Rosen steht als Vizebürgermeister bereit: „Neuss braucht keinen Grüß-August...“
Der CDU-Stadtverordnete Sebastian Rosen ist bereit, Verantwortung in seiner Fraktion zu übernehmen. Nachdem ihm einige Parteifreunde in den vergangenen Tagen
massiv aufgefordert haben, will er nun auch für die freigewordene Position des ersten Vizebürgermeisters der Stadt Neuss kandidieren. Dabei stehen seine Chancen gar nicht so gut. Das weiß er auch. „Trotzdem. Die CDU Neuss braucht wieder mehr Mut. Und den habe ich.“
Neuss.
„Wenn es so viele Parteifreunde wünschen, bin ich auch bereit, Verantwortung für die CDU Neuss zu übernehmen“, sagte Sebastian Rosen (41) am Montagabend in der Fraktionssitzung seiner Partei. Chefin Helga Koenemann kocht vor Wut. Sie wollte keine Personaldiskussion vor den Haushaltsberatungen.
Mitglieder der „großen Fraktion“ hatten Rosen zuvor aufgefordert, als junges Gesicht die Nachfolge des bei der Bürgermeister-Wahl gescheiterten Thomas Nickel (69) anzutreten. Gegen ihn hatte er bei der Jahreshauptversammlung der Mitglieder parteiintern verloren, nachdem er aber nach den ausgezählten Stimmen überraschend weit vor Fraktionschefin Helga Koenemann und MIT-Chef Professor Klaus Goder lag. „Mir ist bewusst, dass ich in der Partei einen viel größeren Rückhalt habe als in der für die Vizebürgermeisterfrage zuständigen kleinen Fraktion. Dennoch bin ich bereit, mein Wissen und Können zum Wohle der Stadt Neuss einzubringen. Ich vertraue darauf, dass die Fraktion klug genug ist, die richtigen Weichen zu stellen. Neuss braucht keinen Grüß-August. Ich werde das Amt wie zuvor schon Reiner Breuer von der SPD politisch interpretieren“, so Rosen. Mit der künftigen zweiten Vizebürgermeisterin Gisela Hohlmann von der SPD verstehe er sich gut. Gerade die jüngste Wahlniederlage der CDU habe es gezeigt, dass die Senioren in der Union zwar wichtig seien, der Wähler jedoch eine frische, unverbrauchte Zukunftsoption wolle. „Alles ist jetzt anders geworden. Wir müssen uns neu erfinden. Das geht nur durch neue Rezepte.“ Rosen hoffe, dass seine Freundin Angelika Quiring-Perl, die auch kandidieren will, nicht nachhaltig böse auf ihn sei. „Ich werde mit Angelika sprechen. Mama Novesia war viele Jahre lang eine sehr gute Vizebürgermeisterin. Auch ein Vorbild für mich. Doch jetzt sind die Zeiten anders.“
Rosen plädiert dafür, gemeinsam mit dem Parteichef und der Fraktionsvorsitzenden nach vorne zu schauen. „Gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam können wir die CDU retten und mit unseren christlichen Werten Neuss dienen“, so Rosen. Parteichef Jörg Geerlings wurde kurz vor der Fraktionssitzung über die neue Entwicklung informiert. Koenemann wollte aber eine Personaldiskussion in diesem Jahr vermeiden, nachdem Thomas Nickel am Samstag regelrecht gezwungen werden musste, von seinem Posten als Vizebürgermeister abzutreten. Rosen: „Ich schätze die Fraktionschefin. Doch die Vermeidung von Personaldiskussionen ist unrealistisch. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen!“