Trotz Tempo 40: Schon wieder Kind auf Weckhovener Straße angefahren

Neuss · Schon wieder die Weckhovener Straße: Gleich am ersten Schultag wurde die neunjährige Leonie von einem Auto erfasst. Damit reiht sich die Schülerin ein in eine traurige Serie von Unfällen mit Kindsbeteiligung.

Leonie (9) hat Glück gehabt: Der Unfall ging glimpflich aus.

Foto: Foto: Violetta Buciak

In einer Spanne von zehn Jahren sind hier insgesamt zehn Kinder von Pkw erfasst worden – zwei von ihnen erst im vergangenen August. Bisher sind die Unfälle immer glimpflich ausgegangen. Die Anwohner wollen aber nicht länger warten, bis es doch zur Katastrophe kommt.

„Ich hatte furchtbare Angst, dass mein Kind tot ist. Sie war leichenblass und hatte farblose Lippen“, so Susanne Falczewski, Mutter von Leonie. Sie musste vom Wohnhaus mitansehen, wie ihre Tochter auf der Straße behandelt wurde. „Am liebsten wäre ich aus dem Fenster gesprungen, um schnell bei ihr zu sein“, berichtet die 50-Jährige.

Vor Ort gab es dann schnell die ersehnte Entwarnung. Leonie war weitestgehend wohlauf, hatte eine Verletzung am Fuß. „Es gab ein paar Schwellungen. Ein Knochen splitterte und sie hat erstmal einen Gips bekommen. Morgen müssen wir wieder ins Krankenhaus, um zu sehen, wie der Fuß weiter behandelt wird. Wie lange die Genesung dauert, kann noch keiner sagen“, so die besorgte Mutter.

Leonie war auf dem Nachhauseweg, als sich der Unfall ereignete. An der Einmündung Weckhovener Straße/Bernhard-Lichtenbergstraße blieb Leonie erstmal stehen, schaute zweimal nach links und rechts. Dann, als sie über die scheinbar freie Straße ging, erfasste sie doch ein Auto. In dem blauen Audi saß ein 26-jähriger Neusser. Er stieg sofort aus, um nach Leonie zu sehen. Auch andere Passanten eilten herbei. Entgegen der Mitteilung der Polizei, in der es heißt, dass die Schülerin hinter einem Omnibus hervortrat, beteuert Familie Falczewski-Labuch, dass Leonie etwa 30 Meter von der Bushaltestelle entfernt angefahren wurde. „Erst kurz vorher hat der Fahrer mich gesehen und gebremst“, erinnert sich die Schülerin. Dennoch habe der Pkw Leonie am Bein erwischt. Sie muss einen Schutzengel gehabt haben.

Stiefvater Harald Labuch ist sauer. „Dieser Unfall hätte nicht passieren dürfen. Schon im August habe ich Bürgermeister Napp dreimal per E-Mail angeschrieben.“ Das war kurz nachdem die beiden Jungen von Pkw angefahren wurden. Bis heute gab es keine Antwort aus dem Rathaus. „Wir müssen handeln, bevor Holzkreuze aufgestellt werden“, sagte Arno Jansen, Fraktionschef der SPD, bereits im August in der Ratssitzung.

Seit Jahren setzen sich die Sozialdemokraten dafür ein, dass auf der Weckhovener Straße Tempo 30 eingeführt wird. Bisher scheiterte das Vorhaben: Die erforderlichen Rückmaßnahmen waren aus Sicht der CDU zu teuer, nicht tragbar. Ein Teilziel wurde Ende vergangenen Jahres erreicht: Statt Tempo 50 wurde hier Tempo 40 eingeführt. „Zu wenig“, findet Jansen. „Der aktuelle Fall zeigt, dass weitere Schritte erforderlich sind. Wir von der SPD werden beantragen, dass sie noch in diesem Jahr umgesetzt werden“, so der Fraktionschef kämpferisch.

CDU-Ratsfrau Karin Kilb sieht eine ganz andere Lösung für das Problem: „Zutiefst bedauere ich den Vorfall. Aber es bestätigt mich auch in meiner Meinung, das die Geschwindigkeitsreduzierung nicht das Allheilmittel an der Stelle ist. Das Problem ist die Bushaltestelle in Verbindung mit dem Kiosk. Es müsste eine Sperre, wie es fast an allen Haltestellen dieser Art ist, angebracht werden. Das wäre ein Gitter an der Rückseite des Wartehäuschens bis an die Einmündung der Straße.“ Die Bürger sind sich einig: „Die Politiker müssen schnell handeln, damit das der letzte Unfall war.“

(Kurier-Verlag)