Das Thema „Bürgerbus“ in Kaarst will nicht zur Ruhe kommen Manfred Stranz gibt auf, bietet aber sein Know-how an

Kaarst · Für Manfred Stranz ist es so etwas wie eine unendliche Geschichte: Während sich Ehrenamtler aus dem benachbarten Korschenbroich über Platz 2 und 3.000 Euro bei der Vergabe des Ehrenamtspreises „Heimat-Helden 2023“ der Sparkasse Neuss freuen konnten für den Betrieb des Bürgerbusses Korschenbroich, hat Stranz seine ambitionierten und detaillierten Planungen für die Stadt Kaarst endgültig aufgegeben.

Manfred Stranz.

Manfred Stranz.

Foto: Kurier-Verlag/Thomas Broich

Was der ÖPNV in Korschenbroich nicht leisten kann, ermöglichen dort die ehrenamtlichen Fahrer. An einem Wochentag fährt der Bürgerbus sechs Mal die Runde, am Samstag zwei Mal. Dabei werden 70 Haltepunkte angefahren. Ideal für Senioren in abgelegenen Bereichen der Stadt und für mobilitätseingeschränkte Personen. So etwas hätte sich Stranz für Kaarst auch gewünscht, doch vom Stadtrat gab es schließlich kein grünes Licht. Allerdings zu Unrecht, wie Manfred Stranz findet. Er vermutet, dass dieser Entscheidung Missverständnisse und falsche Rechenexempel zugrundeliegen. „Die Gründe, die gegen den Bürgerbus sprachen, waren angebliche Konflikte mit den großen Verkehrsanbietern des ÖPNV und zu hohe Kosten“, erinnert sich der Kaarster, „doch nach unseren Berechnungen wären die tatsächlichen Kosten wesentlich geringer gewesen als die offiziell vorgestellten Zahlen. Auch die Routen, die wir vorgeschlagen haben, würden sich nicht mit den bereits bestehenden Buslinien überschneiden.“

Bereits seit Beginn der Planungen im Jahr 2012 waren die Ehrenamtler des Vereins „Bürgerbus“ immer wieder auf Hindernisse gestoßen. Vier Routen für den Bürgerbus hatten die Vereinsmitglieder abgefahren und festgelegt. „Der Bürgerbus hätte rund 35.000 Euro pro Jahr gekostet. Bei nur einem Fahrgast pro Tour hätten wir die Kosten bereits ausgeglichen“, so hatte es Stranz bereits 2017 ausgerechnet. Stadt-Pressesprecher Peter Böttner kommentierte die Situation damals folgendermaßen: „Das Beispiel Korschenbroich, wo ein Bürgerbus erfolgreich betrieben wird, ist nicht auf Kaarst übertragbar, da Korschenbroich deutlich größere Distanzen zwischen den kleineren Ortsteilen aufweist als Kaarst.“ Kaarst sei bereits durch den ÖPNV in allen Ortsteilen gut erschlossen.

Im Jahr 2017 hatten Manfred Stranz und Albert Butzmühlen den gemeinnützigen Verein sogar aufgelöst. Doch das Thema Bürgerbus schien nie so ganz tot zu sein und lange Zeit kämpfte Stranz weiter. Als Verwaltung und Politik Ende vergangenen Jahres dem Projekt wieder eine Absage erteilten, beschloss auch Manfred Stranz, die Segel zu streichen. „Ich habe das Projekt aufgeben“, sagte er dem Extra-Tipp, „aber ich werde immer wieder von Leuten angesprochen, ob ich es nicht doch weiterführen möchte. Erstaunlicherweise von Menschen aus allen politischen Parteien. Die Initiative dafür möchte allerdings niemand von ihnen übernehmen. Die Pläne liegen fertig in meiner Schublade und derjenige, der sich berufen fühlt, sie umzusetzen, dem werde ich gerne hilfreich zur Seite stehen“, bietet er an. Nur eine Sache ärgert ihn: „Auch bei der Diskussionsveranstaltung des Seniorenbeirates im Kunstcafé EinBlick in der vergangenen Woche, bei der es in erster Linie um die Neuausrichtung der Stadtmitte ging, wurde über den Bürgerbus diskutiert – und schon wieder wurden die falschen Zahlen und Argumente eingebracht!“ Thomas Broich

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