Mobilität Auto finanzieren: Bank oder Händler?

Der Großteil der Autos wird finanziert. In Zahlen ausgedrückt betreffen rund 58 Prozent aller aufgenommenen Verbraucherkredite die Anschaffung eines Neu- oder Gebrauchtwagens. 32 Prozent entfallen auf gebrauchte Fahrzeuge. Nun stehen Autokäufern durchaus mehrere Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. So stellt sich die Frage, was eigentlich besser ist: Die Finanzierung direkt über den Autohändler oder das Autohaus? Oder ist es günstiger, bei Banken einen Autokredit aufzunehmen? Dieser Artikel guckt sich das einmal an.

 Bei der Autofinanzierung sollen Kunden vorher genau hinschauen und alle Optionen mit in den Vergleich einbeziehen.

Bei der Autofinanzierung sollen Kunden vorher genau hinschauen und alle Optionen mit in den Vergleich einbeziehen.

Foto: Unsplash/Arvid Skywalker

Vorteile der Finanzierung per Bank

Gewiss ist die Bankfinanzierung ein wenig komplizierter, denn Autokäufer müssen sich eigenständig um einen Kredit bemühen und auf dem Weg Angebote miteinander vergleichen. Für die Mühen werden sie aber meist belohnt:

  • Einsparung – Banken bieten meistens bessere Konditionen aus Händler. Laut einer Mitteilung von smava, die Angebote von Händlern und Banken verglichen haben, konnten Kunden bei einem Bankkredit fast immer Zinsen einsparen.
  • Unabhängigkeit – wer selbst einen Autokredit sucht, der entscheidet sich schließlich bewusst für einen Anbieter, wenn dieser gute Konditionen und Rahmenbedingungen bietet. Bei Händlerfinanzierung ist eine unabhängige Entscheidung nicht möglich, da Händler nur mit höchstens drei Banken zusammenarbeiten und die Finanzierung im Vorfeld schon festgelegt ist.
  • Optionen – der Autokredit ist günstig und kann mittlerweile auf allen Vergleichsplattformen ausgewählt werden. Nun gibt es die Variante, dass die Zulassungsbescheinigung dem Kreditgeber übergeben wird, womit das Auto praktisch zum Pfandstück wird. Die Zinsen bei diesen Krediten sind besonders günstig, zugleich werden sie recht unbürokratisch vergeben. Die Alternative ist, den Brief zu behalten, dafür aber höhere Zinsen zu zahlen.

Grundsätzlich bietet sich zumindest ein Vergleich der Autokredite an. Wer sich für einen Bankkredit entscheidet, der kann – je nach Händler und Autohaus – noch einen weiteren Trumpf ausspielen: den Barzahlervorteil. Weiterhin geben einige Händler Rabatte, wenn der Kunde den Kaufpreis direkt bezahlt. Ob sich dieser Rabatt in Geld, dem Satz Winterreifen oder auch in einem Tankgutschein ausweist, ist hingegen unterschiedlich.

Vorteile der Händlerfinanzierung

Sowohl Neuwagen- als auch reine Gebrauchtwagenhändler bieten Finanzierungslösungen an. Markenhändler arbeiten dafür meist mit der Autobank des Herstellers zusammen, während Gebrauchtwagenhändler abhängig von ihrer Ausrichtung eigene Verträge mit Autobanken abschließen. Wie auch bei Finanzierungen bei Elektrohändlern werden für die jeweiligen Autos bereits im Vorfeld ein bis drei Finanzierungsangebote verfasst, die die Rahmenkonditionen vorgeben. Einzig der ausgewiesene Zinssatz wird schließlich an die Person des Kunden angepasst. Aber welche Vorteile gibt es?

  • Unkompliziert – die Händlerfinanzierung ist unheimlich unkompliziert, da sie gleich beim Händler abgeschlossen wird. Autokäufer müssen sich nicht selbst um einen Kredit bemühen.
  • Ein Weg – wer schon bei der Autosuche seine relevanten Unterlagen bei sich trägt, der kann die Finanzierung praktisch mit der Autobesichtigung in die Wege leiten.
  • Keine Wartezeit – durch die Händlerfinanzierung spart sich ein Käufer mitunter die Wartezeit, die durch Vergleiche und Kreditanfragen entstehen kann. Aber: Auch die Autobank wird die Bonität und die Kreditwürdigkeit des Käufers prüfen. Eine Zusage kann der Händler erst erteilen, wenn die Bank ihm geantwortet hat.

