„Schötzejeselle“-Baas Ludger Baten freut sich über ein besonderes Fundstück Die „Schötzejeselle“ sind auch in Kaarst auf Quirinus-Spurensuche

Kaarst · Im benachbarten Neuss wird der heilige Quirinus bekanntlich hoch verehrt. So steht er als Bronzestatue auf der Kuppel des gleichnamigen Münsters und wacht über die Stadt. Spuren seiner Verehrung lassen sich jedoch nicht nur in Neuss finden. Tatsächlich ist die Legende des römischen Tribuns, der für seinen Übertritt zum christlichen Glauben gefoltert und ermordet wurde, in vielen europäischen Ländern angekommen. So wundert es nicht, dass Zeugnisse des Quirinus-Kults auch in Kaarst vorhanden sind.

Die Quirinus‘ Schötzejeselle aus Neuss unter der Leitung von Baas Ludger Baten (Mitte) sind auch in Kaarst auf der Suche nach Spuren der Quirinus-Verehrung.

Foto: Stadt Kaarst

Man muss allerdings schon ganz genau hinschauen. Und dies an einer Stelle, die für historische Zeugnisse eher unverdächtig ist. An der unscheinbaren Klinkerfassade des Hausmeister-Hauses am Bauhof wird man fündig und kann vom Fußweg aus das steinerne Wappen der letzten Äbtissin des Neusser Quirinusstifts über der Eingangstür erspähen. Felicitas Auguste Freiin von Wallbott und Bassenheim hat 1790 nicht nur ihren klangvollen Namen in den Stein eingravieren lassen, sondern wählte als Motiv auch den Wappenschild mit neun Punkten als Zeichen der Quirinus-Verehrung. Das Wissen um diesen Stein ist nicht neu. Tatsächlich wird er an mehreren Stellen in heimatgeschichtlichen Werken beschrieben. Allerdings nicht in einem größeren Kontext. Dies wollen jetzt die Quirinus‘ Schötzejeselle aus Neuss tun. Die Schützengesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Quirinus-Verehrung in der Region und darüber hinaus zu forschen. Ihr Baas Ludger Baten traf sich nun vor Ort mit Stadtarchivar Sven Woelke, um den Stein in Augenschein zu nehmen und die Quellenlage zu besprechen. „Wer über den Stein schreibt, wird unweigerlich zur Geschichte des Holzbüttger Hauses kommen“, sagt Stadtarchivar Sven Woelke. Die Spuren dieser ehemaligen Burganlage lassen sich schon einfacher finden als der Wappenstein. Unweit des Bauhofes sind die Grundmauern der Burganlage freigelegt worden. Eine Burg am Nordkanal? Nicht so ganz – denn Napoleon und der Nordkanal kamen erst viel später. Als die Burg im 14. Jahrhundert gebaut wurde, gab es noch keinen Kanal, dafür aber viel Sumpfland. Die Ritter von Holzbüttgen hat dies offenbar nicht abgeschreckt. Sie benötigten als kurkölnische Lehnsleute einen wehrhaften Stammsitz. Johann von Holzbüttgen hatte nicht nur Sitz und Stimme im kurkölnischen Landtag, sondern war Amtmann des Erzbischofs in Oedt und Kempen. Zu seinem Besitz gehörten auch die Höfe Hoefsteden, Upperhoe und Grensholt in Büttgen.

Weil der Boden so feucht war, setze man die Hauptburg auf ein Fundament aus Holzpfählen in den sumpfigen Untergrund. Ein Wassergraben mit Zugbrücke schützte vor der Einnahme durch Feinde. Erfolgreich war man damit nicht.

Vielmehr wurde die Burg oft angegriffen. 1419 gelangte die Burg schließlich zunächst als Pfand, dann als Eigentum in den Besitz der Äbtissin des Neusser Quirinusstifts. Im Truchsessischen Krieg (1583–1588) wurde die Hauptburg weitgehend zerstört. Doch erst 200 Jahre später ließ besagte Felicitas Auguste Freiin von Wallbott und Bassenheim die Burg vollständig abreißen und auf dem Gelände einen Gutshof errichten – samt Wappen über dem Haupthaus. Für Ludger Baten ist der Stein ein besonderes Fundstück: „Wir sind eher zufällig auf diesen Wappenstein gestoßen, weil wir die Geschichte des Quirinusstifts aufarbeiten. Es ist immer wieder schön, wenn man über solche Funde einen konkreten Bezug zu seinen Forschungen bekommt.“