Kita-Notstand in Neuss +++ Wie der Ausbau voranschreitet Zwillingsmutter ohne Kitaplatz: Was die Stadt tut, um zu helfen

Neuss · Clarissa Mantsch steht vor einer großen Herausforderung. Sie gehört zu den Elternteilen, die keinen Kitaplatz in Neuss bekommen haben. Die Zwillingsmutter muss nun schauen, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bekommt.

 Clarissa Mantsch gehört zu den Elternteilen, die noch keinen Kitaplatz für ihre Kinder bekommen hat.

Clarissa Mantsch gehört zu den Elternteilen, die noch keinen Kitaplatz für ihre Kinder bekommen hat.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Bereits Anfang März hatte die Stadt Neuss Alarm geschlagen. Aufgrund der überraschend steigenden Anzahl von Kindern prognostizierte Sozialdezernent Ralph Hörsken schon zu diesem Zeitpunkt, dass nicht alle Eltern ab dem 1. August einen Kitaplatz bekommen würden. Vergangene Woche trudelten die Briefe bei jenen ein, die ihren Bedarf im Kitanavigator angemeldet hatten, aber noch keine Zusage erhalten haben.

Dazu zählt auch Mantsch. Sie trifft die Absage besonders hart. Denn eigentlich hatte sie geplant, wieder in den Beruf als MTA in der Uniklinik Düsseldorf zurückzukehren. Ihr Mann Sebastian Mantsch arbeitet in Vollzeit in einer Computerfirma. Und die Großeltern leben im Sauerland, sind zum Teil selbst noch berufstätig. "Wir haben niemanden in direkter Nähe, der die Betreuung übernehmen könnte. Zur Arbeit muss ich aber wieder zurückkehren. Ich bin bereits im vergangenen Jahr an meine finanzielle Reserven gegangen, das kann ich nicht noch einmal machen", sagt die 35-Jährige. "In Panik habe ich alle Tagesmütter in der Umgebung kontaktiert. Aber auch hier waren zunächst alle Plätze belegt", berichtet Mantsch. Nur per Zufall geriet die Allerheiligenerin an eine neue Dienstleisterin und konnte so zwei Plätze für ihre Kinder sichern. Ideal sei die Situation dennoch nicht.

"Tagesmütter machen einen tollen Job, aber für meine Zwillinge wünsche ich mir eigentlich einen Alltag in einer Gruppe. Maria und Maximilian werden dann zwei Jahre alt sein, sie suchen jetzt schon Kontakt und haben Spaß unter Kindern", erklärt Mantsch. Zudem zahlen die Eltern für 35 statt 45 Stunden mehr Geld. Ein Problem, mit der die Familie nicht alleine da steht. Eine genaue Zahl nennt die Verwaltung aber noch nicht. "Der tatsächliche Fehlbedarf wird zur Zeit durch die Rückmeldungen der Eltern im Jugendamt ermittelt", erklärt Stadtsprecher Peter Fischer. Betroffene sollen Kontakt zum Jugendamt aufnehmen. Dort erfolge dann eine Fachberatung.

Derweil laufe die Errichtung provisorischer Kitas und Betreuungsangebote auf Hochtouren. In den nächsten Jahren sollen diese Provisorien dann Zug um Zug durch feste Einrichtungen ersetzt werden. Dazu erläutert Jugenddezernent Ralf Hörsken: "Die Stadtverwaltung erfasst zur Zeit den genauen Bedarf der noch fehlenden Betreuung im Kita-Jahr 2018/19. Intensiv werden alle Möglichkeiten einer Versorgung und auch ein Ausbau der bestehenden Angebote einschließlich provisorischer Lösungen geprüft und schnellstmöglich umgesetzt. Wir versuchen alles, den Eltern ein gutes Angebot zu unterbreiten." Familie Mantsch hofft, dass der Stadt dieses Vorhaben gelingt.

(Kurier-Verlag)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort