„Ich bin auf den Bus angewiesen, kann ihn aber kaum betreten!“ Seniorin klagt über Barrieren

Driesch · Wenn Christine Eigen einkaufen, zum Arzt oder andere Besorgungen erledigen muss, ist sie auf die Buslinie 860 angewiesen. Die wird jedoch häufig von Fahrzeugen bedient, die hohe Stufen haben. Deshalb ist die nicht mehr ganz so mobile Driescherin bereits aus dem Bus gefallen.

 Christine Eigen muss immer hoffen, dass der Niederflurbus hält — sonst traut sie sich kaum noch den Einstieg zu.

Christine Eigen muss immer hoffen, dass der Niederflurbus hält — sonst traut sie sich kaum noch den Einstieg zu.

Foto: Hanna Loll

"Für mich ist das behindertenfeindlich!", findet Eigen.

"Das kann doch wohl nicht wahr sein", ärgert sich die 76-jährige Christine Eigen. Die Seniorin aus Driesch ist für alle Wege auf die Buslinie 860 angewiesen, die vom Büttgener Bahnhof zum Kaarster Bahnhof fährt und dabei auch in Driesch hält. "Die Linie wird von zwei verschiedenen Busunternehmen angefahren", weiß Eigen, "und regelmäßig kommt dann auch das Fahrzeug mit den hohen Stufen... Die kann ich — und viele meiner Nachbarn, ebenfalls Senioren oder Mütter mit Kinderwagen, übrigens auch — kaum bewältigen!" Dann muss sie darauf hoffen, einen freundlichen Busfahrer oder aufmerksame Fahrgäste zu erwischen, die ihr beim Einstieg mitsamt ihrem Rollator helfen. "Das ist leider bei weitem nicht immer der Fall...", klagt die Driescherin.

In der Stadt hat man für die missliche Lage der Rentnerin durchaus Verständnis. "Da hat die Verwaltung aber leider keine Handhabe", bedauert Stadtsprecher Peter Böttner, "die Stadt Kaarst richtet ihre Wünsche, was den örtlichen Nahverkehr betrifft, an die Kreisverkehrsgesellschaft und diese vergibt die Aufträge an die jeweiligen Unternehmen." Einen kleinen Hoffnungsschimmer lässt er allerdings durchblicken: "Nach gesetzlichen Vorgaben müssen bis 2022 alle Bordsteinkanten so angepasst werden dass die Busse sie ebenerdig anfahren können."

Bei der Verkehrsgesellschaft zeigt man sich ebenfalls verständnisvoll, allerdings: "Da haben wir keinen direkten Einfluss", beteuert eine Sprecherin, "wir können nur Vorgaben zur Qualität der Fahrzeuge machen." Ergo: Weist ein Bus keine Mängel auf und erfüllt er die Ansprüche der aktuellen Verträge, darf das Unternehmen ihn einsetzen. Die — inzwischen etwas veralteten — Verträge mit den Busunternehmen laufen am 3. Dezember 2019 aus, dann müssen die Aufträge neu vergeben werden. "Derzeit ist ein neuer Nahverkehrsplan in Arbeit, der mehr Barrierefreiheit beinhalten wird", heißt es aus der Verkehrsgesellschaft. Dieser Plan soll im Jahr 2018 fertig sein und dann Auswirkungen auf die Vergabe haben. Das Unternehmen Busverkehr Rheinland, das die Strecke über Subunternehmer befährt, kann die Seniorin verstehen und hat bereits Kontakt zum besagten Busunternehmen, um nach Lösungen zu suchen.

Für Eigen wird es höchste Zeit — schließlich wird die bevorstehende Hüft-OP ihre Situation nicht gerade vereinfachen...

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