Grußwort zum Fest „Fürchtet Euch nicht – erstens kommt es anders und zweiten als man denkt!“

Kaarst · Martin Pilz, Pfarrer in der Auferstehungskirche, richtet sich im Namen des Pfarrteams der Evangelischen Kirchengemeinde mit einer ganz besonderen Botschaft an unsere Leser.

 Pfarrer Martin Pilz.

Pfarrer Martin Pilz.

Foto: privat

„Fürchtet Euch nicht – Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“.

Das ist eine Binsenweisheit, die sich in meinem Leben oft bewahrheitet hat. Häufig, wenn ich ein Ziel mit Verbissenheit und ohne nach rechts oder links zu schauen und zu hören verfolgt habe. Die Erfahrung mehrte sich mit der Geburt unserer Kinder, die mit der ihr eigenen Macht die Geschicke unseres Lebens veränderten und für manche Überraschung sorgten. Ich lasse offen, ob es eher positive oder mehr anstrengende Überraschungen waren. Jedenfalls hat mich diese Zeit Offenheit für ungeplante Wendungen gelehrt!

Diese Tage bereiten wir uns alle in angespannten Zeiten auf das Weihnachtsfest vor. Deutlich freier in der Möglichkeit, anderen Menschen zu begegnen und uns nahe zu sein als in den letzten Jahren. Endlich wird es in unseren Kirchen auch wieder Krippenspiele mit „echten“ Kindern geben, die in die Rollen der klassischen Gestalten der Weihnachtsgeschichte schlüpfen und versuchen, sie in die heutige Zeit zu hieven. Und so brüllten mir die Grundschulengel in der letzten Probe die frohe Botschaft durch die hochgedrehte Mikrofonanlage entgegen:“ Fürchtet euch nicht, euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids!“ Würden wir diese Botschaft zum ersten Mal hören, käme sie uns ziemlich grotesk vor und wir würden wohl fragen, wie das sein könne, dass ein Neugeborenes ein Retter und Herrscher sei.

Auch die religiös Verantwortlichen zur Zeit Jesu haben sich den Messias und Retter der Welt deutlich anders vorgestellt: Eher gewaltig, mit Ross, Rüstung und Waffen, ein schlagkräftiger König, der mit den Unterdrückern mal ordentlich aufräumt! Es kam anders. Gott wählte den gewaltlosen, menschlichen Weg, zunächst verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit. Engel waren an mehreren Stellen daran beteiligt und ihre Botschaft fing immer ähnlich an: Dreimal im Lukasevangelium: „Fürchte dich nicht, Zacharias, dein Gebet wurde erhört“. „Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade gefunden!“. „Fürchtet euch nicht“ zu den Hirten auf dem Feld. Es gibt ein Zeichen: Das Kind in der Krippe, der Heiland. Der Beginn der neuerlichen Rettungsgeschichte Gottes mit seinen Menschen. „Ist denn diese Welt noch zu retten?“, können Sie jetzt zu Recht fragen. Und wenn ja, dann doch nicht so! Heil scheint doch heute eher im Gebrauch der richtigen Waffen zu liegen.

Bitte nicht falsch verstehen, ich könnte dem ukrainischen Volk die Bitte nach Waffen wohl auch nicht abschlagen, aber eine nachhaltige Friedenslösung ist das nicht und macht mir eher Angst. „Fürchtet euch nicht“, brüllen meine Engel und zeigen auf den Stall. Gott hat eine andere Idee und möchte möglichst viele Menschen von seiner Friedenslösung überzeugen. Die Hirten haben sich dann mit Furcht und Freude auf den Weg gemacht. Hoffentlich tun Menschen es ihnen in aller Welt nach und es kommt wieder anders als mancher denkt. Ich wünsche Ihnen auch im Namen meiner Kolleginnen Maike Neumann, Annette Begemann und Ralf Düchting friedliche und gesegnete Weihnachten.

Ihr Martin Pilz

(-skB)
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