Kriminalität im Rhein-Kreis Neuss steigt nur minimal, aber die Unsicherheit bleibt

Neuss · Besonders in Zeiten des Terrors rückt die Sicherheit mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Laut Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bestehe jedoch kein Grund zur Sorge. Im Rhein-Kreis Neuss ist die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr nur minimal angestiegen.

 Hans-Werner Winkelmann, Hans-Jürgen Petrauschke und Detlef Gernandt sind mit den Zahlen zufrieden.

Hans-Werner Winkelmann, Hans-Jürgen Petrauschke und Detlef Gernandt sind mit den Zahlen zufrieden.

Foto: Foto: Violetta Buciak

Während es im Jahr 2015 30.788 Kriminalfälle im Rhein-Kreis Neuss gab (13.770 in Neuss), stieg die Zahl 2016 um 0,23 Prozent auf 30.860 (13.989 in Neuss). Dennoch sei das Sicherheitsempfinden stark gesunken. Schuld sei mitunter der Terroranschlag, der im Dezember auf einem Berliner Weihnachtsmarkt durchgeführt wurde und auch in Neuss für Trauer sorgte. "Bedauerlicherweise hatten wir zwei Opfer aus Neuss zu beklagen, eine Tote und einen Verletzten. Damit war die schreckliche Tat mit einem Mal doch ganz nah", so der Leiter der Kreispolizeibehörde Neuss.

 Das Sicherheitsempfinden der Bürger ist wegen der steigenden Terrorgefahr gesunken.

Das Sicherheitsempfinden der Bürger ist wegen der steigenden Terrorgefahr gesunken.

Foto: Foto: NicoLeHe / pixelio.de

Es sind aber auch einzelne Straftaten aus der direkten Umgebung, die die Bürger verunsichern. Im März vergangenen Jahres gab es in Neuss und Kaarst jeweils einen bewaffneten Raubüberfall auf einen Juwelier, der Täter — ein 21-Jähriger — wurde inzwischen gefasst.

Im Gedächtnis bleibt den Polizeibeamten auch eine Beziehungstat im benachbarten Kaarst. Ein 65-jähriger Mann hatte sich das Leben genommen, nachdem er seine kranke Frau tötete — herbeigerufene Hilfskräfte konnten nichts mehr tun. Aber auch die Festnahme des terrorverdächtigen Neussers zu Beginn dieses Jahres löste bei den Bürgern Angst aus.

"Ein vollkommener Schutz kann nicht gewährleistet werden", so Petrauschke. Mithilfe der Bürger könne die Polizei jedoch viel für die Sicherheit tun. Im vergangenen Jahr konnten zumindest 49,3 Prozent der Straftaten aufgeklärt werden-

Größtes Problem bleiben mit 46,3 Prozent aller Kriminalfälle weiterhin die Diebstahldelikte. Auf Platz eins bleibt weiterhin der Diebstahl an beziehungsweise aus Kraftfahrzeugen(2.667), die Zahl der entwendeten Fahrräder ist dagegen leicht zurückgegangen (von 2.506 auf 2.191).

Erfreulicherweise gab es insgesamt weniger Wohnungseinbrüche — statt 1.588 nur noch 1.436. Gestiegen dagegen ist die Zahl der Einbruchsversuche. 45,9 Prozent (statt 43,9 Prozent). "Die Anwohner rüsten sich immer besser gegen ungebetene Gäste. Unser Angebot der Kampagne ,Riegel vor' wird dabei sehr gut angenommen", freut sich Petrauschke. Besonders wichtig sei ein guter Schutz vor dem Hintergrund, dass die Täter oft in organisierten Banden aus dem Ausland operierten und Vollprofis in ihrem Fach seien.

Gleich mehrere eindrucksvolle Fälle aus dem vergangenen Jahr zeigen, wie wichtig weiterhin die Mitarbeit der Bürger bleibt. Im November gab es einen bewaffneten Raubüberfall in Hoisten, bei dem ein 28-Jähriger die Angestellten mit einer Schreckschusspistole bedrohte und Bargeld erbeutete. Einer aufmerksamen Bürgerin war der Mann schon im Vorfeld verdächtig, da er nervös vor dem Discounter stand, auf und ab ging und scheinbar auf den richtigen Moment wartete.

"Die Frau rief richtigerweise sofort bei der Polizei an und konnte unmittelbar Informationen vom Tatort geben", so Hans-Werner Winkelmann, Leiter der Direktion Kriminalität. Kurz darauf konnte der Täter gefasst werden.

"Besser kann es nicht laufen", bescheinigt Detlef Gernandt, Abteilungsleiter der Polizei, der hofft, dass die Bürger weiterhin aufmerksam bleiben und so die Polizei unterstützen.

(Kurier-Verlag)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort