1. Neuss

„Visitenkarte der Stadt “ entwickelt sich weiter, doch die Bahn bleibt stur

„Visitenkarte der Stadt “ entwickelt sich weiter, doch die Bahn bleibt stur

Am Donnerstag präsentierte die Neusser Stadtverwaltung stolz die Baufortschritte rund um den Bahnhof, den Vorplatz (Theodor-Heuss-Platz) und den neuen Platz vor dem Jobcenter. Bürgermeister Herbert Napp jubilierte, dass die „usselige Lage hinter der Bahn“ endlich verschwunden sei, doch wenn es darum geht, diese „Visitenkarte der Stadt Neuss“ aufzupolieren, stellt sich eine Beteiligte immer noch stur: die Deutsche Bahn AG.

Über zwei Millionen Menschen pro Jahr passieren den Neusser Hauptbahnhof. Für viele ist es das Erste, was sie von unserer Stadt zu sehen bekommen. Was sie dort erwartet, ist ziemlich trist. Mit der 2008 beschlossenen „Modernisierungsoffensive 2“ sollte sich das ändern, doch die großspurig angekündigten Renovierungen und sogar Erweiterungen des Neusser Bahnhofs schmolzen zusammen wie Eis in der Sonne. Letztendlich blieben nur zwei Behindertenaufzüge und ein neuer Bodenbelag übrig. „Und selbst da wurde das Billigste vom Billigen genommen“, beschwert sich Roland Kehl, sachkundiger Bürger und verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in Neuss. Bürgermeister Herbert Napp (CDU) und sein politischer Gegenspieler Reiner Breuer (SPD) bezeichneten damals die Maßnahmen einmütig als „völlig unzureichend“. CDU-Ratsherr Andreas Hamacher warf der Bahn sogar vor, sich für eine Selbstverständlichkeit zu feiern. Diese ignorante Haltung hat sich bis heute nicht verändert: Wann immer man jemanden aus der Neusser Politik oder Verwaltung zur Bahn AG befragt, bekommt man zu hören: „Die Zusammenarbeit ist schwierig!“ Selbst den Spitzen von Rat und Verwaltung gelingt es offenbar kaum, jemanden bei dem Unternehmen zu finden, der sich zuständig fühlt oder der weiterhelfen kann – das kommt so manchem entnervten Bahnkunden doch bekannt vor...

Das Dumme ist nur, dass diese bewusste oder unbewusste Blockadestrategie auch die Verschönerungsmaßnahmen rings um beeinträchtigen. Gerne würde die Stadt Neuss viele unschöne Punkte rund um Zufuhrstraße und Theodor-Heuss-Platz in Angriff nehmen, doch alles, was sich auf Bahn-Grundstücken befindet, ist natürlich tabu.

So zum Beispiel die Eingangstür des Bahnhofs: Sie ist seit Jahren in erbarmungswürdigem Zustand. Viele Scheiben sind zersplittert, sie werden nicht ersetzt, sondern die Löcher nur notdürftig zugeklebt.

Doch hier gibt es mittlerweile eine Einigung: Der Türbereich bleibt zwar weiterhin im Zuständigkeitsbereich der Bahn, die Stadt Neuss „darf“ jedoch das Geld bereitstellen, das zu ihrer Instandsetzung nötig ist.

Einfacher läuft es zum Glück beim Vordach in Richtung Innenstadt. „Dieser Bereich gehört zur Stadt Neuss“, berichtet Stadtplanerin Katrin Bobenhausen, „hier können wir eigenständig handeln und das werden wir in Kürze, nach dem Ende der Frostperiode, auch tun. Das Metallgerüst bleibt weitgehend erhalten, wird aber modernisiert und die Glaskonstruktion wird ersetzt.“

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Da macht es ärgerlich, wenn sich die DB AG damit brüstet, dass sie 2015 neben Investitionen in die Schieneninfrastruktur angeblich rund 137 Millionen Euro in den Erhalt und die Modernisierung der NRW-Bahnhöfe investieren will.

(Kurier-Verlag)