Von Herz zu Herz: Neusser Gruppe will einsamen Senioren Wünsche erfüllen

Neuss · Der Gedanke an vereinsamte Senioren ließ ihnen keine Ruhe. Über 200 Neusser haben sich zusammengetan, um für ältere Menschen ohne Freunde und Familie da zu sein. Die Gruppe "Von Herz zu Herz" will vor allem eines schenken: Zeit.

 Diese Truppe hat Herz: Über 200 Neusser haben sich zusammengetan, um für einsame Senioren da zu sein.

Diese Truppe hat Herz: Über 200 Neusser haben sich zusammengetan, um für einsame Senioren da zu sein.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Und das kommt bei den Betroffenen gut an.

Angefangen hat alles mit einem ganz bescheidenen Wunsch einer Seniorin, den Gruppengründerin Nicole Wincek auf einer Facebook-Seite gefunden hatte: "Greta, 70 Jahre, wünscht sich sehr ein paar Schluppen, denn Wärme heilt die Seele", hieß es in dem Post.

"Das hat mich emotional so sehr berührt, dass mir gleich die Tränen kamen", so die Neusserin. Sofort teilte Wincek den Beitrag in der Gruppe "Neusser helfen Neussern". Was dann geschah, hatte die zweifache Mutter nicht erwartet: "Was dieser Post für Ausmaße annahm, damit hatte ich ja nie gerechnet", sagt Wincek. Kurz darauf gründete sie eine eigene Facebook-Gruppe "Von Herz zu Herz", das Radio berichtete — jetzt, nur eineinhalb Wochen später, zählt die engagierte Truppe 204 Mitglieder (Stand zum Redaktionsschluss).

Mehrere Gespräche mit Senioren- und Pflegeeinrichtungen hat Wincek bereits geführt. Eine Wunschliste aus dem Haus Nordpark konnte schon auf die Ehrenamtler aufgeteilt werden. Eine Dame bekommt demnächst die Fingernägel lackiert. Eine andere Seniorin bekommt einfach nur mal wieder jemanden zum Reden und ein Herr freut sich auf eine Rollstuhlbegleitung in die Neusser Innenstadt. Zusätzlich sollen in den nächsten Tagen Weihnachtsbäume in den Einrichtungen aufgestellt werden, an die Senioren ihre Wünsche befestigen können. Geholfen werden soll in Zukunft nicht nur Menschen in Pflegeheimen und Co., sondern allen Senioren, die niemanden mehr in ihrem Umfeld haben und sich einsam fühlen. "Wir wissen dass viele ältere Mitbürger sich nicht trauen, um Hilfe zu bitten. Wenn sogar das Geld zum Kaffeetrinken fehlt, dann ziehen sie sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Das müssen wir verhindern", ist sich Gruppenmitglied Britta Schulte sicher, die in der Vergangenheit schon häufiger Senioren auf Ausflügen begleitet hat. Unter den Ehrenamtlern finden sich Männer und Frauen jeden Alters. Therapeuten, Friseure oder Hobbybäcker stehen in den Startlöchern und bieten ihre Dienste an.

"Wir müssen schauen, was die nächsten Wochen und Monate bringen. Wir sind jedenfalls voller Tatendrang und wollen gerne etwas bewegen", sagt Wincek.

(Kurier-Verlag)
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