Kleine Glasherzen, Flyer und Argumente sollen überzeugen „Barbara bewegt“: Neusserin informiert über Organspenden

Neuss · Ein hochemotionales Streitthema der vergangenen Wochen war die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unterstützte Widerspruchslösung bei der Organspende. Der Bundestag hat sich dagegen entschieden. Die Neusserin Barbara Wilken-Neuhaus hat eine eigene Idee, um die Situation für Organspende-bedürftige Menschen zu verbessern.

 Barbara Wilken-Neuhaus möchte die Neusser für das Thema Organspende sensibilisieren.

Barbara Wilken-Neuhaus möchte die Neusser für das Thema Organspende sensibilisieren.

Foto: Kurier Verlag GmbH/Hanna Loll

Unter dem Motto „Barbara bewegt“ möchte Barbara Wilken-Neuhaus aus Schlicherum ihre Mitmenschen für das Thema sensibilisieren. Sie erklärt: „Die Entscheidung des Bundestags finde ich richtig – jeder sollte für sich selbst entscheiden, und zwar freiwillig.“ Sie selbst ist Organspenderin und hofft, dass sich möglichst Viele dafür entscheiden, es auch zu werden.

Daher hat sie Glasherzen besorgt, mit denen sie nun die Neusser, die sie trifft, ansprechen möchte. Dazu geht Wilken-Neuhaus gezielt auf die Bürger zu und sagt – so oder so ähnlich: „Ich schenke Dir mein Herz. Würdest Du mir auch Deins schenken?“ Auch Infomaterial und Blanko-Organspendeausweise hat sie damit. „Ich möchte mit den Leuten ins Gespräch kommen, sie sensibilisieren und mittels Argumenten überzeugen. Viele denken gar nicht darüber nach, bis sie selbst oder ein naher Verwandter oder Freund einmal in die Situation kommt und ein Spenderorgan braucht.“ Das möchte die Neusserin ändern.

Am vergangenen Wochenende war sie nicht untätig und konnte schon viele Organspendeausweise verteilen. „Der Ausweis bietet alle Möglichkeiten sich zu entscheiden, aber dieses Entscheiden sollte man nicht verschieben! Wer was spendet oder nicht, ob aus persönlichen Bedenken heraus oder weil er eine Erkrankung hat, ist Privatsache.“ Dass die Entscheidung getroffen werden muss, da ist sie sicher.

Rund um die Abstimmung im Bundestag wurde das Thema im ganzen Land diskutiert. Aus dem Johanna Etienne Krankenhaus heißt es zu dem Thema: „Das Johanna Etienne Krankenhaus hat bisher keine eigenen Aktionen zum Informieren der Patienten geplant. Organspendeausweise sind im ,Etienne’ erhältlich und liegen aus. Unsere Ärzte und Ärztinnen sind jederzeit ansprechbar, wenn Patienten Fragen rund um das Thema haben.“ Und auch das Lukaskrankenhaus lässt verlauten: „Wir würden uns einer solchen Initiative zwar natürlich nicht verschließen, aber bisher ist die Organspende bei uns kein großes Thema.“ Das läge daran, dass sie einfach selten vorkomme und das „Lukas“ dann auch nur die Entnahme vornehme, nicht aber die Transplantation.

 Den Organspendeausweis bekommt man bei bei vielen Gesundheitseinrichtungen und im Netz.

Den Organspendeausweis bekommt man bei bei vielen Gesundheitseinrichtungen und im Netz.

Foto: BZGA

„Die Debatte über die gesetzliche Neuregelung der Organspende ist im Deutschen Bundestag zurecht mit Leidenschaft geführt worden, geht es doch um Tausende, die dringend ein Spenderorgan brauchen“ sagt Hermann Gröhe MdB, Spahns Vorgänger als Bundesgesundheitsminister, „die Befürworter der Zustimmungs- und der Widerspruchslösung einte dabei, dass wir die Situation der Organspende in Deutschland verbessern wollen.“ Gröhe ist froh darüber, „dass sich die von mir unterstützte Zustimmungslösung durchgesetzt hat“. Diese verbinde die Stärkung der Organspende mit der Achtung des grundgesetzlich verankerten Selbstbestimmungsrechts der betroffenen Menschen.

„Selbstverständlich nimmt uns diese Beschlussfassung in die Pflicht. Wir dürfen uns jetzt nicht zurücklehnen, sondern müssen weiter daran arbeiten, dass Menschen überzeugt werden, ihre Bereitschaft zur Organspende zu erklären – entweder in einem neu zu schaffenden Online-Register, oder aber alt bewährt durch einen Organspendeausweis, wie auch ich ihn seit vielen Jahren bei mir trage“, sagt Gröhe. Auch appelliert er an die Krankenhäuser: „Hier müssen wir alles dafür tun, dass mögliche Organspender auch festgestellt werden. In 75 Prozent der Fälle, in denen 2018 ein Hirntod festgestellt wurde und der Verstorbene grundsätzlich als Organspender in Frage kam, gab es auch eine Zustimmung. Viel zu häufig unterbleibt aber eine entsprechende Feststellung. Da müssen wir besser werden!“

Weitere Informationen zum Thema Organspende (sowie Ausweise zum Download oder Bestellen) finden Sie unter www.organspende-info.de

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