Finanzielles Desaster Trennung?

Es beginnt wunderschön: Eine Frau und ein Mann verlieben sich, ziehen zusammen, heiraten vielleicht und bekommen möglicherweise gemeinsam Kinder. Doch wenn die Liebe geht, bleiben nicht nur verletzte Gefühle zurück. Wenn aus einem Paar oder einer Familie wieder zwei Einzelpersonen oder zwei Getrennterziehende mit Kindern werden, birgt das auf vielen Ebenen Risiken.

 Gerade für Frauen mit Kindern birgt eine Trennung ein großes finanzielles Risiko. Oberste Priorität hat das Neusortieren der Finanzen nach der Trennung, um langfristig nicht das Nachsehen zu haben.

Gerade für Frauen mit Kindern birgt eine Trennung ein großes finanzielles Risiko. Oberste Priorität hat das Neusortieren der Finanzen nach der Trennung, um langfristig nicht das Nachsehen zu haben.

Foto: pixabay.com/Steve Buisinne (CCO Creative Commons)

Scheidungen in Deutschland rückläufig

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen von statista zeigt, dass die Scheidungsquote in Deutschland seit 2011 rückläufig ist. Das Jahr 2018 verzeichnet eine Scheidungsquote von 32,94 Prozent. Hiernach wird knapp jede dritte Ehe in Deutschland aktuell geschieden. In der Regel geht einer Scheidung ein längerer Prozess der Unzufriedenheit bei mindestens einem der Partner voraus. Kommt es am Ende zur Scheidung oder auch zur Trennung einer langjährigen Partnerschaft, steht jeder der ehemaligen Partner vor der Aufgabe, aus einem verwobenen gemeinsamen Leben wieder ein Leben zu machen, in dem jeder auf eigenen Beinen steht. Gerade im finanziellen Bereich kann das schwierig sein. Denn bei den Finanzen entsteht bei Paaren oftmals eine Verbindung, die sich nur schlecht ohne Verluste auflösen lässt.

Eigenheim als Spitze des Eisberges

Für viele ist es in Deutschland trotz vieler Hindernisse noch immer die Erfüllung eines großen Traumes: das Eigenheim. Wer sich nun trennt und gemeinsam eine Immobilie besitzt, steht vor der schweren Entscheidung, ob das Haus oder die Wohnung aufgegeben wird oder einer der Ex-Partner die Finanzierung alleine tragen kann. Den bestehenden Kredit weiterzuführen, ist in den seltensten Fällen eine Option. Es lohnt sich, aktiv nach Lösungen zu schauen und an der eigenen Attraktivität als Kreditnehmer zu arbeiten. Wer seine Immobilie verkauft, sollte dies ohne Zeitdruck tun. Denn ein Immobilienverkauf unter einem großen zeitlichen Druck birgt stets das Risiko von Preisdumping.

Finanzielle Engpässe meistern

Auch wenn keine Immobilie eine Rolle spielt, kann der Alltag nach einer Trennung finanziell schwierig sein. Vielleicht fehlt eine verbindliche Unterhaltsregelung oder es sind einige Neuanschaffungen notwendig. Solcherlei Situationen reißen ein Loch in eine ohnehin knappe Haushaltskasse. Wer hier nicht permanent den teuren Dispositionskredit seines Kontos nutzen möchte, braucht eine flexible Alternative. Bei einem Rahmenkredit erhält der Kreditnehmer einen Betrag, den er frei und schrittweise in Anspruch nehmen kann. Die Zinsen eines Rahmenkredits sind niedriger als bei einer Überziehung des Kontos. In einer schwierigen Trennungssituation kann ein frei verfügbarer Betrag komplizierte Situationen entspannen. Wichtig ist dabei, die eigenen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen. Schließlich sollte aus einer Scheidung oder Trennung keine Überschuldung entstehen.

 Endet eine langjährige Beziehung, gibt es oft unmittelbar nach dem Ende einen hohen Klärungsbedarf. Bei Problemen helfen Mediatoren, diesen Prozess lösungsorientiert zu vollziehen.

Endet eine langjährige Beziehung, gibt es oft unmittelbar nach dem Ende einen hohen Klärungsbedarf. Bei Problemen helfen Mediatoren, diesen Prozess lösungsorientiert zu vollziehen.

