Fiese Rattenplage am Tulpenweg: Müll auf dem Nachbargrundstück soll sie anlocken Sogar die Pflegekraft bleibt fern+++Gesundheitsgefahr?+++Immobilienwert sinkt

Kaarst · Wilfried Ladeck sitzt in seinem Rollstuhl im Garten, als er auf einmal ein leises Tapsen hört – dann sieht er sie: Nicht weniger als sieben Ratten huschen über die Terrasse. Und er wird der Plage einfach nicht mehr Herr...

 Wilfried Ladeck leidet unter einer Rattenplage.

Wilfried Ladeck leidet unter einer Rattenplage.

Foto: Foto: H. Loll

Seit gut zwei Jahren haben Ladeck und seine Nachbarn mit dem Ungeziefer zu kämpfen. „Ich lebe seit 50 Jahren hier, bin hier aufgewachsen“, erzählt der 61-Jährige, der inzwischen pflegebedürftig ist und ohne Rollstuhl kaum noch mobil ist. Er fühlt sich in seinem Heim wohl. „Aber meine Frau möchte hier weg“, meint Ladeck betrübt, auch wenn er sie verstehen kann. „Seit 2014 haben wir mit einer Rattenplage im Garten zu kämpfen. Die Stadt hat sich damals nach mehrfacher Nachfrage dazu bereit erklärt, einen Schädlingsbekämpfer herzuschicken. Der hat uns dann den Grund verraten...“, berichtet er. „Zahlreiche Mülltüten mit Essensresten und Hundekot in einem Garten in der Nachbarschaft würden für die Ratten ein Paradies darstellen.“ Doch der Garten und das Haus sind in Privatbesitz, der Besitzer würde die Tür nicht öffnen und nicht mit Ladeck und seiner Frau sprechen. „Der Schädlingsbekämpfer hat damals Rattenfallen aufgestellt, meinte aber auch, selbst wenn er bei mir einzöge und jeden Tag gegen die Tiere vorgehen würde: Wenn man die Quelle nicht bekämpft, bringt es nichts.“ Die ist laut Ladeck eben jenes Nachbargrundstück. Aus dem Rathaus heißt es allerdings, weder die Stadt im Allgemeinen noch der Tulpenweg im Speziellen habe ein Rattenproblem. Außerdem gäbe es eine Möglichkeit, private Hausbesitzer aufzufordern, ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen, „wenn nachweislich davon eine Gefahr ausgeht.“ Die wohl bekannteste Krankheit, die Ratten übertragen können, ist die Pest, doch die Nager können Menschen auch mit Leptospiren genannten Bakterien infizieren. Sechzig bis siebzig Infektionen mit diesem Erreger werden den deutschen Gesundheitsbehörden jedes Jahr bekannt. Dennoch macht sich die Stadt keine Sorgen. Aus der Verwaltung heißt es: „Der Schädlingsbekämpfer war am 8. Dezember vor Ort und hat keinen Rattenbefall auf oder an den angesprochenen Grundstücken festgestellt. Dennoch wird vorsorglich ein Kanalmonitoring in diesem Bereich durchgeführt.“ Dass erst nach Monaten ein Schädlingsbekämpfer beauftragt worden sei oder dass sich auf einem Nachbargrundstück offene Mülltüten stapeln würden könne von Seiten der Stadt ausdrücklich nicht bestätigt werden.

Für Ladeck vollkommen unverständlich, denn inzwischen beobachtet er die Ratten nicht mehr nur im Garten: „Vergangene Woche ist meine Frau fast über eine Ratte gestolpert und heute morgen ist die Pflegekraft, die mir täglich hilft, nicht erschienen. Sie ist vor dem Haus auf eine Ratte getreten und musste wieder fahren – sie hätte mein Haus nach diesem Kontakt nicht betreten dürfen...“ Inzwischen steht der 61-Jährige in Kontakt mit seinem Anwalt, der bereits von einer Senkung des Immobilienwertes durch die Nagetiere gesprochen hat. „Und die Stadt tut gar nichts!“, macht Ladeck deutlich, dass er das nicht auf sich sitzen lässt...

Hanna Loll

(Kurier-Verlag)
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