Auf der anderen Seite sind Händlerfinanzierungen mitunter teurer als Autokredite auf dem freien Kreditmarkt. Den Komfort, den der Händler bietet, bezahlt der Kunde also mit.

Was lohnt sich wann?

Gibt es den richtigen Weg der Autofinanzierung? Ganz sicher nicht, denn es kommt immer darauf an. Autokäufer sind gut beraten, sich im Vorfeld zu informieren und schon vorab einmal zu prüfen, welche Kosten Kredite verursachen und wie die Konditionen auf dem freien Kreditmarkt sind. Mit diesen Zahlen im Hinterkopf lassen sich die Händlerangebote wesentlich besser prüfen. Es gilt:

  • Händlerfinanzierung – sie lohnt sich, wenn keine Zeit für Vergleiche aufgewendet werden soll. Zugleich kann sich die Händlerfinanzierung immer dann empfehlen, wenn schon im Vorfeld klar ist, dass der Wagen nur zwei oder drei Jahre gefahren werden und schließlich veräußert werden soll. Händlerfinanzierungen bieten diese Option oft an, teils im Rahmen einer 3-Wege-Finanzierung. Doch Vorsicht: Gerade bei Ballonfinanzierungen kann sich eine sehr hohe Rate am Schluss ergeben. Autokredite von Banken untersagen vertraglich häufig die Veräußerung des Fahrzeugs während der Kreditlaufzeit. Allerdings trifft das nicht auf alle Verträge zu.
  • Bankenfinanzierung – wer auf das Geld schauen muss, der ist mit einem freien Autokredit besser bedient. Zusätzlich zu den möglichen Förderungen rund um die Kfz-Anschaffung reduzieren sich die Kreditkosten durch die niedrigen Zinsen. Zugleich kann der Käufer das Auto beim Händler direkt bezahlen, was wiederum Rabatte nach sich zieht.

Mitunter können Händlerfinanzierungen indirekt kostengünstiger sein. Langjährige Kunden eines Autohauses haben manchmal das Glück, dass sie einen besonderen Rabatt bekommen. Waren die Eltern schon Kunden und haben regelmäßig Fahrzeuge gekauft, bekommen Kinder und gar Enkelkinder Fahrzeuge zum niedrigeren Preis, was sich wiederum auf eine Finanzierung auswirkt, da die Kreditsumme niedriger ist. Meist werden diese Sonderrabatte allerdings nur in Verbindung mit einer Finanzierung gewährt.

Letztendlich stehen Autokäufern viele Möglichkeiten zur Verfügung, die jedoch stets ein wenig Mithilfe erfordern. Es spielt übrigens weder bei der Händler- noch bei der Bankenfinanzierung eine Rolle, ob das alte Auto in Zahlung gegeben wird. Der Fahrzeugwert stellt nur das Eigenkapital und minimiert die benötigte Kreditsumme. Dass daraus eine Veränderung der Gesamtkreditkosten resultiert, ist verständlich. Wer übrigens sein altes Auto in Zahlung gibt, selbst noch Eigenkapital beisteuert und somit auf eine Summe kommt, die einen sehr niedrigen Autokredit bedeutet, der kann durchaus bei gewöhnlichen Ratenkrediten schauen und prüfen, wie sich das Kostenverhältnis zeigt. Für eine Restsumme von 5.000 Euro lohnen sich echte Autokredite im Regelfall nicht.

 Die Kostenunterschiede zwischen verschiedenen Formen der Autofinanzierung sind mitunter enorm.

Die Kostenunterschiede zwischen verschiedenen Formen der Autofinanzierung sind mitunter enorm.

Foto: Unsplash/Lena Balk

Fazit – keine klare Empfehlung möglich

Natürlich sind Autokredite günstiger und bieten Vorteile. Eine Händlerfinanzierung kann für den Einzelnen jedoch ebenso gut sein, wenngleich sie meist teurer ist. Doch wer sich selbst nicht zutraut, die Kreditangelegenheiten selbst zu regeln oder wer plant, den Wagen nur wenige Jahre zu nutzen und dann wieder zu verkaufen, der ist bei Händlern oft gut aufgehoben. Sparfüchse hingegen nutzen die Autokredite der Banken und freuen sich über die niedrigen Zinsen.

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