Foto: pixabay.com/Gerd Altmann (CCO Creative Commons)

Für Klarheit sorgen

Wer sich nach einer langjährigen Partnerschaft trennt, muss in den meisten Fällen Einigungen finden. Obwohl das gerade in der akuten Trennungsphase sehr schwerfällt, sollte in einigen Punkten rasch Klarheit herrschen. Das gilt nicht nur für das Sorge- und Umgangsrecht von Kindern oder gemeinsam gekaufte oder bewohnte Immobilien, sondern auch für gemeinsame Anlagen oder den zukünftigen Umgang miteinander. Fühlt sich jedoch ein Partner von der Trennung überrascht, ist der gemeinsame Umgang selten lösungsorientiert. In solchen Situationen können erbitterte Stellvertreterkämpfe um Details wie beispielsweise Teelöffel entstehen, die keinem der ehemaligen Partner guttun. Wenn ein ehemaliges Paar merkt, dass es alleine keine Lösungen findet, hilft ein Mediator. Ein Mediator ist eine speziell ausgebildete externe Person, die den Dialog moderiert und dafür sorgt, dass das Gespräch nicht mehr auf der alten Paarebene stattfindet. Ein Mediator versucht, einen lösungsorientierten Dialog zwischen den beiden Parteien herzustellen.

Eigene Einkommenssituation überprüfen

Sozialwissenschaftler der Universität Rostock stellten fest, dass nach wie vor Frauen nach einer Scheidung bezüglich ihres Einkommens deutlich schlechter gestellt sind als die geschiedenen Männer. Mütter mit drei oder mehr Kindern würden so zwei Jahre nach einer Scheidung über gerade einmal 16 Prozent des deutschlandweit durchschnittlichen Einkommens verfügen. Hiermit sind alleinerziehende Mütter eine der Risikogruppen für Altersarmut. Umso wichtiger ist es nach einer Trennung für Frauen, die eigene Einkommenssituation zu überprüfen. Ist das eigene Einkommen zu gering, sollte dies langfristig geändert werden. Wege zu mehr Einkommen können Fort- oder Weiterbildungen sein. Zudem gibt es viele Berufsberatungen für Frauen. Diese unterstützen Frauen, die sich neu orientieren oder generell nach einer Auszeit zurück in den Beruf möchten.

Finanzen in die eigene Hand nehmen

Einer Mehrheit an Frauen fällt es noch immer schwer, die eigenen Finanzen selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Im Falle einer Trennung bedeutet das, dass ihnen der Überblick über die eigenen Finanzen und die Erfahrung im Umgang fehlt. Sparpläne oder schützende Versicherungen befinden sich in langjährigen Partnerschaften häufig in der Hand der Männer. Dabei wird gerade das regelmäßige Zurücklegen von Geld als wichtiger Grundstein der Vermögensbildung angesehen. Eine gute Beratung zahlt sich langfristig aus.

Ausgaben kontrollieren

Wenn aus einem Haushalt wieder zwei werden, steigen die Ausgaben im Verhältnis für jeden der Haushalte. In einer finanziell angespannten Situation sollte der eigene Blick stets auf die regelmäßigen Ausgaben gehen. Welcher Bedarf besteht tatsächlich und aus was kann verzichtet werden? Überprüft werden sollten:

  • Verträge wie beispielsweise Mobilfunkverträge
  • Versicherungen
  • Ausgaben für Nahrung
  • Mitgliedschaften
  • Abonnements

Wer vier Wochen ein Haushaltstagebuch führt, wird schnell Einsparpotentiale im Alltag entdecken.

Risiken eindämmen

Wer sich selbstbestimmt um die eigenen Finanzen kümmert und in einer Partnerschaft unabhängig bleibt, minimiert bereits in einer intakten Beziehung das Risiko, im Falle einer späteren Trennung finanzielle Nachteile zu spüren. Nach einer Trennung gilt es, aktiv zu werden und individuelle Lösungen für die eigene Situation zu finden. Wer die passende Beratung in Anspruch nimmt, wird nicht nur finanziell davon profitieren.

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