Gelebter aktiver Naturschutz in Kaarst Krötenwanderung: „Krötensammler“ retten alljährlich tausende Tiere

Kaarst · Sonnenaufgang am Kaarster See: Alles ruht – nur eine ist bereits fleißig. Die Kaarsterin Dana Neuber-Lenz gehört zu dem kleinen Team, das den Kröten auf dem Weg vom Vorster Wald in den Kaarster See über die Landstraße (L390) hilft. Jetzt fordert sie gemeinsam mit dem BUND zum wiederholten Male die Erstellung eines Amphibientunnels. Der für die L 390 zuständige Landesbetrieb NRW stellt eine Maßnahme im kommenden Jahr in Aussicht.

 Ingeborg Arndt (l.) und Dana Neubert-Lenz sammeln die Kröten ein und bringen sie sicher über die Straße.

Ingeborg Arndt (l.) und Dana Neubert-Lenz sammeln die Kröten ein und bringen sie sicher über die Straße.

Foto: Kurier Verlag/Rolf Retzlaff

Seit 2021 unterstützt Ingeborg Arndt, Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Neuss, die fleißigen Krötensammler: Alljährlich werden in Höhe des Kaarster Sees auf der Seite des Vorster Walds kleine Plastikzäune aufgestellt. In den Boden eingelassene Behälter dienen als „Auffangstation“ für die kleinen Tierchen. Dana Neuber-Lenz und Stefan Neuber bringen sie dann sicher über die Landstraße zum Kaarster See. Seit genau 20 Jahren engagieren sich die beiden für die Amphibien. In dieser Zeit haben sie zigtausenden Tieren das Leben gerettet. Einziger Wermutstropfen: Nach dem Laichen im See geht es zurück zum Überwintern in den Vorster Wald – und hier werden tausende Kröten überfahren. „Die Rückwanderung dauert einige Monate, da wäre ein Amphibientunnel extrem wichtig“, weiß Dana Neubert-Lenz. Ein aktuelles Problem macht das Anlegen einer solchen Anlage umso dringender: „Viele der Kröten sind vom Rana-Virus befallen. Sie stecken sich gegenseitig in den Sammeleimern an – und so ist die gesamte Population gefährdet“, erklärt Ingeborg Arndt. Sie fordert rund zehn Tunnel, die unter der Straße durchführen sollten und vermeiden könnten, dass die kranken Tiere in engen Kontakt mit den gesunden Artgenossen kommen.

Arndt führt neben dem lebensrettenden Aspekt ein weiteres Argument für den Amphibientunnel an: „Wenn wir die Tiere nicht über die Straße bringen würden, würden Tausende von ihnen überfahren werden. Die Straßendecke wäre so regelrecht verschlammt – und das würde den Autoverkehr gefährden.“

Und ein weiteres Problem kommt auf die „Krötensammler“ zu: Sie suchen dringend weitere Helfer. Stefan Neuber und Dana Neuber-Lenz kümmern sich seit 2004 um die Tiere. Ersterer steht noch im Berufsleben, sammelt die Kröten spät abends und an den Wochenenden ein. Und im März nimmt er sich sogar alljährlich zwei Wochen Urlaub, um Tierleben zu retten.

„Wir sind unendlich froh, dass der BUND, insbesondere Frau Ingeborg Arndt, unser Projekt 2021 verantwortlich übernommen hat, nachdem alle unsere Versuche, verantwortliche Hilfe zu erhalten, über Jahre kläglich gescheitert sind“, sagt Dana Neubert-Lenz.

Wer Interesse hat, die „Krötensammler“ tatkräftig zu unterstützen, erhält weitere Informationen bei Ingeborg Arndt, Tel. 02131/94 01 77, bund.neuss@use.startmail.com.

Aber vielleicht erhört der Landesbetrieb ja die Forderungen nach einem Amphibientunnel. „Uns ist die Situation vor Ort absolut bewusst. Die Maßnahme steht mit sehr hoher Priorität in unserem Arbeitsprogramm“, so eine Pressesprecherin des Landesbetriebs auf Anfrage des Kaarster Extra-Tipp. „Des Weiteren müssen wir schauen, dass wir Unfallhäufungsstellen und gefährliche Situationen für alle Verkehrsteilnehmer reduzieren. Unser Ziel ist mittels Arbeitsverlagerung und Priorisierung in der kommenden Saison der Krötenwanderung eine Verbesserung erzielt zu haben.“

Rolf Retzlaff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort