1. Kaarst

Privat vermietete Flüchtlingswohnung leergeräumt: Paar fürchtet um Existenz

Mehrere Tausend Euro Schaden : Privat vermietete Flüchtlingswohnung leergeräumt: Paar fürchtet um Existenz

"Wir stehen kurz vor dem Ruin", sagen die Eheleute Hingsen. Vor zwei Jahren vermieteten sie mehrere vollmöblierte Eigentumswohnungen an Flüchtlinge. Nach einigen Monaten dann der Schock: Nach dem Auszug nahmen die Bewohner offenbar alles mit, was nicht niet- und nagelfest war.

Jetzt macht das Paar der Stadt Kaarst schwere Vorwürfe.

Privat vermietete Flüchtlingswohnung leergeräumt: Paar fürchtet um Existenz

Es war zu Beginn des auf Deutschland zukommenden Flüchtlingsstroms, als Horst und Anke Hingsen sich dazu entschlossen hatten, ihre Privatwohnungen der Stadt Kaarst zur Verfügung zu stellen. "Damit die Flüchtlinge nicht in Massenunterkünften untergebracht werden mussten", sagt Horst Hingsen. Inzwischen bereut der 74-Jährige diese Entscheidung.

Privat vermietete Flüchtlingswohnung leergeräumt: Paar fürchtet um Existenz

Denn nach Auszug der Flüchtlinge erwartete ihn eine böse Überraschung. "In der Zweizimmer-Wohnung in Vorst, in der drei albanische Frauen untergekommen waren, fehlten Hand- und Betttücher, Besteck, Sandwichtoaster, ein schnurloses Telefon, Töpfe, Pfannen, Geschirr, Gläser. Dazu waren Fernseher und Kühlschrank kaputt — die Wohnung insgesamt in einem schlimmen Zustand", klagt der Vermieter.

Nach Wochen dann der nächste Schock. Die Nebenkostenrechnung überstieg mit über 6.500 Euro den Normalverbrauch um ein vielfaches. Laut Hausgeldabrechnung aus dem Jahr 2015 sollen die drei Frauen 120 Kubikmeter Warmwasser verbraucht haben. Zum Vergleich: Im gesamten Vier-Parteien-Mehrfamilienhaus haben die Anwohner 180 Kubikmeter verbraucht. Die Vermutung: "Wir glauben, dass die Frauen einen Wäscherei- und Bügelservice betrieben haben, um sich was dazu zu verdienen. Laut Anwohnern lief die Waschmaschine im Keller durchgehend. Im Hausflur stand alles voll mit Wäscheständern und die Frauen sollen Säcke rein- und rausgetragen haben", so Hingsen.

Die Eheleute machen der Stadt Kaarst nun schwere Vorwürfe: "Wir haben eine faire Aufstellung der zu erstattenden Gegenstände gemacht. Leider will die Verwaltung nicht alles ersetzen. Von insgesamt 3.373 Euro haben wir lediglich 1.196,70 Euro zurückbekommen. Beigeordneter Dr. Semmler erklärt: "Die Forderungen auf der Liste waren stellenweise nicht nachvollziehbar. Wenn wir Schäden feststellen, ersetzen wir diese dem Vermieter natürlich sofort anstandslos. Nach Absprache mit den drei albanischen Anwohnerinnen waren manche Angaben aus unserer Sicht nicht korrekt."

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Das Problem: Vor Bezug der Wohnung wurde keine Bestandsaufnahme gemacht — weder Vermieter noch die Stadt Kaarst können nachweisen, was tatsächlich aus der Wohnung entwendet wurde. "Wir räumen ein, dass es gerade in der Anfangsphase deutlich besser hätte laufen müssen. Inzwischen haben wir vieles verbessert. Mit den weiteren 75 Vermietern, die ihre Wohnungen Flüchtlingen zur Verfügung stellen, hatten wir bisher keinerlei Schwierigkeiten", beteuert Dr. Semmler. "Wir sind den Vermietern sehr dankbar und haben weiterhin ein großes Interesse daran, gut miteinander zu kooperieren. Solche bedauerlichen Fälle wie im Fall der Familie Hingsen sind absolute Ausnahmen", so der Beigeordnete. Die hohe Nebenkostenabrechnung will die Stadt Kaarst nach einer Prüfung übernehmen.

(Kurier-Verlag)