Warmes Wasser und Heizung in Hin- und Herberge ausgefallen Obdachlose klagen an: doch zu wenige Schlafplätze in Neuss

Neuss · Obdachlose klagen an: In Neuss gebe es zu wenig Schlafplätze, die Unterkunft am Derendorfweg sei überlaufen. Männer, die zu spät kamen, mussten demnach unter der Treppe im Flur nächtigen, andere sollen abgewiesen worden sein.

 Viele Obdachlose schlafen nachts auf der Straße. Sie klagen, dass die Hin- und Herberge überlaufen sei.

Viele Obdachlose schlafen nachts auf der Straße. Sie klagen, dass die Hin- und Herberge überlaufen sei.

Foto: Foto: Violetta Buciak

Die Stadt wehrt sich gegen diese Vorwürfe.

Freitagabend nach der Ratssitzung: Der Verein "Neuss packt an!", verteilt am Rathauseingang Lebensmittel, warme Mützen und Schuhe an Obdachlose. Es ist ungemütlich kalt und regnerisch — wo die Männer in dieser Nacht schlafen werden, wissen viele noch nicht. Denn dass in Neuss keiner auf der Straße nächtigen muss, stimme nicht. Noch im April wurden die Schlafstellen in der Obdachlosenunterkunft von 20 auf bis zu 55 erweitert. Offenbar nicht ausreichend.

Betroffene berichten: "Um die 40 Menschen kommen täglich — das sind zu viele. Zwar gibt es noch einen Flügel mit weiteren Plätzen, aber der wird nicht geöffnet. Wohl, weil Personal fehlt", berichtet ein Obdachloser. Und das sei nicht das einzige Problem. "Zuletzt waren mehrere Tage die Heizung und das warme Wasser ausgefallen. Duschen war nicht drin", sagt einer der Männer. Bürgermeister Reiner Breuer nahm auf Stadt-Kurier-Anfrage Stellung zu den Schilderungen: "Grundsätzlich wird keine Person mit Übernachtungsbedarf abgewiesen", so Breuer.

Es gebe aber immer wieder Personen, die, obwohl sie über eigenen Wohnraum verfügen, die Übernachtungseinrichtung aufsuchen und auch nutzen wollen. Diese Personen werden laut Bürgermeister definitiv nicht aufgenommen. Auch sei weder die Heizung noch das warme Wasser ist in den letzten Monaten in der Einrichtung ausgefallen.

Dennoch soll sich nun etwas tun: "Auf Grund des hohen Übernachtungsaufkommens sind wir gerade dabei, die Personalsituation und Dienstzeiten zu überdenken. Sofern die Zahl der Übernachter nicht geringer wird, sollen mittelfristig mehr Sozialarbeiter und hauptamtliche Übernachtungspförtner eingesetzt werden", verspricht Breuer.

Für Thomas Kaumanns nicht genug. Er beobachtet mit Sorge, dass immer mehr Menschen im Freien nächtigen. "Bei mir auf der Kapitelstraße schläft ein Mann seit Wochen im Foyer der Sparkasse", so der Stadtverordnete. Er will das Thema in der CDU-Fraktion ansprechen und anregen, dass das leerstehende Gebäude gegenüber der Unterkunft am Derendorfweg geöffnet wird.

Breuer dazu: "Es mag zutreffen, dass es Personen gibt, die das Angebot der Übernachtungsstelle nicht annehmen und lieber draußen campieren. Wie groß die Zahl ist, ist nicht bekannt. Unser Angebot, allen Personen die es nötig haben einen Schlafplatz anzubieten, steht unverändert."

(Kurier-Verlag)
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