1. Kaarst

Ausbildung bei der SG — damit Vahid Faiazi in Deutschland bleiben darf

Integration durch Sport+++So engagieren sich Vereine für Flüchtlinge : Ausbildung bei der SG — damit Vahid Faiazi in Deutschland bleiben darf

"Sport verbindet!" — ein Slogan, der gerade in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Jetzt gilt es, die Neu-Bürger aus anderen Ländern nach der ersten Phase des Einlebens zu integrieren.

Die Kaarster Sportvereine nehmen diese Verantwortung ernst. Ein Beispiel: Die SG Kaarst bewahrt den afghanischen Flüchtling Vahid Faiazi vor der Abschiebung, indem sie ihm eine Ausbildungsstelle anbietet.

Vahids Odysee endete vor rund zwei Jahren in Deutschland. Zuvor musste sich der 18-Jährige allein durchschlagen: Als er sechs Jahre alt war, wurden seine Eltern von den Taliban getötet. Als auch er um sein Leben fürchten musste, machte er sich auf den Weg in den Iran — ganz allein und im Alter von 13 Jahren. Er arbeitete als Maler und Schneider, versuchte, sein Schicksal zu meistern. "Aber es ist schwer, als Afghane im Iran zu leben", erinnert sich Vahid, zumal er auf der Flucht aus Afghanistan seine Papiere nicht mitnehmen konnte. "Ich wurde alle paar Tage von der Polizei kontrolliert", so Vahid. Bei einer dieser Leibesvisitationen — Vahid hatte gerade seinen 16. Geburtstag gefeiert — wollten die Ordnungshüter ihm einen iranischen Pass besorgen und als Soldat nach Syrien in den Kampf gegen den IS schicken.

Doch Vahid hatte Angst vor den Schrecken des Krieges, kratzte sein letztes Geld zusammen und bezahlte so seine Flucht in die Türkei und schließlich über Mazedonien, Serbien und Österreich nach Deutschland. In Meerbusch hat er eine neue Heimat gefunden, wurde hier liebevoll von einer Familie aufgenommen und lernt fleißig die deutsche Sprache, die er mittlerweile sehr gut beherrscht. Doch jetzt drohte die Abschiebung. Einzige Möglichkeit, diese zu verhindern: Vahid brauchte eine Ausbildungsstelle. Und da kam Monika Hermanns ins Spiel. Die Bereichsleiterin der Rezeption im SG-Gesundheitszentrum an der Pestalozzistraße in Kaarst ist mit Vahids neuer Familie befreundet. Sie fragte beim Vereinsvorstand nach. Der Vorsitzende Heinz Wieland und Geschäftsstellenleiter Andreas Warnt waren sofort angetan von dem engagierten jungen Mann. "Ich habe immer davon geträumt, beruflich etwas mit Sport zu machen", freut sich Vahid, der jetzt eine Aufenthaltsgestattung für drei Jahre bekommen hat. In dieser Zeit wird er die Ausbildung zum Sportfachmann bei der SG Kaarst abgeschlossen haben — und dann hat er vielleicht erneut die Chance, eine Abschiebung zu verhindern.

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Auch die anderen Sportvereine in Kaarst engagieren sich für Flüchtlinge. Der VfR Büttgen hat bereits bei der Einweihung des Wohnheims an der Von-Stein-Straße die Neu-Bürger zum Mitkicken animiert. Beim BTV Vorst probierten Flüchtlinge das Volleyballspiel aus. Ein Fußballprojekt der besonderen Art hatte Konny Wilms in der Pfarrgemeinde St. Martinus Kaarst auf die Beine gestellt: Er hat eine ganze Mannschaft aus Menschen aus verschiedenen Ländern geformt — Völkerverständigung der besten Art und Weise.

Man merkt: In Kaarst wird Integration gelebt. Nur so kann es gelingen, die Neu-Bürger zu einem wertvollen Teil unserer Gesellschaft werden zu lassen.