Bischof Collica: Als Mann des Glaubens möchte er in Kaarst ein Klostergut bauen

"Jeder Mensch ist ein Gotteskind, so wie er ist!", sagt Gino Collica. Mit seinen 44 Jahren gehört der Vorster zu den jüngsten Bischöfen der Welt. Von seiner Kapelle im Keller des Mietshauses an der Thüringenstraße 8 aus, will er die Autonome Bischöfliche Prälatur in Deutschland bekannt machen.

 Bischof Collica zelebriert die Messen in einem Kellerraum des Wohnhauses an der Thüringenstraße 8. Rund 60 Personen gehören laut seiner Angabe zu den regelmäßigen Besuchern.

Bischof Collica zelebriert die Messen in einem Kellerraum des Wohnhauses an der Thüringenstraße 8. Rund 60 Personen gehören laut seiner Angabe zu den regelmäßigen Besuchern.

Foto: Rolf Retzlaff

Ein weiteres ehrgeiziges Ziel: Collica möchte in Kaarst ein Klostergut errichten, in dem Menschen zusammengeführt werden sollen — Christen und Nicht-Christen, traditionell und progressiv Gläubige, Jung und Alt. Unterstützt wird er dabei von Hatune Dogan. Die Leiterin der Organisation "Helfende Hände" wird am 3. April zu Gast in Kaarst sein.

Wo ursprünglich Fahrräder untergestellt werden, lädt Bischof Collica zum Gottesdienst ein: Sein Kirchenraum ist mit Altar, Jesus-Figur, einer Berührungsreliquie, Holzbänken und einem Beamer ausgerüstet, der die Liedtexte gut lesbar für die älteren Besucher an die Wand projiziert. "Unser Gottesdienst unterscheidet sich nicht von dem römisch-katholischen, auch wir haben die sieben Sakramente", erklärt Collica, dass auch er die Beichte abnimmt und das Abendmahl verteilt. Dennoch gibt es einige Unterschiede. Die Autonome Bischöfliche Prälatur akzeptiert die gleichgeschlechtliche Liebe, die staatliche Ehescheidung wird anerkannt, eine erneute Heirat nach Scheidung ist möglich. Auch dürfen Priester das Sakrament der Ehe eingehen. "Jeder Mensch, der in der Messe sitzt, ist ein Gotteskind und kein Sündiger; das Gotteskind gibt seine Last an Jesus Christus ab, um Ruhe und Frieden zu finden."

"Wir sind eine romfreie, katholische Kirche", erklärt der Bischof. Priester der Autonomen Bischöflichen Prälatur müssen ein theologisches Fernstudium absolvieren, das sie auch selbst finanzieren. Überhaupt steckt Collica viel Geld in sein Bischofsamt: "Das ist nicht mein Beruf, sondern meine Berufung." Und so arbeitet er als Krankenpfleger in einer Düsseldorfer Einrichtung. Die Autonome Bischöfliche Prälatur kommt nicht in den Genuss von Kirchensteuern. Bischofsgewänder, Utensilien für den Gottesdienst und vieles mehr werden aus privaten Mitteln gezahlt — von Collica und einigen Spendern. "Ich möchte keine Kirche, in der viel Geld im Spiel ist; das haben die Apostel auch nicht gehabt", so Collica, "Kirche ist da, wo sich zwei oder drei Menschen unter Seinem Namen versammeln."

Collica, der erste Bischof der Autonomen Bischöflichen Prälatur in Deutschland, ist seit zwei Jahren Mitglied der "kirchlichen Organisationseinheit", wie sie sich selbst bezeichnet. Zuvor war er in der römisch-katholischen Kirche engagiert. Der Auslöser, sich von ihr abzuwenden: "Wir haben Spenden für den Aufbau von Schulen in Afrika gesammelt; schließlich hat ein Bischof das Geld für einen anderen Zweck verwendet — und nicht für die armen Menschen."

Aber Collica wendet sich nicht komplett von der römisch-katholischen Kirche ab. "Wir sind wie zwei Brüder", gibt er zu verstehen, "wir akzeptieren den Papst, sind aber mit einigen Ansichten der römisch-katholischen Kurie nicht einverstanden."

