Sumpfgebiet im Reuschenberger Busch ist trockengelaufen, Anwohner befürchten: „Nächstes Fischsterben am Groov’schen Loch könnte kommen!“

Neuss · Das „Groov’sche Loch“, ein Sumpfgebiet und Biotop im Reuschenberger Busch, ist am vergangenen Wochenende trockengelaufen, was hunderte von Tieren in Lebensgefahr brachte.

 Flußkrebse und Fische sind seitens der Stadtverwaltung im „Groov‘schen Loch“ eher unerwünscht. Dennoch wurden sie am vergangenen Wochenende von engagierten Anwohnern vor dem Erstickungstod gerettet.

Flußkrebse und Fische sind seitens der Stadtverwaltung im „Groov‘schen Loch“ eher unerwünscht. Dennoch wurden sie am vergangenen Wochenende von engagierten Anwohnern vor dem Erstickungstod gerettet.

Foto: privat

Dem beherzten Eingreifen von Anwohnern und Technischem Hilfswerk (THW) ist es zu verdanken, dass zahlreiche Fische gerettet werden konnten.

Anwohner Christian Hernicke ist Bauingenieur und Hydrotechniker. Er kennt die Situation vor Ort bereits seit über 40 Jahren und er befürchtet, dass an diesem Wochenende eine ähnliche Situation eintreten könnte: „Der Schieber, mit dem der Zufluss von der Obererft in das Biotop geregelt wird, wurde nach dem Auffüllen wieder geschlossen. Aktuell sinkt der Pegel und bei der derzeitigen Geschwindigkeit kann es sein, das das Gelände an diesem Wochenende wieder trocken ist.“ Er befürchtet eine ähnliche Krisensituation wie vor einigen Tagen: „Die entsprechenden Notrufnummern der Stadtverwaltung waren nicht besetzt und sogar CDU-Ratsherr Thomas Kaumanns, den wir daraufhin eingeschaltet hatten, hatte Schwierigkeiten, die entsprechenden Stellen zu erreichen.“

Fischrettung im Groovschen Loch. Foto: Christian Hernicke

Fischrettung im Groovschen Loch. Foto: Christian Hernicke

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Auch der SPD-Stadtverordnete und Wahlkreisbetreuer Marc Vanderfuhr wurde informiert. Vanderfuhr will sich um eine Klärung durch die Stadtverwaltung bemühen. „Aktuell wird geprüft, ob eine gemeinsame Maßnahme des Tiefbaumanagements und des Amtes für Stadtgrün, Umwelt und Klimaschutz an der Erft zu dem geplanten Wasserverlust geführt hat“, erklärt Marc Vanderfuhr. Offizielle Ursache ist die Reparatur eines Überlaufschafts, durch den Wasser von der Obererft ins „Groov’sche Loch“ geleitet wird. In den vergangenen Monaten soll sogar zuviel Wasser in das Feuchtbiotop gelangt sein. Während Inspektion und Reparatur soll der Schacht trocken gelegt worden sein und anschließend wurde möglicherweise der Zufluss zu schwach eingestellt. Bereits 2015 war das „Groov’sche Loch“ trockengefallen, vermutlich nach Sanierungsarbeiten am Industriedenkmal „Epanchoir“. Dass das „Groov´sche Loch“ darüber hinaus ab und an auch witterungsbedingt über verhältnismäßig wenig Wasser verfügt oder sogar austrocknet, sei nach Aussage der Stadtverwaltung auch keine ungewöhnliche Situation. Laut Umweltdezernent Matthias Welpmann ist das das „Groov’sche Loch“ per Definition kein Teich, sondern ein „wechselfeuchtes Biotop“ für Pflanzen und Amphibien, allerdings nicht für Fische.

Das wollen die engagierten Anwohner um Christian Hernicke so nicht hinnehmen.

„Wenn es sich tatsächlich um eine geplante Maßnahme der Stadtverwaltung gehandelt hat, sollten eventuelle Auswirkungen zukünftig deutlich besser begleitet und beobachtet werden“, so Marc Vanderfuhr. So sollte beispielsweise darauf geachtet werden, im „Groov´schen Loch“ befindliche Fische zu retten und dies nicht aufmerksamen Anwohnern zu überlassen. Dem SPD-Stadtverordneten wurde zugesichert, dass das Thema intern aufgearbeitet werde. Die SPD hat außerdem bereits angekündigt, über einen Antrag auch einen Bericht im Ausschuss für Umwelt, Grünflächen und Klimaschutz einzufordern.

 Besorgter Anwohner: Christian Hernicke.

Besorgter Anwohner: Christian Hernicke.

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CDU-Mann Thomas Kaumanns reicht das nicht. Er will diesen Lebensraum auf jeden Fall erhalten: „Dabei geht es auch um den Streitpunkt: Handelt es sich hier um ein Biotop oder um eine Naturlandschaft?“, erläutert er, „laut aktueller Definition ist das ,Groov‘sche Loch‘ eine Auenlandschaft, bei der es ganz normal ist, wenn sie hin und wieder trockenfällt. Doch nach meiner Einschätzung befinden sich Auenlandschaften aber in der Regel in Flussnähe und werden nur bei Hochwasser überflutet. Für mich ist es wichtig, herauszufinden, wie gut und sinnvoll es ist, dass hier dauerhaft ein Lebensraum für Fische und andere Tiere erhalten wird. Dazu werde ich mich mit dem BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz, in Verbindung setzen.“

Außerdem will Thomas Kaumanns jetzt zeitnah einen Ortstermin in der Neusser Pomona mit Anwohnern, Vertretern der Stadtverwaltung und Ingeborg Arndt (ehemals „Die Grünen“, aktuell „FRaktion Jetzt!“) auf die Beine stellen.

Thomas Broich

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