Bürger, Schützen und Kirchengemeinde ziehen an einem Strang Gaben- und Fürbittenzaun in Norf als materielle Hilfe und emotionale Stütze

Norf · Nicht einmal 24 Stunden hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert: Norfer Bürger, die Kirchengemeinde und die Schützen haben auf dem Kirchplatz einen Gaben- und Fürbittenzaun aufgestellt.

Norfer Bürger stellen einen Gaben- und Fürbittenzaun auf
Foto: Esther Natschak

Die Corona-Krise wirbelt die bestehenden ehrenamtlichen Sozialstrukturen durcheinander. Die Neusser Tafel hat ihre Arbeit eingestellt. Immer mehr bedürftige Menschen haben sich in der vergangenen Woche in der Facebookgruppe Coronahilfe Neuss, die Esther Natschack am 13. März gegründet hat, gemeldet. Die Betroffenen wissen nicht, wie sie die Lebensmittel ohne die Unterstützung durch die Tafel bezahlen sollen. Die Situation verschärft sich dadurch, dass in den Supermarktregalen häufig nur noch die teureren Markenprodukte zu finden sind, während die günstigeren Produkte ausverkauft sind. Das Ziel, Menschen, die aufgrund der Corona-Krise nun Not leiden, zu helfen, verfolgen die Nachbarinnen Esther Natschack und Karoline Büchler nun auch offline. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde St. Andreas Norf haben sie auf dem Kirchplatz einen Gaben- und Fürbittenzaun errichtet. Esther Natschack erklärt: „Die Idee ist einfach und wirkungsvoll: Wer hat, der gibt. Wer braucht, der nimmt. Kontaktlos, bedarfsgerecht und unkompliziert. Von Mensch zu Mensch.“ An dem Gabenzaun können Spender fertig verpackte und gut beschriftete Tüten mit haltbaren und verpackten Lebensmitteln, haltbarem Obst und Gemüse und Hygieneartikeln hängen. Wer etwas braucht, darf sich zwischen 10 und 18 Uhr eine Tüte pro Tag nehmen.

Ergänzt wird die materielle Hilfe um eine emotionale Stütze für die Norferinnen und Norfer. Entwickelt haben die Idee einer Fürbittenwand Jan-Philipp Büchler, Mitglied des Kirchenvorstands, und Anita Wermeister, Vorsitzende des Gemeindeausschusses. „Gerade die älteren Gemeindemitglieder leiden unter der Reduktion der Sozialkontakte, aber auch darunter, dass ihre Routinen – wie etwa der sonntägliche Kirchgang – durchbrochen wurden. Deshalb haben wir uns überlegt, den Gabenzaun durch einen Fürbittenzaun zu ergänzen. Wir laden alle Bürger herzlich ein, ihre Fürbitten wasserfest verpackt an den Zaun zu hängen. Sie werden regelmäßig abgenommen und in den Messen verlesen. Die Menschen haben so die Möglichkeit, ihre Fürbitten und Anliegen zu Gott zu bringen und Kirche trotz physischer Distanz gemeinsam und sichtbar zu leben“, erklärt Jan-Philipp Büchler. Markus Rischen, Pastoralreferent der Apostelpfarren, zu denen auch die St.-Andreas-Kirche gehört, war von Anfang an von beiden Ideen begeistert und denkt bereits darüber nach, wie man die Fürbittwand auch weiterführen kann, wenn das öffentliche Leben wieder möglich ist und die Gottesdienste wieder stattfinden: „Die Fürbittwand spiegelt den Sinn von Fürbitten wider: Es geht darum, die Sorgen und Nöte der Menschen aufzugreifen und nicht irgendwelche Sätze aus Büchern vorzulesen.“ Ergänzt wird die Fürbittwand durch wöchentliche Impulse durch das Pastoralteam. An der Kirchentür können sich Gläubige jeden Sonntag einen Hoffnungsbrief mitnehmen, der ihnen Mut und Kraft in diesen schweren Zeiten spenden soll.

Dass von der Idee bis zur Umsetzung nicht einmal 48 Stunden vergingen, zeigt die große Hilfsbereitschaft in Norf und der ansässigen Unternehmer. Das Bauunternehmen Schmidt & Mansfeld lieferte prompt die benötigten Bauzäune und Christian Gossens, Inhaber des Edekamarkts in Derikum, spendete die ersten 50 Gabentüten und gemeinsam mit Kallen Spargel, Bauer Friesen sowie dem Obsthof Küppers darüber hinaus die Erstversorgung mit Äpfeln und Kartoffeln. Auch der Heimatverein Norf und die St.-Andreas-Schützenbruderschaft haben sofort tatkräftig unterstützt und werden bei der Betreuung des Zauns helfen.

Die Initiatoren arbeiten mit Hochdruck daran, den Gabenzaun bis zum Ende der Woche auch im Nachbarstadtteil Derikum zu errichten und haben jetzt schon auch dort eine große Anzahl an Unterstützern gefunden. „Wir hoffen, dass unsere Initiative die Menschen im gesamten Stadtgebiet zu dezentraler unbürokratischer Hilfe in diesen schweren Zeiten ermutigt und stehen auch dort gern mit Rat zur Seite“, erklärt Esther Natschack. Und Jan-Philipp Büchler ergänzt: „. Nachahmen ist ausdrücklich erwünscht! Kommt sagt es allen weiter – ruft es in jedes Haus hinein!“

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