Schockierende Naziparolen in der Region: Neusser Politiker werden jetzt aktiv

Neuss · Ausländerfeindliche Sprüche, Morddrohungen und Hakenkreuze an Schulen oder Bahnhöfen: Ein Horrorszenario, das in unserer Nachbarstadt Dormagen wahr wurde. Nachdem dort vor vier Wochen der Rohbau der Moschee verunstaltet wurde, folgte das Leibniz-Gymnasium vor einer Woche.

 Noch vor Schulbeginn wurden die fremdenfeindlichen Schmierereien am Leibniz-Gymnasium entfernt. Auch in Neuss sind Bürger und Politiker erschüttert.

Noch vor Schulbeginn wurden die fremdenfeindlichen Schmierereien am Leibniz-Gymnasium entfernt. Auch in Neuss sind Bürger und Politiker erschüttert.

Foto: Foto: Swen Möser

Auch in der Quirinusstadt sind solche Schmierereien vereinzelnd aufgetreten. Wie kann man dieses Unwesen stoppen? Neusser Politiker sind schockiert und wollen jetzt aktiv werden.

Das Rheinische Landestheater an der Oberstraße, am Montagabend, 19 Uhr: Hier lud die SPD zum alljährlichen Neujahrsempfang ein, blickte zuversichtlich in die Zukunft, präsentierte stolz das Prinzenpaar Rolf III. und Jutta I. Tanzeinlagen des Bürgermeisterkandidaten Reiner Breuer begeisterten die über 600 Besucher. Selbst der Düsseldorfer OB Thomas Geisel hüpfte trotz Verletzung am rechten Arm (Skateboardunfall) auf der Bühne mit. Ein Thema wurde trotz all der Heiterkeit dennoch heiß diskutiert: die jüngsten Vorfälle in Dormagen. Ebenso besorgniserregend für viele Politiker: die Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (kurz: Pegida).

Am selben Abend fanden in Köln entsprechende Demonstrationen statt. Kardinal Woelki handelte, indem er den Kölner Dom nicht beleuchten ließ. (der Stadt-Kurier berichtete) "Ein stilles Zeichen des Protests", so der Geistliche. "Die Anhänger der Pegida sind sehr unterschiedlich. Unter ihnen Unzufriedene, Unschlüssige oder Extreme. Mit meiner Aktion will ich die Demonstranten zum Nachdenken bringen", erklärt Woelki.

Dafür wurde er von etlichen Politikern beglückwünscht.

Michael Ziege, stellvertretender Vorsitzende der SPD hat eine klare Meinung zu dieser Strömung. "Der Vorwurf der Islamisierung, den die Pegida immer anführt, ist an den Haaren herbeigezogen. Für uns ist das eine Vereinigung von rechtsgesinnten Bürgern. Wir werden am 12. Januar auch mit einigen Leuten bei der Gegen-Demo in Düsseldorf dabei sein."

Los geht es um 16.50 Uhr an der Straßenbahnhaltestelle Stadthalle. Von dort geht es zum Stresemannplatz in Düsseldorf (Ankunft gegen 17.20 Uhr), wo man auch gerne zustoßen kann. Letzte Etappe ist dann der Weg zum DGB-Haus (etwa 5-10 Minuten). . Interessierte sind eingeladen, sich anzuschließen. Die Neusser Grünen werden ebenfalls bei dem Protest gegen ausländerfeindliche Parolen zugegen sein. Grünen-Sprecherin Susanne Benary-Höck: "Uns ist der Einsatz für die Rechte von Flüchtlingen ein Herzensthema."

Auch Vertreter der CDU schließen sich dem Tenor an. "Geh zur Gegen-Demo und zeige Dich auch. Die Dom Aktion finde ich super", ruft Waltraud Beyen auf Facebook auf.

Thomas Kaumanns wünscht sich sogar mehr Initiative seitens der Kirche: "Von der Kirche erwarte ich mehr, als einfach das Licht auszuschalten, wenn draußen die ,Hölle' los ist. Die Symbolkraft gefällt mir nicht. Die Kirche sollte — um im Bild zu bleiben — heller strahlen als eine Demonstration.", kritisiert der Ratsherr.

Zurück zum Neujahrsempfang der SPD. Hier fand Prinz Rolf III. die richtigen Worte: "Ich bin Kölner, Neusser Karnevalsprinz und stehe mit dem Oberbürgermeister von Düsseldorf auf einer Bühne. Wenn das nicht ein Zeichen von Integration ist."

(Kurier-Verlag)
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