Gestank, Dreck und Spritzen am Hafenkopfgebäude: Wenn im Aufzug geschlafen wird und Drogen konsumiert werden

Neuss · Wer den Außenaufzug am Hafenkopfgebäude von der Promenade zur Brückenebene nutzt, muss wirklich hart im Nehmen sein: Hier herrscht extremer Gestank, auch ist der Lift stark verdreckt. Wohnungslose nutzen ihn oft als Unterschlupf. Besonders ärgert dies Dr. Dirk Niezold: Seine orthopädische Praxis in der Batteriestraße 1 ist auf Füße und Fußchirurgie spezialisiert – und dementsprechend sind seine Patienten meist auf den Aufzug angewiesen.

  Da ist eine Maske wirklich empfehlenswert: Edith Neunkirchen vor dem stinkenden und verdreckten Aufzug.

Da ist eine Maske wirklich empfehlenswert: Edith Neunkirchen vor dem stinkenden und verdreckten Aufzug.

Foto: Rolf Retzlaff

Das weiß auch Edith Neunkirchen: Die medizinische Fachangestellte ist morgens die Erste in der Praxis – und da erwartet sie oft eine böse Überraschung: „Kleidung, Schlafsäcke, Spritzen und Alkoholflaschen habe ich schon aus dem Aufzug wegräumen müssen.“ Nicht selten wird er auch als Toilette genutzt. „Seit die Drogenkonsumenten vom Bereich des Rosengartens vertrieben wurden, ist es schlimmer geworden. Seitdem schlafen hier nachts oft zwei Männer gleichzeitig im Aufzug“, so Neunkirchen. „Ich habe eigentlich nichts dagegen, wenn sie wenigstens morgens den Fahrstuhl räumen und Ordnung halten würden ...“

Die Polizei war hier in der Zeit vom 1. September 2023 bis zum 14. Februar sechs Mal im Einsatz. „So wurden der Polizei im Rhein-Kreis Neuss an dieser Örtlichkeit Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz, Sachbeschädigungen, verdächtige Personen sowie hilflose Personen gemeldet“, erklärt eine Polizeisprecherin. Entsprechende Maßnahmen wie die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens sowie das Aussprechen von Platzverweisen seien hinterlegt worden. Auch seien diverse Berichte gefertigt worden. „Sofern die Personen, denen ein Platzverweis ausgesprochen wurde, erneut zur Örtlichkeit zurückkommen, so bittet die Polizei um Information, sodass entsprechende Folgemaßnahmen eingeleitet werden können. Das Nichtbeachten eines Platzverweises beispielsweise kann eine In-Gewahrsamnahme der betroffenen Person zur Folge haben“, so die Polizeisprecherin.

Und wie kann die Stadt aktiv werden? Stadtpressesprecher Marc Bohn erklärt, dass der Kommunale Service- und Ordnungsdienst (KSOD) nur auf öffentlichen Plätzen tätig werden könne. Beim Kopfgebäude handele es sich teils um öffentliche Flächen; dazu gehöre auch der Fahrstuhl. „Wenn wir Menschen antreffen, die solche Orte beispielsweise als Schlafstätte gebrauchen, verjagen wir diese natürlich nicht einfach, sondern versuchen, hier entsprechend Hilfestellung zu leisten.“ Die Mitarbeiter des KSOD seien entsprechend geschult, diese Personen stets auf die Angebote hinzuweisen. Bohn: „Für Obdachlose hält die Stadt Neuss selbstverständlich zahlreiche sowohl aktiv aufsuchende als auch stationäre Angebote bereit.“ So stehe es jedem obdach- oder wohnungslosen Menschen frei, tagsüber den Tagesaufenthalt „Café Ausblick“ der Caritas und nachts beispielsweise die Hin- und Herberge aufzusuchen. „Wir können aber niemanden zwingen, diese Einrichtungen aufzusuchen. Aber wir können entsprechende Platzverweise aussprechen.“ Jetzt soll der KSOD den Bereich am Fahrstuhl auch in den Abendstunden bestreifen; falls erforderlich, sollen hier Streetworker eingesetzt werden.

Eine Konsequenz führt Bohn an: „Der Aufzug ist aufgrund von Verunreinigungen nicht rund um die Uhr in Betrieb, sondern zwischen 22 Uhr und 6 Uhr abgeschaltet.“

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