Nickel will allen Menschen in Not helfen Interview mit dem Kandidaten der CDU, der nicht nur Partei-Mann sein will

Stadt-Kurier: · Schwattes Nüss: Seit Menschengedenken stellt die Neusser CDU den Bürgermeister. Gut möglich, dass der langjährige Vizebürgermeister und Schützen-Präsident Thomas Nickel demnächst der Rathaus-Chef ist.

Was will er erreichen? Wird er die Stadt in eine gute Zukunft führen? Lässt er auch die Armen nicht allein? Wir fragten ihn einfach.

Herr Nickel, werden die Neusser wie immer den CDU-Kandidaten wählen oder sehen sie eine Wechselstimmung?

Thomas Nickel:

Ich bewerbe mich als Bürgermeister für alle Neusserinnen und Neusser, egal welcher Partei sie nahe stehen. Mir geht es um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Stadt-Kurier:

Ist es nicht so, dass mutige Unternehmer in Neuss für den Aufschwung sorgen, dass Neuss von der zentralen Lage im Ballungsraum der Großstädte profitiert. Das hätte doch auch eine langjährige SPD-Regierung in Neuss nicht vermasselt, oder?

Thomas Nickel:

Am 13. September stehen Personen zur Wahl, nicht Parteien. Ich bewerbe mich, weil ich die notwendige Erfahrung habe. In Neuss ist unser Erfolgsrezept, dass Unternehmer, Arbeitnehmer, Stadt und Ehrenamtler Hand in Hand arbeiten. Miteinander, nicht gegeneinander. Dafür stehe ich.

Stadt-Kurier:

Ich kenne viele Kinder in Neuss, die in Armut leben. Auf dem Papier bekommen sie Hilfe vom Jobcenter, doch nachweislich kommt dieses Geld nicht an. Für die Pannen hat sich das Jobcenter bereits entschuldigt. Dennoch haben die Stadtwerke wegen nicht bezahlter Stromrechnungen die Sache an ein Inkassobüro weitergegeben. Der Bauverein schiebt teure Zwangsräumungen an. Die Kosten explodieren und schnell hat eine junge Familie 10.000 Euro Schulden. Neuss ist längst keine soziale Stadt mehr, oder?

Thomas Nickel:

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jobcenter und im Bauverein haben einen schwierigen Job. Ich bin froh, dass sie für in Not geratene Menschen da sind. Sie sorgen für soziale Hilfen und mehr günstigen Wohnraum. Wo ich erfahre, dass etwas schief läuft, gehe ich dem nach. Auch gegenüber Stadtwerken und Bauverein. Ich will, dass die Menschen fair behandelt werden.

Stadt-Kurier:

Ja, aber es ist doch eine Schande für Neuss, wenn einem sechs Tage alten Säugling der Strom abgedreht wird, weil gerade der Papa bei einem Verkehrsunfall gestorben ist und die Mutter in ein tiefes Loch fällt. Es ist eine Schande, dass der verzweifelten Mutter, dem Säugling und der einjährigen Tochter die Wohnung vom Amt weggenommen wird, weil ja jetzt der Papa und Ehemann nicht mehr lebt.

Thomas Nickel:

Die Mutter soll sich an mich wenden. Ich prüfe, was Fakt ist, und kümmere mich um eine Lösung, gemeinsam mit den sozialen Verbänden, den städtischen Ämtern und Unternehmen. Wer mich kennt, weiß: Wo ich Menschen helfen kann, tue ich das. In diesem und in jedem Fall.

Stadt-Kurier:

Ihre Parteifreundin Monika Martens-Marl fordert ja mit einer Facebook-Kampagne das Recht auf Ehe für Homosexuelle und verstößt damit klar gegen die Vorstellungen aller Weltreligionen. Sie war lange Zeit Kirchenvorstandsmitglied. Wie „modern“ ist Thomas Nickel?

Thomas Nickel:

Wir sollten allen Menschen mit Respekt begegnen, egal mit wem sie zusammen leben, egal woran sie glauben oder nicht glauben. Ich bin froh, in einem Land zu leben, wo diese Freiheiten gegeben sind. Ich persönlich freue mich über jedes Kind in Neuss und für jeden, der das Glück hat, Kinder bekommen zu können. Als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses habe ich ehrenamtlich dafür gearbeitet, die Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche in Neuss zu verbessern. Diese Arbeit werde ich als Bürgermeister fortsetzen.

Stadt-Kurier:

Ich mache mir Sorgen, dass von der Politik gepriesene „Willkommenskultur“ in Neuss leidet, wenn alle Energien ausschließlich auf die Unterbringung der Flüchtlinge gelenkt werden, während viele Menschen hier keine Wohnung finden. Es muss im reichen Neuss doch beides möglich sein: Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge, die zum Teil verfolgt werden, und die Sorge um die vielen einheimischen Armen in Neuss. Wie wollen Sie als Bürgermeister auf diesem Feld agieren?

Thomas Nickel:

Menschen in Not müssen wir helfen, egal ob sie als Flüchtlinge vor Krieg fliehen oder als Neusser in soziale Not geraten. Es ist nicht gut, dass das Land NRW nur ein Viertel der vom Bund bereit gestellten Gelder für die Flüchtlinge weiter leitet. Rot-Grün in Düsseldorf bekommt wenig auf die Reihe. Darunter leiden die Schwächsten. Wir wollen menschenwürdige und ordentliche Unterkünfte, nicht Zelte und Großhallen.

Stadt-Kurier:

Die Einwohnerzahlen steigen, was für Sie gut ist. Denn ab dauerhaft 150.000 Einwohner bekommt der Bürgermeister von Neuss ein höheres Gehalt...

Thomas Nickel:

Die Stadt Neuss hat schon seit Jahren über 150.000 Einwohner und wächst glücklicherweise weiter. Ich habe mich in einer Versicherung jahrzehntelang hochgearbeitet, vom Auszubildenden bis zum Direktor. Meine Erfahrung will ich als Bürgermeister einbringen. So kann ich Neuss etwas zurückgeben. Meine Frau Ruth und ich wohnen gerne hier, engagieren uns ehrenamtlich und führen uns wohl.

Stadt-Kurier:

Herr Nickel, danke für das Gespräch.

(Kurier-Verlag)
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