Dennoch will Collica mit anderen Kirchen zusammen arbeiten: "Jesus Christus hat nur eine Kirche gegründet; die Menschen haben mit der Zeit durch unterschiedliche Denkweisen eine Spaltung hervorgerufen." Die Kirche sei ein Instrument Gottes, um den Menschen Seine Liebe zu zeigen: "Ich bete und hoffe, dass die Kirche eines Tages wieder eins sein wird, wie sie es früher einmal war."

Mit einem Großprojekt möchte er diesem Traum einen Schritt näher kommen. Er will das Klostergut Kaarst (KGK) errichten, "einen Ort der Besinnung, des Friedens und der Liebe". Es solle keine Kirche werden, den Begriff Kloster habe er lediglich gewählt, um Traditionen zu bewahren. Das Gebäude soll Begegnungs- und Heimstätte werden für Alleinstehende und Paare, die ein christliches Lebensumfeld suchen, für Menschen in Not, gleich welcher Herkunft und welchen Glaubens. "Das Klostergut soll sich allen Menschen öffnen, die das

christliche Leitbild respektieren", weiß Collica. Es soll Anlaufstelle für Ruhe- und Kraftsuchende sein, die für eine bestimmte Zeit den großen Sorgen des Alltags entfliehen wollen, sei es aufgrund von Stress in Beruf oder Familie. Für all diese Menschen — auch Flüchtlinge — möchte Collica ein Zimmer als Zuflucht bereithalten. "Viele Menschen in Kaarst und Neuss brauchen seelische Unterstützung und die könnten Priester — auch in Zusammenarbeit mit Ärzten — leisten. Und manchmal ist es besser, mit einem Priester zu reden statt mit einem Psychologen." Collica hat selbst in Altenheimen gearbeitet, hat zum Beispiel miterlebt, wie älteren Menschen von Angehörigen alles weggenommen wurde, wie sie einsam auf den Tod warteten. Im Klostergut soll ein Miteinander von Jung und Alt herrschen.

Bisher existieren die Pläne für diese Einrichtung nur in Collicas Kopf. Er hat eine Zeichnung anfertigen lassen, wie er sich das Gebäude vorstellt. Die Idee, ein Klostergut in Kaarst entstehen zu lassen, will er am 3. April in der Öffentlichkeit vorstellen. Ort und Uhrzeit werden rechtzeitig in Ihrem Kaarster Stadtspiegel bekannt gegeben. Mit dabei sein wird Hatune Dogan. Oft wird sie als "Mutter Theresa des Nahen Ostens" bezeichnet: Die deutsche Ordensschwester betreibt Hilfsprojekte in 36 Staaten weltweit, unabhängig von staatlichen und religiösen Institutionen. Zweck der Stiftung ist die Hilfe für Arme, Schutzlose und Verfolgte auf der ganzen Welt. Unter anderem kümmert sie sich um missbrauchte Mädchen im Irak. Rund 5.000 freiwillige Helfer engagieren sich in ihrer Stiftung. 2010 wurde Hatune Dogan mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In Kaarst wird sie über "Christenverfolgung heutzutage" reden. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird Bischof Collica sein Projekt des Klosterguts Kaarst vorstellen.

Jetzt sucht er Mitstreiter, die ihn bei der Verwirklichung des ehrgeizigen Projekts unterstützen. "In erster Linie durch ihr Gebet", sagt er, "aber auch durch ihre Mithilfe. Jedem Menschen ist es gegeben, mit seinem jeweils eigenen Talent, seinen individuellen Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten." Glaube und Engagement werden nicht ausreichen: "Wir benötigen auch Spenden, um das Klostergut entstehen zu lassen." Aber wie sagt Bischof Collica doch so schön: "Wenn ich das Projekt nur für mein Ego durchziehe, werde ich keine Finanzierung finden. Aber ich vertraue auf Gott: Wenn es Sein Wille ist, wird das Klostergut bald in Kaarst stehen."

Weitere Informationen gibt Gino Gollica unter Tel. 0176/20 98 77 90 und auf Facebook (nach "Autonome Bischöfliche Prälatur" suchen).

Rolf Retzlaff

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