Perspektive für Flüchtlinge: Hamit hilft Demenzkranken

Neuss · Wenn Hamit von seinem Job als Demenzhelfer berichtet, strahlt er über das ganze Gesicht. "Ich mache das mit ganzem Herzen", berichtet der 27-jährige Iraner. Er ist einer von elf Flüchtlingen, die ihre Qualifizierung zum Demenzhelfer erreicht haben.

 Hamit hat durch das Projekt „Future“ der Augustinuskliniken eine echte Perspektive bekommen. Seine Arbeit als Demenzhelfer macht er gern.

Hamit hat durch das Projekt „Future“ der Augustinuskliniken eine echte Perspektive bekommen. Seine Arbeit als Demenzhelfer macht er gern.

Foto: Foto: Violetta Fehse

Jobs in der Pflegebranche gehören zweifelsohne nicht zu den Traumberufen der jungen Generation. Händeringend wird nach Fachkräften gesucht. Hamit gefällt seine neue Arbeit im St.-Augustinus-Memory-Zentrum gut. "Wir werden alle einmal alt sein und Hilfe brauchen. Deswegen ist es schön, jetzt einen Beitrag leisten zu können. Und man bekommt von den Menschen viel zurück", sagt der junge Mann.

Für die Möglichkeit, eine Perspektive in Deutschland zu bekommen, ist er sehr dankbar. Hamit — der zum Schutz seiner Familie seinen Nachnamen nicht nennen will — lebte als Christ in seinem Heimatland Iran nicht sicher, wurde mehrfach bedroht. Mit den nötigsten Papieren entschied er sich zur Flucht, war einen Monat lang per Zug, Schiff, Bus und zu Fuß unterwegs. Eine Zeit, an die er sich ungern erinnert. Während der Reise traf er in der Türkei auf eine Bande, die ihm seinen Rucksack mit Bargeld und Papieren abnahm.

Heute, in seiner neuen Heimat, fühlt er sich sicher. Aktuell lebt der 27-Jährige in einer Flüchtlingsunterkunft in Grevenbroich-Gustorf. Dort teilen sich 30 Personen jeweils fünf Toiletten und Duschen. Und manche nehmen es mit der Ordnung nicht so genau. "Ich habe es öfter mit Putzplänen versucht, aber die haben bisher nichts gebracht", sagt Hamit mit einem verständnisvollen Lächeln auf den Lippen. Irgendwann will er ohnehin genug Geld verdienen, um auf eigenen Beinen zu stehen und sich eine eigene Wohnung leisten zu können.

Den Start ins Berufsleben haben ihm die Augustinuskliniken ermöglicht. "Arbeit ist nicht nur Geldverdienen, sie stärkt auch das Selbstwertgefühl und erleichtert so die Integration", erklärt Geschäftsführer Paul Neuhäuser den Gedanken. Mit dem Projekt "Asylbewerber und Flüchtlinge als Potenzialträger in Deutschland", kurz "Future", werden Geflüchtete zu Alltagsbegleitern für Demenzkranke ausgebildet. Daneben nehmen sie an verschiedenen Qualifizierungsmaßnahmen im Gesundheitswesen teil.

Elf junge Menschen haben die dreimonatige Qualifizierung jetzt erfolgreich abgeschlossen und werden übernommen. Der Startschuss für die zweite "Future"-Generation ist bereits erfolgt. Als nächstes möchte Hamit eine Ausbildung in der Einrichtung machen — und hat von den Verantwortlichen bereits grünes Licht bekommen.

Einzig und allein an der Bürokratie hapert es noch. "Es gibt viele Hürden. Bei Hamit warten wir auf die Anerkennung seines Schulabschlusses", sagt Andrea Kuckert-Wöstheinrich aus dem Bereich Forschung und Bildung, die das Projekt mit leitet.

Dennoch sind die Verantwortlichen guter Dinge, dass Hamit seine Karriere in den Augustinuskliniken fortsetzen wird. Bis sich die Formalitäten geklärt haben, wird der 27-Jährige dort weiterhin arbeiten. Mit den Bewohnern des Memoryzentrums sei er ja gerade warm geworden.

(Kurier-Verlag)
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