Das Betreuungsangebot an der St.-Konrad-Schule soll im August eingestellt werden Eltern kämpfen für eine „Verlässliche Grundschule“

Gnadental · „Jedes Kind soll die Betreuung erhalten, die es benötigt!“ Elke Schlangen, kommissarische Leitung der St.-Konrad-Grundschule in Gnadental hofft, dass das Angebot der „Verlässlichen Grundschule“ weiter erhalten bleibt. Der Träger, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), hat bereits einen Schlussstrich gezogen: Das Betreuungsangebot soll im August eingestellt werden. Jetzt sind Politik und Verwaltung gefragt.

 Eltern und Schulleitung setzen sich für den Erhalt der „Verlässlichen Grundschule“  an der St.-Konrad-Schule ein (v.l.): Sabeen Khan, Christine Braun, Elke Schlangen (kommissarische Schulleitung), Julia Schmitz, Lisa Meyer und Semi Verdinogelou.

Eltern und Schulleitung setzen sich für den Erhalt der „Verlässlichen Grundschule“  an der St.-Konrad-Schule ein (v.l.): Sabeen Khan, Christine Braun, Elke Schlangen (kommissarische Schulleitung), Julia Schmitz, Lisa Meyer und Semi Verdinogelou.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Die „Verlässliche Grundschule“ (VGS) sorgt für eine Betreuung der Kinder in der Zeit von 8 bis mindestens 13 Uhr; auch bei Unterrichtsausfall ist so eine regelmäßige Betreuung garantiert. Der Unterschied zur Offenen Ganztagsschule: Die OGS geht bis 15 Uhr, auch muss hier Mittagessen gebucht werden. Insgesamt müssen die Eltern für die OGS mehr Beitrag als für die VGS zahlen. Und da setzt auch Semi Verdinogelous Kritik an: „Ich müsste in der OGS das Dreifache von dem zahlen, was ich zurzeit für die VGS zahle. Inklusive Essen läge ich für mein Kind bei rund 300 Euro statt wie bisher bei rund 100 Euro.“ Verdinolegou arbeitet in Teilzeit in der Krankenpflege. Um 14 Uhr kommt sie nach Hause, ihr Kind hat dann zum Beispiel Sport oder herkunftssprachlichen Unterricht. „Mein Kind würde die OGS bis 15 Uhr maximal einmal pro Woche nutzen können.“

Lisa Schmitz‘ Sohn besucht die dritte Klasse der St.-Konrad-Schule, ein zweites Kind geht ab Sommer in die erste Klasse. „In der ersten Klasse haben die Kinder bis 11.30 Uhr Unterricht. Dann spielen sie in der VGS mit ihren Freunden. Um 14 Uhr mache ich mit meinem Sohn Hausaufgaben. Da ist es gut, dass er vorher Zeit zum Spielen hatte.“

Rosi Schmidts Sohn hat Konzentrationsschwierigkeiten. Eine Hausaufgabenbetreuung in der Schule wäre für ihn nicht zielführend. Schmidt: „Er würde in der Hausaufgabenbetreuung nichts tun und wenn er nach der OGS nach Hause käme, müsste er hier seine Hausaufgaben machen.“

Julia Schmitz, Sprecherin der VGS-Eltern an der St.-Konrad-Schule, führt das finanzielle Argument an: „Wir müssten fast doppelt so viel zahlen und das für einen Platz, den wir gar nicht brauchen. Das können wir uns einfach nicht leisten.“ Also müsste sie die Betreuung ihres Kindes selbst übernehmen – doch dazu müsste sie ihre Arbeitsstunden in einer Kindertagesstätte reduzieren, was wiederum zu finanziellen Einbußen führen würde. „Mein Sohn hat in dieser Gruppe Kontakt zu seinen Freunden und wird von tollen Erziehern betreut“, erklärt Schmitz weiter.

Gute Argumente betroffener Eltern – aber weshalb soll die VGS eingestellt werden? „Die Einstellung hat letztendlich wirtschaftliche Gründe“, erklärt SkF-Geschäftsführer Jens Röskens. Seit mindestens einem Jahr könne der Wohlfahrtsverband die Betreuungsangebote der OGS und der VGS nicht mehr kostendeckend führen. Er spricht von einer „Kosolidierung“ und „sukzessiver Verschlechterung der Situation“. Mit der Betreuungspauschale des Landes NRW könnten die Verwaltungskosten nicht finanziert werden. Hilfe erhofft er sich jetzt von der Stadt. Hier ist auch die Politik bereits aktiv geworden. „Die VGS ist ein wichtiges Betreuungsangebot und eine flexible Alternative zum Offenen Ganztag. Daher haben wir dazu schon im September einen Antrag in den Schulausschuss eingebracht und die Verwaltung beauftragt, eine Fortführung dieses Angebots zu ermöglichen. Das Rathaus muss jetzt zügig daran arbeiten, damit die betroffenen Eltern Planungssicherheit haben“, sagt Jascha Huschauer, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Und so steht im Schulausschuss am 27. Februar eine Satzung zur Erhebung von Elternbeiträgen auf der Tagesordnung. Stadtpressesprecher Marc Bohn: „Die Entscheidung über die Durchführung einer Übermittagsbetreuung liegt grundsätzlich aber bei den Trägern in Abstimmung mit der Schule. Die Verwaltung wird mit dem Träger die Angelegenheit aber kurzfristig erörtern.“

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