Seniorenpaar heiratet nach 52 Jahren wilder Ehe im Neusser Standesamt

Neuss · So etwas hat es im Neusser Standesamt noch nicht gegeben. Nach 52 Jahren wilder Ehe geben sich Karl Heinz Sauerborn (89) und Helga Behrensmaier (84) das Ja-Wort. Warum die Beiden so lange gewartet haben, verrieten sie dem Stadt-Kurier.

 Karl Heinz Sauerborn (89) und Helga Behrensmaier (84) haben sich nach 52 Jahren Beziehung das Ja-Wort gegeben.

Karl Heinz Sauerborn (89) und Helga Behrensmaier (84) haben sich nach 52 Jahren Beziehung das Ja-Wort gegeben.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Seitdem die frohe Nachricht öffentlich wurde, steht das Telefon beim frisch gebackenem Ehepaar nicht mehr still. Fernseh- und überregionale Presseteams geben sich in dem kleinen Häuschen in Reuschenberg die Klinke in die Hand.

Bis es zur Hochzeit kam, war es aber ein langer, steiniger Weg. Karl Heinz Sauerborn war schon verheiratet und dreifacher Vater als er seine Helga kennenlernte. Beide waren bei der Bundespost beschäftigt. Aus Kollegen wurden Freunde, aus Freundschaft wurde Liebe. Sauerborn entschied sich für ein Leben mit Helga Behrensmaier, ließ sich aber nie von seiner katholisch angetrauten Ehefrau scheiden — das widersprach dem Kirchenrecht. Für Behrensmaier sehr schwer zu akzeptieren. "Ich hätte gern viel früher geheiratet und hatte kein Verständnis", so die 84-Jährige.

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau kam Sauerborn dann doch wieder ins Grübeln. Ausschlaggebend war aber sein Sturz im Urlaub in der Heide. Der Senior zog sich dabei eine Rippenprellung zu. "Ich machte mir Gedanken, was passiert, wenn einer von uns im Krankenhaus landet. Auskünfte dürfen Ärzte ja nur Verwandten geben. Das war für mich der Anstoß", erklärt der 89-Jährige. Der Antrag erfolgte dann beim Abwasch in der Küche. Sie spülte, er trocknete ab und sagte "Jetzt könnten wir doch mal, Mäuschen." Doch ganz so leicht machte Behrensmaier es ihrem Liebsten nicht. Erst nach etwas Bedenkzeit und einem Telefonat mit ihrer langjährigen Freundin Anke Straeter entschied sich die 84-Jährige für die späte Ehe. "Die Zuneigung und das Vertrauen waren eben da", sagt sie. Schnell sollte es dann aber doch gehen. "Wir wissen, dass jeder Tag der letzte sein kann", so die Seniorin.

Nur rund einen Monat nach dem Antrag, am 24. November, feierte das Paar Hochzeit. Sie trug ein bordeauxfarbenes Kostüm, er einen dunkelblauen Anzug mit passender Krawatte. Organisiert hat die Feierlichkeiten Familienfreundin Straeter. Im kleinen Rahmen, mit rund 20 Gästen, gab es ein mediterranes Menü mit Tapas, Gambas und Paella. "Eine große Traumhochzeit in Weiß wäre ohnehin nie was für mich gewesen", sagt Behrensmaier.

Auf die Frage, was die Beiden aneinander lieben, muss das Ehepaar nicht lange überlegen. "Sie ist eine sehr gute Hausfrau und Köchin. Für mein leibliches Wohl ist bestens gesorgt. Wir können gute Streitgespräche führen ohne nachtragend zu sein. Dann ist Helga lebendig und rege, das spornt mich an. Wenn sie nicht wäre, hätte ich viele Dinge nicht erlebt", sagt Sauerborn.

Behrensmaier erinnert sich noch gern an die Anfangszeit der Beziehung: "Er war mir gleich aufgefallen, weil er gut aussah und auch jetzt noch gut aussieht. Wichtiger aber war mir seine Ausstrahlung und sein menschlicher Umgang mit anderen. Er ist anpassungsfähig, interessiert und wir teilen viele Interessen", erzählt Behrensmaier. Die Senioren reisen für ihr Leben gern, haben alle Kontinente bis auf Afrika besucht und engagieren sich für die politische Bildung. Ihre Beziehung wollen sie fortsetzen wie bisher, nur jetzt eben offiziell als Ehepaar.

(Kurier-Verlag)
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