Jazz aus Büttgen: „Full Moon“ wird in LA, New York, London und Sydney gespielt

Ein Anruf aus "Big Apple" brachte den Stein ins Rollen: Der Büttgener Gitarrist Ralph Herrnkind wurde jetzt für seinen Song "Full Moon" mit dem New York Akademia Award ausgezeichnet. Er ist der erste deutsche Musiker, dem diese Ehre zuteil wurde.

Es passiert garantiert nicht allzu häufig, dass ein Büttgener Musiker einen Anruf vom Radioredakteur eines New Yorker Senders bekommt. "Er sagte, sie würden auf seinem Sender oft ,Full Moon' spielen und das würde wirklich gut beim Publikum ankommen", erzählt Ralph Herrnkind. Der Radiomann empfahl die Teilnahme am renommierten Akademia Award. Per Download schickte der Büttgener seinen "Vollmond" über den großen Teich — mit Riesenerfolg. "Full Moon" wurde zum besten Song im Bereich Funk/Fusion gewählt. Der Lohn: Herrnkinds Gitarrenkünste werden jetzt in Los Angeles, New York, London und Sydney regelmäßig im Radio gespielt. Eine schöne Promotion für seine CD "herrnkind", auf der auch der Sieger-Song zu hören ist.

"Full Moon ist ein Funk-Fusion-Phänomen, das sofort überzeugt", heißt es — frei übersetzt — in der Begründung der Jury, "es hat seine Wurzeln in der Ästhetik von Pat Metheny, begleitet von einer Musikalität in gleicher Qualität." Der Vergleich mit einem der einfluss- und erfolgreichsten Jazzgitarristen der Welt ist für den sympathisch-bescheidenen 55-Jährigen ein echter Ritterschlag. Sein Herz schlägt für die Jazzmusik. Mit 15 Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für die Gitarre. Eigentlich zog es ihn nach Amerika, mitten hinein in die brodelnde Jazzszene. Dann aber hörte er von einem ganz neuen Studiengang der Jazzmusik in Köln. Er schaffte die Aufnahmeprüfung mit Bravour — und so blieb er der deutschen Musikszene erhalten.

Mittlerweile ist er in mehreren Bands aktiv. Herrnkind spielte unter anderem Playback-Bänder für Heino, Paul Kuhn und die Sendungen des legendären Dieter Thomas Heck ein. Er stand mit der Paul Kuhn Big Band und dem Trompeter Till Brönner auf der Bühne. Ein Highlight war die Deutschland-Tour mit einigen Größen der europäischen Jazzszene, wie zum Beispiel den Söhnen der E-Bass-Legende Jaco Pastorius, Felix (Bass) und Julius (Drums) Pastorius. "Für mich eine der besten Rhythmusgruppen der Welt", schwärmt Herrnkind. Aktuell spielt er in der Rheinischen Sinfonie in Koblenz, ist hier auch mit dem "Rhine Phillis Orchestra" unterwegs. Bei Mark Gillespie's "Kings of Floyd", einer professionellen Pink-Floyd-Coverband, spielt er den Bass. Es gab Auftritte mit dem weltberühmten, Grammy-nominierten Pianisten John Serry, unter anderem im Alten Rathaus in Kaarst — ein Beweis dafür, dass der Vorster gerne auch in seiner Heimatstadt musikalisch aktiv ist. Gemeinsam mit seiner Partnerin Eva Lange (Gesang, Keyboards, Gitarre), die auch beim Wettbewerb "Ein Song für Kaarst" mitgemacht hat, bietet er Lounge, Jazz und Pop mit eigens geschriebenen Arrangements.

Seine musikalische Vielseitigkeit stellt er auch bei Theateraufführungen unter Beweis. Wie zum Beispiel am Theater Koblenz bei "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Brecht / Weill. Hier war er mit Gitarre, E-Bass, Banjo und Hawaii-Gitarre im Einsatz, in der Oper Dortmund spielte er bei "Anna Nicole" E-Bass und Mandoline. Die Liebe zu Soul, Pop, Jazz und den Hang zu anregenden Grooves lebt Herrnkind mit der Band "Soulicious" um Sängerin Shari Yeboah aus. Weiter begleitete er Patricia Kelly von der Kelly Family bei ihrem Soloprogramm, pflegt mit der Galaband "noble composition" Pop mit großer stilistischer Bandbreite. Kürzlich hat er als Bassist mit der Deutschen Radio Philharmonie — Saarbrücken / Kaiserslautern die Suite "Rough Music" von H.K. Gruber unter seinem persönlichen Dirigat gespielt. Auch Musicals sind ihm nicht fremd: Er war bei "The Who´s Tommy" in Offenbach und "Les Misèrables" in Duisburg dabei. "Zur Zeit spiele ich nur noch ab und zu bei ,Starlight Express' in Bochum, da bin ich schon so lange dabei", sagt Herrnkind.

Ein Projekt liegt ihm aber ganz besonders am Herzen: Als Vertretung springt er immer wieder bei der WDR-Big Band ein, jetzt durfte er mit dieser weltberühmten Formation vier eigene Kompositionen in eigenen Arrangements aufnehmen — mit dabei auch der prämierte Song "Full Moon". "Das ist eine große Ehre", freut sich das musikalische Multitalent, dessen Fähigkeiten jetzt sogar jenseits des "großen Teichs" gewürdigt wurden.

Rolf Retzlaff

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