Musiktherapeut Martin Dittert erfreut Gäste im Hospiz „Auch für mich ist Musik wie eine Therapie“

Rhein-Kreis Neuss · Martin Dittert nimmt auf seinem mitgebrachten braunen Lederhocker Platz und stimmt noch die letzten Saiten seiner Akustikgitarre, da kommen schon die ersten Gäste gespannt in den Eingangsbereich. Jeden Donnerstag ist der integrative Musiktherapeut im Augustinus Hospiz der St. Augustinus Gruppe zu Besuch und begleitet sowohl die Gäste als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer musikalischen Reise der Klänge und Melodien.

Martin Dittert spielt gemeinsam mit einem Hospizgast auf der Handpan. Foto: St. Augustinus Gruppe

Martin Dittert spielt gemeinsam mit einem Hospizgast auf der Handpan. Foto: St. Augustinus Gruppe

Foto: Augustinus Gruppe

Schon früh entdeckte Martin Dittert seine Leidenschaft für die Musik: „Ich wollte früher immer der typische Rockstar werden“, lacht der 47-Jährige. „Dann habe ich aber doch eine normale Ausbildung gemacht. Ich bin in die Medienbranche gegangen und Kameramann geworden“, erklärt Dittert weiter. Doch ihm fehlte die Musik, worauf hin er Musik studierte. „Durch mehrere Weiterbildungen bin ich dann zur integrativen Musiktherapie gekommen. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, so der Korschenbroicher. Heute arbeitet er hauptsächlich für die Lebenshilfe im Rhein-Kreis Neuss. Dort spielt er für Menschen mit einer geistigen Behinderung. „Ich arbeite mit vielen verschiedenen Menschen unterschiedlichsten Alters zusammen. Die verschiedenen Reaktionen auf die Musik sind für mich sehr spannend zu beobachten“, so der zweifache Familienvater, der auch eigene Lieder schreibt.

Ins Augustinus Hospiz kommt er seit sechs Jahren. Für die Gäste im Hospiz ist es jedes Mal ein Höhepunkt. „Ich freue mich immer, wenn Martin Dittert kommt. Es ist eine gelungene Ablenkung vom Alltag und ich genieße es sehr“, so Hildegard Müller (Name geändert), ein Gast des Hospizes. Welche Lieder Martin Dittert spielt, ist immer unterschiedlich. „Natürlich passen wir je nach Jahreszeit die Stücke etwas an. Außerdem haben die Gäste immer die Möglichkeit, sich Titel zu wünschen. Dadurch kommt jedes Mal aufs Neue eine ganze andere und sehr bunte Liste an Songs zusammen“, erklärt der Musiker. An diesem Tag fängt er auf Wunsch von Hildegard Müller mit dem Titel „Brown eyed Girl“ von Van Morrison an. Um den unterschiedlichen Musikwünschen gerecht zu werden, hat Dittert neben seiner Akustikgitarre verschiedenste Instrumente dabei. So kommt es zu einem sehr emotionalen Moment, als er auf seiner Ukulele das Lied „Over the Rainbow“ von Israel Kamakawiwo’ole anstimmt.

Welche Wirkung die Musik bei den Gästen hat, bekommen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Neusser Einrichtung mit. „Bei manchen Gästen, waren selbst wir überrascht von den Reaktionen. Manchmal tanzen sogar wir Mitarbeiter mit“, so Aljana Pellny, Mitarbeiterin im Sozialen Dienst. „Ich freue mich immer sehr, wenn ich sehe, dass ich mit meiner Musik bei den Menschen etwas bewirke und sie dazu einladen kann, aus negativen Gedankenschleifen rauszukommen, um neue kreative Ausdrucksmöglichkeiten zu finden“, erläutert Dittert seine Motivation. Gerne geht er auch auf die Menschen zu und lässt sie die Instrumente ausprobieren. So sind bereits viele unvergessliche Momente entstanden: „Einmal war ich bei einem Gast im Zimmer und ich schlug ihr das Lied ‚Über den Wolken‘ von Reinhard Mey vor. Sie antwortete mir dann, sie würde lieber ‚Unter den Wolken‘ von den Toten Hosen hören.“

Eine Mitarbeiterin stellte seinerzeit den Kontakt zu Martin Dittert her. Dass er bereits seit vielen Jahren im Augustinus Hospiz die Gäste in ihrem letzten Zuhause glücklich machen kann, ist ausschließlich durch Spenden möglich, auf die das Haus dringend angewiesen ist.  

(-skB)
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