Protestwelle gegen Pferdekarusselle ++ +Wie schädlich sind sie wirklich?+++Tausende Neusser fordern das Aus+++

Neuss · Es ist ein Anblick, der Tierfreunden wie Meike Hübinger Tränen in die Augen treibt. Pferde, die Kopf an Gesäß hintereinander im Kreis traben — zum Vergnügen der Kirmesgäste. Dass es so ein Pferdekarussell wieder auf dem Neusser Kirmesplatz gab, passt vielen Besuchern nicht.

 Pferdekarusselle sind nicht nur in Neuss umstritten. In Städten wie Coburg ist dieses Angebot vom Kirmesplatz verbannt worden.

Pferdekarusselle sind nicht nur in Neuss umstritten. In Städten wie Coburg ist dieses Angebot vom Kirmesplatz verbannt worden.

Foto: Partei Mensch Umwelt Tierschutz NRW

Innerhalb von nur 20 Stunden haben 2.321 Unterstützer eine entsprechende Petition unterschrieben und sich dafür stark gemacht, dass solche Attraktionen künftig keinen Platz mehr in Neuss bekommen. Auf der anderen Seite stehen die Schausteller, die versichern, dass es den Tieren gut geht. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass das Thema in Neuss ab kommendem Jahr vom Tisch ist.

"Es stimmt nicht, dass die Pferde zehn Stunden am Stück im Kreis laufen müssen. Alle drei bis vier Stunden werden sie ausgetauscht", wehrt sich Josef Kremer, Vorsitzender des Schaustellervereins. "Jeder kann sich die Pferde anschauen. Sie sind gut genährt, machen einen fitten Eindruck und haben in den Pausen immer genug Auslauf. Das denken wir uns auch nicht aus, sondern wird wie auf jedem Platz vom Tierarzt kontrolliert und begutachtet. Auch die Gerüchte, dass unsere Ponys in Boxen eines Lkw ihre Freizeit verbringen, ist an den Haaren herbeigezogen. Unsere Tiere haben direkt hinter dem Festplatz eine Wiese, auf der sie sich austoben können. Hier wird kein Tier angebunden oder sonstiges.", so der Schausteller. Das sieht Sonja Krekow, Initiatorin der Gegenbewegung auf Facebook anders.

"Die Tiere sind ständigem Lärm ausgesetzt, laufen immer nur in eine Richtung, das schmerzt in den Gelenken", so die Grundschullehrerin. "Da ich mit Kindern arbeite, ist es mir wichtig, dass sie die Tiere im natürlichen Umfeld wahrnehmen und respektieren", erklärt die Neusserin.

Deswegen hat sie auf Facebook eine Gruppe gegründet, die sich gegen diese Karusselle ausspricht. Die Mitglieder werden darin aufgefordert, E-Mails an das Ordnungsamt und weitere Adressen zu verschicken. Mehrere Hundert Neusser sind der Aufforderung bereits gefolgt, darunter auch Titschy, der beim solcher Attraktionen eine "Krise bekommt".

Ihr Ziel haben die Tierfreunde durch einen Zufall bereits erreicht. "Da der Betreiber des Pferdekarussells demnächst sein Geschäft aus Altersgründen aufgibt, wird es im kommenden Jahr auf der Neusser Kirmes kein solches Karussell mehr geben", antwortet Bürgermeister Napp auf die Stadt-Kurier-Anfrage.

(Kurier-Verlag)
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