Dank engagierter Bürger Diese Flächen blühen nur für Insekten

Vorst · Insekten bestäuben Pflanzen und sie dienen als Nahrungsquelle für zahlreiche andere Tierarten, das lernt jedes Kind bereits in der Schule. Doch die Insektenvielfalt geht rapide zurück. Und wie eine Welt ohne Insekten aussehen würde, das können sich nicht einmal die Experten vorstellen – fest steht jedenfalls: Daran, dass die ganzen Ökosysteme um uns herum funktionieren, sei es im Wald, im eigenen Garten oder auf dem Feld, sind Insekten ganz maßgeblich beteiligt.

 Stefan Schwengers, Landwirt aus Vorst, verpachtet blühende Flächen im Namen des Artenschutzes.

Stefan Schwengers, Landwirt aus Vorst, verpachtet blühende Flächen im Namen des Artenschutzes.

Foto: privat

Einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang der Insektenpopulation – auch bei uns im Kreis – liegt im immer knapper werdenden Lebensraum. Blühende Wiesen, sei es auf Flächen, die inzwischen bebaut wurden, oder in Vorgärten, die immer häufiger zubetoniert oder mit Schotter aufgeschüttet werden, boten Insekten Nahrung und einen gesicherten Lebensraum. Deshalb hat sich unter anderem der Landwirt Stefan Schwengers aus Vorst schon im vergangenen Jahr für eine ganz besondere Art des Naturschutzes entschieden: Er bietet Blühpatenschaften an.

Die Idee dahinter ist denkbar einfach: Bürger können für kleines Geld jährlich eine Parzelle einer Wiese pachten, die ausschließlich den Insekten zur Verfügung stehen soll. Das nötige Land dafür stellen die Landwirte, die auch die Aussaat insektenfreundlichen Saatguts übernehmen. Schwengers hat solche Flächen in Vorst bereits 2019 angeboten – mit großem Erfolg. Damals noch in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Verein, startet der Landwirt die Aktion in diesem Jahr in Eigenregie. Die Initiative für die Blühpatenschaften ging übrigens vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband (RLV) aus.

Die Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach wirbt: „Im vergangenen Jahr haben Landwirte im Gebiet der Kreisbauernschaft bereits über 160 Hektar – das sind 1,6 Millionen Quadratmeter oder rund 230 Fußballfelder – an blühenden Flächen angelegt. Mit Ihrer finanziellen Unterstützung wollen wir in diesem Jahr noch mehr tun. Durch Übernahme einer Patenschaft können Sie einen direkten Beitrag zum Insekten- und Artenschutz in der Feldflur leisten.“ Der Vorster kann dieses Ziel nur unterstützen: „Das ist ein sinnvolles Anliegen der Kreisbauernschaft und namentlich ihres Vorsitzenden Wolfgang Wappenschmidt.“

Und so stellt Schwengers auch in diesem Jahr vier Flächen in und um Vorst zur Verfügung, die von engagierten Bürgen für den Artenschutz gepachtet werden können. „Viele Bürger, die sich im vergangenen Jahr beteiligt haben, haben sich bei mir gemeldet und bereits neue Blühpatenschaften übernommen“, freut sich der Landwirt über das Engagement. Auf diese Weise hat er schon mehrere Hundert Quadratmeter verpachtet, die in voller Blüte stehen. „Ich bin froh über das ungebrochene Interesse. Manchmal sind solche Dinge nur Trends, die sich ein Jahr später wieder verflüchtigen und auch angesichts der aktuellen Corona-Pandemie bin ich von dem großen Interesse in so kurzer Zeit überwältigt“, meint Schwengers.

Besonders beeindruckt hat ihn die Instagram-Seite „Antonius_Vorst“ – denn die hatte von seinen Blühpatenschaften erfahren und spontan eine Spendensammelaktion ins Leben gerufen. Auf diese Weise konnten sie eine Fläche von 250 Quadratmetern pachten. „Ich habe die Zahl verdoppelt und 500 Quadratmeter ausgesät, weil ich die Aktion so toll fand!“ Die Wiese blühe bis zum Herbst, soll aber auf jeden Fall bis zum Ende des Jahres erhalten bleiben, verspricht er und erklärt: „Außerdem bieten die Flächen nicht nur den wichtigen Lebensraum für Insekten, sondern auch für Niederwild wie zum Beispiel Kaninchen, die sich im hohen Gras ebenfalls wohlfühlen.“

Wer sich beteiligen möchte, kann sich gern bei Schwengers melden. Los geht es ab 100 Quadratmetern, pro Quadratmeter zahlt man 60 Cent im Jahr. Ab einem Betrag von 60 Euro kann man also Blühpate werden und auf diese Weise zahlreichen Tieren einen artgerechten natürlichen Lebensraum schaffen – schreiben Sie dazu einfach eine Nachricht mit Ihren Kontaktdaten und der Quadratmeterzahl, die Sie gern im Namen des Artenschutzes pachten möchten, an stefan.schwengers@gmx.de. „Viele meiner Kollegen aus der Landwirtschaft haben diese Idee aufgegriffen. Uns liegt sehr viel an unserer Natur und diese Aktion ist ein kleiner, zusätzlicher Baustein für unsere Arbeit im Naturschutz“, erklärt der Vorster.

Weitere Informationen zur Blühpaten-Aktion gibt es unter www.rlv.de/bluehpatenschaft-neuss-mg .

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