Mit Playmobil-Figuren nimmt er Neusser „Verzäll“ ins Visier Wie Stefan Spintig lokales Geschehen in Mini-Szene setzt
Neuss · Ist Ihnen auch schon mal ein freundlicher Herr aufgefallen, der in der City auf dem Bürgersteig hockend seine Playmobil-Figuren aufbaut? Dabei handelt es sich um Stefan Spintig. Er ist ein aufmerksamer Beobachter der lokalen Geschehnisse, setzt diese mithilfe der kleinen „Spielkameraden“ in Szene und garniert das Ganze mit einem lockeren Spruch. Die Ergebnisse sind auf Facebook und Instagram zu sehen.
Da ziehen die Männchen die „gelbe Linie“, die auf dem Hauptstraßenzug als Orientierung für Publikum und Marschierende dient, sie setzen neue Schützensteine ein oder präsentieren vor dem Glockenspiel „musikalische Früherziehung novesianischer Art“. Stefan Spintig gehen die Ideen nicht aus. Das ganze Jahr über ist er kreativ, zurzeit sind seine Motive meist schützenfestlicher Art.
„Ich bin mit Playmobil groß geworden“, erinnert sich der 48-Jährige. Vor rund einem Jahr animierten ihn mit Modelleisenbahnfiguren gestellte Szenen, selbst kreativ zu werden. Sein Engagement in der katholischen Jugendarbeit veranlasste ihn, biblische Themen darzustellen, doch schnell wechselte er um auf Neusser Lokalkolorit. „Ich bin sehr heimatverbunden, wohne, arbeite und lebe in der Innenstadt und bekomme so viel mit“, macht Spintig deutlich, dass es ihm nicht an Inspiration fehlt.
Stets hat er ein paar Figürchen dabei. „Meine Village-People“, schmunzelt Spintig. Jeden Tag stellt er eine neue Story bei Facebook und Instagram ein. In der Regel entsteht sie auf einem Bordstein in der City. „Die Polizeibeamten kennen mich schon. Mindestens einmal pro Woche hält ein Polizeiwagen an und die Beamten fragen mich, ob alles in Ordnung ist“, lacht Spintig. In einem Fall wurde er sogar für einen potenziellen „Klimakleber“ gehalten.
Aber in der Regel locken seine künstlerischen Aktivitäten neugierige Zuschauer an. „Zuerst kommen die Kinder“, sagt Spintig – und die sind manchmal derart begeistert, dass auch schon mal eine Figur den Besitzer wechselt … „Mit der Aktion kommt man mit seinen Mitmenschen ins Gespräch“, freut sich der kontaktfreudige Neusser.
Im „wahren Leben“ arbeitet er als Haustechniker für das Erzbistum Köln im Marienhaus an der Kapitelstraße. Als aktiver Schütze spielte er einige Jahre im 1. Neusser Tambourcorps Trommel und Querflöte, später marschierte er im Schützenlustzug „Further Engel“ mit.
Zurzeit macht er eine Schützenfest-Pause, doch das Brauchtum beschäftigt ihn noch immer, wie an den kleinen Geschichten zu erkennen ist, die er mit seinen Kunstwerken erzählt. Die besondere Herausforderung: Es gibt keine Playmobil-Schützenfiguren. „Ich könnte sie anmalen, doch das würde dem Niveau des Neusser Schützenfestes nicht gerecht werden“, erklärt Spintig. Aber es gibt ja noch andere kreative Möglichkeiten, wie die Szenen auf dieser Seite zeigen.
Mehrere hundert Storys hat er bisher zusammengestellt, selbst fotografiert und in den sozialen Medien verbreitet. Ende vergangenen Jahres durfte er eine Auswahl in der Stadtbibliothek ausstellen. Man darf also gespannt sein, was sich der aufmerksame Beobachter der lokalen Szene noch einfallen lässt. Neusser Stadtgeschehen in klein – eine wirklich tolle Idee!