritten, brachte ein Neusser namens Henricus Fischer die Knochen des Heiligen Quirinus zu sich nach Hause und bewahrte sie dort auf. „Ein Flächenbrand brach aus – doch der Legende nach hörte das Feuer links und rechts von Fischers Haus auf zu brennen“, weiß Lüpertz, „da hat sich unser Schutzpatron einmal selbst beschützt.“ Natürlich könne die Wirkung der Knochen auf Zufall und dem „Placebo-Effekt“ beruhen, räumt der gläubige Katholik ein, doch was mache das schon aus? Der Glaube versetzt Berge!

Johann Ott ist kritisch. „Die Diözesen haben keinen Überblick, welche Reliquien in ihren Regionen existieren. Was nur bedeutet, dass die Diözesen das Thema nicht schätzen. Warum sollten es dann Politiker tun? Also: Fordert endlich die zuständigen Stellen auf, sich um die Registrierung der Reliquien zu kümmern.“

„Eine Registrierung von alten Knochen? Unsinn. Wem die Heiligen lieb und teuer sind, der verehrt sie um ihrer Taten willen und wer nicht an die Fürsprache der Heiligen glaubt, der wird es auch dann nicht, wenn die Gebeine registriert sind“, sagt hingegen Ingo Egge. Teresa Materla kritisiert die SPD. „Das ist eben Assekuranz und Relativismus: ein bißchen Christ – ein bißchen rot, falls es Gott doch gäbe, dann sind sie dabei...“. „So etwas ist kein politisches Thema. Politik sollte dazu aus Respekt schweigen“, fordert Sven-Joachim Otto. Und René Härtenstein: „Was soll das denn jetzt? Wir sollten uns freuen, dass wir noch Dinge haben, die schon Generationen vor uns verehrt haben.“

(Kurier-Verlag)
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