So macht Kunst Spaß Lassen Sie sich durch die Ausstellung der Salix-Künstler führen

Büttgen · Am Dienstag trafen sich die Mitglieder der Künstlervereinigung Salix zur Hängung, gestern wurde ihre Ausstellung in der Städtischen Galerie im Rathaus Büttgen eröffnet. Unsere Zeitung lädt ein zu einem Rundgang, der nicht nur für Kunstbegeisterte interessant sein kann.

 Elke Beyer und Burkhard Siemsen von der Künstlervereinigung Salix freuen sich auf zahlreiche Besucher der Jahresausstellung in der Städtischen Galerie im Rathaus Büttgen.

Elke Beyer und Burkhard Siemsen von der Künstlervereinigung Salix freuen sich auf zahlreiche Besucher der Jahresausstellung in der Städtischen Galerie im Rathaus Büttgen.

Foto: Rolf Retzlaff

Ein Tipp: Drucken Sie sich den Artikel aus und gehen Sie damit durch die Ausstellung. Mal sehen, ob Sie sich mit den Interpretationen anfreunden können...

Ein Thema begegnet dem Besucher immer wieder: die Auseinandersetzung mit der Natur. Auch wird deutlich, dass die künstlerische "Handarbeit" immer häufiger mit einer digitalen Bearbeitung einhergeht — für die Künstler eine neue Form der Ausdrucksweise, deren Stellenwert in den kommenden Jahren steigen wird.

Ein gutes Beispiel hierfür sind die Werke von Klaus Fabian. Er präsentiert Käfer, Bienen und Hummeln. Sie sind "bezaubernd" genau porträtiert und scheinen sich in märchenhaften Umgebungen zu bewegen. "Aber sie wirken bei genauerem Hinsehen auch bedroht, denn das freie Spiel der malerischen Mittel entlarvt die Bilder als montierte Illusionen", so Fabian. Dies greift auch der Objektkasten auf, den Klaus Fabian in Zusammenarbeit mit dem japanischen Künstler Kotaro Nagira hat entstehen lassen. Hier sind ein tropischer Käfer und Blumen mittels recycelten Plastiktüten zu einem Gewebe verarbeitet, das vieldeutige Assoziationen zum Verhältnis von Natur und Zivilisation wecken soll.

Ähnlich deutlich formuliert Burkhard Siemsen seine künstlerische Position zum Thema Umwelt. Er bearbeitet verschiedene Verpackungsmaterialien mit Chinatusche und versucht dem Verpackungswahn, der Verschmutzung und Überfischung der Meere mit malerischen Mitteln und einer stärkeren Farbigkeit etwas entgegen zu setzen.

Ob Elke Beyers neueste Arbeiten von ihrem Rückzug aus der Kommunalpolitik beeinflusst sind? Auch sie beschäftigt sich mit dem Verhältnis des Menschen zur Natur. Doch es ist nicht die biologische oder ökologische Seite, die ihr wichtig ist. Ihre Naturdarstellungen sind Motive der stillen Betrachtung und Entschleunigung. "Sie sollen uns hinweisen auf ein zunehmend bedrohtes Erleben in unserer hektischen Zeit: auf das Innehalten und die Komtemplation", weiß Beyer. In ihren beiden großen Waldbildern steht der Wald, ohne direkt erkennbare menschliche Eingriffe, durch sein Licht, seinen Wechsel von Warm- und Kaltfarben sowie die Strukturierung des Himmels durch kahle Zweige oder herbstliches Laub, für eine fast verloren gegangene Facette des Naturerlebens — sie sind ein fein gemalter Ort innerer Ruhe und Selbsteinkehr.

Uli Mader greift in seinen Holzfiguren erneut "typische" Gesten und Körperhaltungen von Zeitgenossen auf, die er mit sanfter Ironie überspitzt. Die Standflächen der Gestalten — meist auf hohen Pfählen und Stäben platziert — sind denkbar klein, so dass ein Gefühl der Instabilität beim Betrachter entsteht. Da gibt es den Jugendlichen in Bermuda-Shorts, der vornüber gebeugt in die Tiefe nach seiner verlorenen Kappe schaut, die Turnerin in Weiß, die Dehnungsübungen macht, der das Gleichgewicht zu schwinden droht, einen muskulösen Mann im schwarzen Radlerdress, der recht vorsichtig posiert, um das zu wahren, worum es in allen Arbeiten geht — um innere und äußere Balance.

Wie auf einer Bühne entwickelt Klaus Büschgens seine Reflexionen auf Ereignisse des täglichen Lebens. Ziel seiner Betrachtungen ist nicht das Individuum, sondern allgemein menschliches Verhalten, das er uns im Wechselspiel von malerischen Farbräumen und linear betonten Figurengruppen auf anregende Weise vor Augen führen will.

Auch in Rose Kösters Bildern ist thematischer Ausgangspunkt der Mensch, "sowohl in seiner individuellen körperlichen Präsenz als auch in seinem Tun, seinen Interessen und Bedürfnissen", sagt die Künstlerin. Auffallend ist, wie es ihr gelingt, den ruhenden Körpern und Objekten durch expressive Farben und überbordende Gestik eine kraftvolle Dynamik zu geben. Köster: "Damit ist Ruhe nicht mehr als Gegenpol zu Bewegung, sondern als Ruhe in der Bewegung definiert."

Wilhelm Schiefer präsentiert das Ergebnis seiner intensiven Beschäftigung mit Beleuchtungs-Effekten anhand seiner Schwarz-Weiß-Bilder (Leuchtbilder). Mit Hilfe einer aus der Bildwerbung bekannten LED-Technik ist es ihm gelungen, die real vorhandenen eindeutigen Konturen seiner Bildobjekte durch Überstrahlung "schillernd" zu machen und ihnen damit eine überraschende Mehrdeutigkeit zu verleihen.

Christoph Rehlinghaus hat die Cyanotypie für sich entdeckt, das "Malen mit Licht", ein altes Foto-Edeldruck-Verfahren. "Die Unvorhersehbarkeit der Ergebnisse lassen Figuren sich auflösen und wieder konkret werden - letztlich ein Prozess, der den Versuch hinterfragt, etwas festhalten zu wollen, das sich ständig verändert, bis hin zum völligen Verschwinden", weiß Rehlinghaus.

Wie in jedem Jahr hat Salix auch diesmal wieder einen interessanten Gast zur Teilnahme eingeladen. Gerlach Bente, Glasmaler und Meisterschüler an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln, ist seit 1992 freischaffend tätig. Er beschäftigt sich mit dem, was wir mit unseren eigenen Blicken wahrnehmen. In seinen Arbeiten zeigt sich die Lust am Spiel mit vielfältigen Assoziationsmöglichkeiten, die er bewusst offenhält. Im durchscheinenden Farbauftrag seiner Ölbilder auf Karton will er zeigen, dass Glaskunst und Malerei für ihn kein Gegensatz sind, sondern sich aufeinander beziehen.

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