Bestattungskultur im Wandel+++Friedhöfe sind jetzt Kulturerbe Die letzte Ruhe unter Bäumen finden – das geht auch in Neuss

Neuss · Der Neusser Friedhof geht mit der Zeit: Die Bestattungskultur ist im stetigen Wandel und eine letzte Ruhestätte unter Bäumen wird immer beliebter. Ab sofort geht das auch auf dem Neusser Hauptfriedhof.

 Bürgermeister Reiner Breuer (2.v.l.) und Yasin Sentürk vom städtischen Friedhofsamt (re.) sahen sich die neue Bestattungsmöglichkeit gemeinsam mit den Azubis Laura Isabelle Ruhland und Sascha Wisniewski an.

Bürgermeister Reiner Breuer (2.v.l.) und Yasin Sentürk vom städtischen Friedhofsamt (re.) sahen sich die neue Bestattungsmöglichkeit gemeinsam mit den Azubis Laura Isabelle Ruhland und Sascha Wisniewski an.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Loll

Yasin Sentürk vom städtischen Friedhofsamt und Bürgermeister Reiner Breuer haben gleich doppelt Grund zur Freude – nicht nur konnten sie die acht im Frühjahr gepflanzten Amberbäume bewundern, die mit Platz für je zwölf Urnen ab sofort das Bestattungsangebot des Neusser Hauptfriedhofs erweitern. Am Eingang prangt jetzt auch noch ein neues Schild: „Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ steht dort geschrieben. „Die UNESCO hatte bereits im März die Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Wegen der Corona-Pandemie hat sich der Aktionstag dazu allerdings verzögert“, erzählt Bürgermeister Reiner Breuer bei der feierlichen Enthüllung des Schildes.

Im Prinzip umfasst das Kulturerbe nicht die Friedhöfe an sich, sondern die „lebendigen Ausdrucksformen, die von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden“, heißt es bei der UNESCO. Und der Bürgermeister freut sich, dass man Friedhöfe nicht immer nur negativ besetzt: „Ein Friedhof hat auch einen gewissen Erholungswert wenn man ihn als Naturpark betrachtet. Er ist auch ein Integrationsort verschiedener Kulturen, hier findet Begegnung statt. Und er erzählt Geschichten.“

Bei einem kleinen gemeinsamen Spaziergang hin zu den neuen Bestattungsbäumen erklärt Sentürk: „Die Bestattungskultur ist im stetigen Wandel und der Trend geht deutlich zum Urnengrab und anderen pflegeleichten Grabformen.“ Der neue Friedwald in Dormagen habe auch einen gewissen Konkurrenzdruck ausgeübt – schließlich muss sich ein Friedhof auch refinanzieren –, doch die Entscheidung, Bestattung unter Bäumen in Neuss anzubieten, stand schon eine Weile fest.

Im Frühjahr wurden zu diesem Zweck acht junge Amberbäume gepflanzt („Es sind Klimabäume und sie haben eine ganz besonders schöne Herbstfärbung“, findet Sentürk), unter denen sich jeweils zwölf Doppelgräber befinden. Der Randbereich ist von schönem Naturstein eingefasst – hier können die Namen der Verstorbenen eingraviert werden. Inmitten des Hauptfriedhofs gelegen ist es hier still und idyllisch. Der Wiesenbereich darf von Angehörigen nicht gestaltet oder bepflanzt werden – dafür gibt es gleich nebenan aber eine zentrale Stelle für Blumen und Kerzen. Für ein 20-jähriges Nutzungsrecht betragen die Gebühren 1.567 Euro je Doppelgrab.

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